Belastung von Speisefischen aus der Moosach:Alles hinter den Kulissen

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In Speisefischen aus der Moosach wurde im Herbst Malachitgrün gefunden, das Landratsamt informierte nicht über den Vorfall. Jetzt kommt Kritik von SPD und den Linken. (Foto: Johannes Simon)

Kritik an mangelhafter Informationspolitik des Freisinger Landratsamtes.

Von Peter Becker, Freising

Kritik von der Freisinger Linken und der Landtagsfraktion der SPD ernten das Landratsamt und weitere bayerische Behörden dafür, dass sie die Öffentlichkeit nicht sofort über die Belastung von Speisefischen aus der Moosach mit dem Parasitenbekämpfungsmittel Malachitgrün unterrichtet haben. Dieses steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Für den Verbraucherschutzexperten der SPD-Landtagsfraktion Florian von Brunn ist der Fall klar. "Statt die Verbraucher zu warnen, haben die zuständigen bayerischen Behörden wieder einmal alles hinter den Kulissen abgewickelt", kritisiert er in einer Pressemitteilung. Sie schütze zuerst wie immer die Unternehmen. Die Freisinger Linke stößt ins gleiche Horn: "Das Landratsamt, das die Vorgänge seit dem vergangenen Jahr untersucht, hat es nicht für notwendig gehalten, die Öffentlichkeit zu informieren", heißt es in deren Stellungnahme.

Im September 2018 hatte eine Kontrolle von Speisefischen im Landkreis Traunstein ergeben, dass diese mit Malachitgrün belastet waren. Auf die Suche nach dem Verursacher führte die Spur zu Fischzuchtbetrieben im Landkreis Freising. Von Brunn weist daraufhin, dass in der Europäischen Union seit Jahren für Malachitgrün eine "Null-Toleranz-Grenze" bestehe. Der Stoff gilt als krebserregend und genschädigend. Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit geht davon aus, dass die Rückstände in den Fischen zu gering gewesen seien, um gesundheitsgefährdend zu sein. Deshalb sah auch das Landratsamt keinen Anlass, die Öffentlichkeit zu informieren.

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Laut Bundesverfassungsgericht soll im Zweifelsfall informiert werden

Für von Brunn ist dies ein zweifelhaften Vorgehen. "Wollten die zuständigen Behörden nur anhand einer kleinen Stichprobe ausschließen, dass keine höher belasteten Fische auf den Tellern gelandet sind, als die Stichproben ergeben haben?", bemängelt der Verbraucherschutzexperte. Seiner Ansicht nach hätten die bayerischen Behörden warnen müssen, zumal das Bundesverfassungsgericht erst vor einem Jahr entschieden habe, dass das Informationsrecht der Öffentlichkeit im Zweifelsfall Vorrang habe. Und die Freisinger Linken treibt die Frage um, warum dann drei Freisinger Fischzuchtbetriebe gesperrt waren, wenn die Gesundheit der Freisinger angeblich nicht gefährdet war.

Die Freisinger Linke erwartet von den Verantwortlichen im Landratsamt, die Vorfälle schnellstmöglich aufzuklären und die Öffentlichkeit zu informieren. "Wir erwarten Antworten auf die Frage, ob an der Moosach je eine Gesundheitsgefährdung für die Freisinger Bevölkerung bestand oder eventuell sogar noch besteht." Von Brunn verlangt eine öffentliche Erklärung vom zuständigen Staatsminister Thorsten Glauber (FW).

© SZ vom 08.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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