Befürchtungen zerstreuen:"Habt's Mut"

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Die Bewohner von Lamerdingen haben sich an den Anblick der Windräder am Rande ihrer Gemeinde gewöhnt. Eins davon ist hier zu sehen. (Foto: Privat)

Trotz großen Widerstands gegen das Windkraftrad in Großgründling nimmt kaum ein Kritiker an einer Infofahrt nach Lamerdingen teil. Dort stehen zwei baugleiche Anlagen - und der Bürgermeister berichtet nur Positives

Von Peter Becker, Au

Auf erheblichen Widerstand bei der Haslacher und Großgründlinger Bevölkerung stößt das Vorhaben, unweit der Auer und Nandlstädter Gemeindegrenze zwei Windräder hochzuziehen. Der Konflikt, so lautete im vergangenen Jahr das Fazit eines Treffens mit Kommunalpolitikern, werde wohl nur vor Gericht zu lösen sein. Der Ortsverband Holledau der Grünen, Befürworter des Projekts, hat eine Informationsfahrt nach Lamerdingen bei Buchloe unternommen, um Befürchtungen der Bevölkerung zu zerstreuen. Dort befinden sich zwei typgleiche Windkraftanlagen, wie sie auch bei Haslach entstehen sollen. Der Lamerdingener Bürgermeister Konrad Schulze berichtete, wie anfängliche Vorbehalte gegen die Windräder bei seinen Bürgern geschwunden seien und riet den Auern und Nandlstädtern: "Habt's Mut und stellt's es hin, die Windräder."

Gemessen an der Aufregung, welche die geplante Anlage in der Nachbarschaft produziert, war die Beteiligung an der Informationsfahrt gering. Laut Pressemitteilung von Johannes Prügl vom Ortsverband Holledau der Grünen fanden sich nur sechs Mitfahrer. Die beiden Windräder in Lamerdingen sind nicht nur baugleich. Sie stehen in vergleichbarer Entfernung 800 bis 1000 Meter von der Wohnbebauung entfernt und sind von den gleichen Betreibern errichtet. Sie befinden sich seit 2014 an ihren Standorten und sind zu 100 Prozent in Bürgerhand. Auch die Gemeinde ist finanziell beteiligt.

Robert Sing, Geschäftsführer des gleichnamigen Ingenieurbüros, und sein Mitarbeiter Thomas Tronsberg als Betreiber stellten sich kritischen Fragen. So werde im Winter ein Rad jeweils am Morgen und am Abend abgeschaltet, um Schattenwurf zu vermeiden. Laut Tronsberg habe dies keine Auswirkungen auf den Ertrag. Der Erlös sei in vier von fünf Jahren deutlich über den Berechnungen gelegen. Jedes Jahr habe es Ausschüttungen oder Sondertilgungen in Höhe von fünf bis 15 Prozent gegeben.

In Großgründling bauen die Betreiber das geplante Windrad - auf ein weiteres wird vorläufig verzichtet - derzeit ohne Bürgerbeteiligung. Die dafür benötigten Genehmigungen dauerten zu lange, und laut Tronsberg müssten durch die Verzögerungen entstandene Kosten eingedämmt werden. Den Vorwurf, die Betreiber hätten die Nandlstädter und Auer Bürger nur mangelhaft informiert, konterte Sing. Nandlstädter Gemeinderäte seien in Lamerdingen zu einer Informationsveranstaltung eingeladen gewesen und eine fraktionsübergreifende Delegation habe dies genutzt. Im Nandlstädter Gemeinderat sei das Projekt vorgestellt worden, in Au allerdings nur Bürgermeister Karl Ecker.

Dessen Amtskollege Schulze bestätigte, dass es in seiner Gemeinde noch einige Bürger gebe, die sich an der Optik der Windräder störten. Im Ort sei es deshalb aber zu keinen Zerwürfnissen oder Feindseligkeiten gekommen. Zu Beginn der Planung sei der Widerstand ausgeprägter gewesen. Dadurch hätten einige Bürger nicht investiert, was sie jetzt bereuten. Lärm und Schattenwurf seien in Lamerdingen kein Thema. Das Blinken der roten Lichter werde von den Einwohnern kaum mehr wahrgenommen.

Der Ort bei Buchloe hat laut Schulze eines der höchsten Milan-Vorkommen in Bayern. Es gebe jedoch keine Hinweise darauf, dass die Population der Raubvögel durch die Windräder gestört werde. Eiswurf könne unter den Flügeln vorkommen, darauf weise ein Schild am Zuweg hin. Ein Einwand der Gegner des Windrades bei Großgründling lautet, dass ihre Grundstücke abgewertet würden. Dem entgegnet Schulze, dass die Grundstückspreise trotz der Windräder deutlich angezogen hätten. Auch junge Einheimische bauten in Richtung der Windkraftanlagen hin, so dass die Bevölkerung wachse. Der Lamerdingener Bürgermeister bedauert, dass sich der Gemeinderat seinerzeit nur mit 10 000 Euro an der "Bürgerwind Lamerdingen GmbH & Co KG" beteiligen wollte. So profitiere die Gemeinde laut Schulze nicht allzu sehr von den finanziellen Ausschüttung.

© SZ vom 06.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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