Beschluss im Moosburger Stadtrat:Wetterschutz für Baracke

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Auf Betreiben von Erwin Köhler erhält die ehemalige Häftlingsunterkunft nun doch ein Dach, damit sich ihr Zustand nicht weiter verschlechtert

Von Alexander Kappen, Moosburg

Jahrelang war die Sabathiel-Baracke, die letzte noch weitgehend im Originalzustand erhaltene Häftlings-Unterkunft des früheren Kriegsgefangenenlagers Stalag VII A in Moosburg, Wind und Wetter ausgesetzt. Die Kommune hatte das Baudenkmal, das sich schon damals in einem sehr schlechten Zustand befand, 2011 für 200 000 Euro erworben.

Der Stadtrat hatte sich dafür ausgesprochen, keine weiteren Maßnahmen zu ergreifen, die Baracke zu erhalten, solange es ihr Bauzustand zulasse, und das Grundstück später anderweitig zu verwenden. Inzwischen schätzt die Mehrheit des Gremiums, auch gestützt durch Expertenmeinungen, die Lage anders ein. Auf Betreiben von Erwin Köhler (UMB) beschloss der Stadtrat jetzt, die Baracke schnellstmöglich zu überdachen, um sie vor dem weiteren Verfall zu schützen.

Der Finanzausschuss hatte zunächst beschlossen, 66 000 Euro für kommendes Jahr zu reservieren, aber erst ein Gutachten abzuwarten und dann zu entscheiden, ob man damit eine Überdachung oder irgendeine andere Maßnahme finanziert. Erwin Köhler blieb jedoch am Ball und drängte auf eine nochmalige Behandlung im Stadtrat. Ziel war, bereits jetzt definitiv eine Überdachung zu beschließen, weil noch ein Winter ohne Wetterschutz der Baracke zusätzlichen Schaden zufügen könnte. Laut dem Beschluss soll nun umgehend ein Bauantrag gestellt werden. Wenn die Frage möglicher Zuschüsse geklärt worden ist, sind Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU) und ihre Verwaltung ermächtigt, die Ausschreibung für den Auftrag vorzunehmen. Man habe bereits drei Angebote vorliegen und weitergereicht, sagte die Bürgermeisterin, "wenn das Landratsamt sagt, die reichen, dann wäre die Ausschreibung erledigt". Der Stadtrat fasste den Beschluss mit 16:6 Stimmen, nachdem zuvor der Beschluss des Finanzausschusses, eine umgehende Überdachung der Baracke nicht vorzunehmen, gekippt worden war.

Dass an dem Gebäude noch was zu retten ist, glaubt nach wie vor nicht jeder im Stadtrat. "Ich denke, dass das Denkmal nicht mehr gegeben ist", sagte die Bürgermeisterin. Hildegard Sahler vom Denkmalschutz habe gesagt, "dass da zu wenig noch übrig ist". Auch Vizebürgermeister Josef Dollinger (FW) verwies darauf, dass Sahler "bereits vor sechs Jahren bei ihrem Besuch gesagt hat, dass die Baracke verfallen ist und sich eine Sanierung nicht mehr lohnt". Er wehrte sich gegen den Vorwurf, die Stadt habe die Baracke einfach verfallen lassen. Man habe sie 2011 gekauft unter der Prämisse, "sie halt so lange stehen zu lassen, wie sie steht, und wenn sie zusammenfällt, für das Grundstück was Neues zu überlegen". Andreas Müller (CSU) schätzte, "dass vielleicht noch zehn bis 15 Prozent von der Substanz verwendbar sind, eine Restaurierung macht keinen Sinn".

Das Denkmalnetz Bayern und das bauhistorische Fachbüro Schulz + Drieschner hatten in Stellungnahmen auf die potenzielle internationale Bedeutung des Denkmals hingewiesen und gefragt, ob man es sich erlauben könne, ein so wichtiges Zeitzeugnis eines von Deutschland verursachten Kriegs zu beseitigen. Auch Alfred Wagner (Grüne) meinte, der Erhalt sei "wichtig in der heutigen Zeit, in der rechte Strömungen im Aufwind sind". Der Beschluss 2011 habe übrigens gegen das Gesetz verstoßen, denn "Denkmäler sind zu erhalten, man darf sie nicht verfallen lassen". Auch sein Fraktionskollege Michael Stanglmaier meinte: "Für mich hat der Erhalt der Baracke mittlerweile Vorrang." Köhler sagte, bei einem späteren Wiederverkauf der 66 000 Euro teuren Überdachung könne man in jedem Fall die Hälfte des Betrags wieder reinbekommen. Erwin Weber (CSU) bezweifelte das, war aber dennoch für die Überdachung: "Das ist ein Denkmal von internationalem Interesse, wenn wir jetzt nichts machen, ist es unumkehrbar."

© SZ vom 28.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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