Selbst eine Ehrung langjähriger Mitglieder erfordert "in Zeiten wie diesen" eine gewisse Logistik: Die Urkunden und Präsente des FC Neufahrn liegen auf einem Tisch abseits der Versammlung. Dort holt sich jeder, der vom Vorsitzenden Hans-Peter Pohle über das Mikrofon aufgerufen wird, seine Auszeichnung selbst ab. Auch Worte wollen gut gewählt sein. "Die Entwicklung ist insgesamt positiv", sagt Tischtennis-Abteilungsleiter Jürgen Fuchs in seinem Bericht und zuckt bei der Standard-Formulierung fast ein bisschen zusammen. "Positiv", das dürfe man jetzt nicht falsch verstehen, "ich hoffe, dass es im Herbst nicht wieder losgeht."
Der FC Neufahrn gehört zu den ersten Vereinen im Ort, die sich trotz Corona wieder an eine Jahreshauptversammlung wagen, und der Vorstand hat dafür einen pandemiekonformen Rahmen gefunden: Die Bänke und Stühle für die Mitglieder sind im Freien - zwischen Sportheim und Fußballplatz - aufgestellt. So gibt es keine Probleme mit den Abstandsregeln, obwohl gut 70 Mitglieder gekommen sind. Wer seinen Platz verlässt, muss eine FFP2-Maske tragen. Ansonsten geht es "oben ohne".
Wichtigster Tagesordnungspunkt: Neuwahlen. Schon im November wären sie fällig gewesen, jetzt soll der inzwischen nur noch kommissarische Vorstand wieder ein regulärer werden. Vorsitzender Hans-Peter Pohle wird ebenso bestätigt wie Kassierin Claudia Kestler und Schriftführer Markus Schubert. Neu im Team ist Fabian Elwischger, der Wolfgang Rudzki als Zweiten Vorsitzenden ablöst.
Genauso wichtig wie der eigentliche Vorstand war in den vergangenen Monaten die von ihm gebildete Corona-Task-Force, die etwa Hygienekonzepte ausgearbeitet und die Anlage danach präpariert hat: Desinfektionsspender, Absperrbänder, Hinweisschilder - das alles hat auch viel Geld gekostet, "aber es war grundlegend wichtig", betont Pohle. Unterdessen sind die Einnahmen durch die Vermietung von Räumen und Fußballplätzen, etwa an Freizeitmannschaften, lange weggefallen. Sponsoren haben sich zurückgezogen. Die Auswirkungen wird man am Abschluss des Haushaltsjahres 2020 ablesen können. In dieser Versammlung geht es erst einmal noch um die Bilanz 2019, die unter dem Strich ein leichtes Minus aufweist. Aber nur, weil darin auch das Darlehen für die Stockbahn-Sanierung enthalten ist, wie betont wird.
Sorge macht dagegen der andauernde Mitgliederschwund. 2018 waren es noch 637 Mitglieder, inzwischen sind es keine 500 mehr. Vor allem die 14- bis 17-Jährigen fehlen. Auch Pohle kann nur rätseln, "was die jungen Leute dann machen - eventuell Boxen?" Nicht neu ist auch der Appell von Jugendleiterin Heidi Schreiber, die um Trainer und Helfer wirbt. Die Situation hat sich freilich durch Corona verschärft: "Wir haben zwölf Seiten Hygienekonzepte", der Sportbetrieb sei da "mit nur ein paar Leute nicht machbar".
Die Sehnsucht nach Normalität ist auch bei den anderen Berichten spürbar: Fußball-Abteilungsleiter Mario Moharitsch referiert wie gewohnt die Zu- und Abgänge der Mannschaften. Helmut Kestler von der AH freut sich, dass der Trainingsbetrieb wieder begonnen hat, und die Stockschützen planen für 4. September ein Turnier. "Das wäre dann das einzige, was wir in zwei Jahren spielen", sagt Abteilungsleiter Christian Klöbel, "ich hoffe, dass es klappt". Wenn doch noch "eine Welle" kommen sollte, will der FCN per Satzung vorbereitet sein: Jahreshauptversammlungen und Neuwahlen sind nun auch Online und per Briefwahl möglich, wie beschlossen wurde. Aber eigentlich soll nächstes Jahr gefeiert werden - in Präsenz: Der Verein wird 75 Jahre alt.