Baumängel:Die Tür macht das Dilemma offensichtlich

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In der Neufahrner Grundschule am Fürholzer Weg liegt auch drei Jahre nach Inbetriebnahme noch einiges im Argen. Es laufen bereits Rechtsstreitigkeiten. Dazu ist der Bau fast 2,5 Millionen Euro teurer geworden als geplant

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Die Tür macht das Dilemma offensichtlich. Irgendwie geht sie schon automatisch. Aber nicht immer so, wie sie soll. Und auch nicht zuverlässig. Kurz: Ob und wie Besucher in die Grundschule am Fürholzer Weg kommen, scheint vom Zufall abzuhängen. Es ist nicht das einzige Problem gut drei Jahre nach dem Bezug des Neubaus, und Rektor Josef Eschlwech macht aus seinem Ärger keinen Hehl. Daran konnte auch der neueste Sachstandsbericht des Architekturbüros nichts ändern. Da wurde zwar in Aussicht gestellt, dass die meisten Mängel in den Sommerferien behoben werden sollen. "Aber das haben wir vor zwei Jahren schon genauso gehört", schimpfte Eschlwech.

Ähnlich sei es im vergangenen Sommer gewesen, "und jetzt ist ein Jahr ins Land gegangen und nichts passiert." Eschlwech, der auch Gemeinderat der Freien Wähler und Schulreferent ist, listete einmal mehr auf, wo es in seinen Augen hakt: Bei der Eingangstür habe sich nichts getan, in der Regenpausenhalle gebe es noch immer Probleme mit der Abdichtung, die unzulängliche Drainage auf der Terrasse im Obergeschoss "liegt so wie vor drei Jahren", im Übergang zur Turnhalle fehle es an der Türverkleidung und an Installationen. Noch immer stünden Bauzäune auf dem Gelände. "Wir wollen endlich eine fertige Schule", forderte auch Markus Funke (FDP), der von einer "miserabligen Bauleitung" sprach.

Für solche Kritik sei er die falsche Adresse, stellte Coskun Kocan vom Architekturbüro Wulff klar: "Mit der Bauleitung hat das nichts zu tun." Den schwarzen Peter gab er vielmehr weiter an Baufirmen und Handwerksbetriebe. Obwohl er als Architekt eigentlich nur "Zwischenmann" und Auftraggeber die Gemeinde sei, müsse er den Firmen wegen der Nachbesserungen nachlaufen. Sie stellten Termine in Aussicht, die sie dann nicht einhielten. Kündige man, seien keine anderen Firmen für die Arbeiten zu finden. Hinzu kommen Rechtsstreitigkeiten. Zum Beispiel die Sache mit den beiden Fassaden, die laut Kocan "nicht gut ausgeführt" sind, sei "juristisch noch nicht 100-prozentig geklärt". Die Möglichkeit einer Kündigung sei in rechtlicher Prüfung. Diese Arbeiten würden deshalb wohl auch nicht in den Sommerferien durchgeführt.

Kocan betonte ausdrücklich, dass sich in anderen Bereichen sehr wohl einiges getan habe. Aber er sprach ebenfalls von nach wie vor vorhandenen Mängeln, etwa bei Malerarbeiten im Gebäude, beim Betonwerkstein, beim Mensa-Vorhang und bei der Außenhautüberwachung. Da geht es um die Kontrolle der 16 Außentüren, "ein leidiges Thema".

Im Fall der Eingangstür ist es offenbar ein Problem, dass ein Handwerksbetrieb eine weite Anfahrt hätte und diese nur in Kauf nehmen will, wenn alle nötigen Vorarbeiten auch wirklich erledigt sind. Funke fand das allerdings nicht befriedigend und rief: "Ich biete an, dass ich den Mann 500 Kilometer herfahre, dann soll er die verdammte Tür einbauen, und dann fahre ich ihn wieder rauf." Freddy Oberlader (Freie Wähler) forderte, den Firmen Fristen zu setzen und nach Ablauf Ersatzmaßnahmen vornehmen zu lassen und die Verursacher zur Rechenschaft zu ziehen. Bauamtsleiter Michael Schöfer deutete an, dass das aber zu schwierigen "Gewährleistungssituationen" führen würde. In der Vergangenheit wurden beim Grundschul-Neubau bereits gerichtliche Vergleiche geschlossen, um Rechtsstreitigkeiten abzukürzen. Am Ende wird es wohl nicht bei den 18,2 Millionen Euro bleiben, die lange prognostiziert wurden, bevor 20,6 Millionen als Maximalsumme festgelegt wurden. Einen Einweihungstermin gibt es deshalb immer noch nicht. Eschlwech hat wiederholt betont, dass er erst einen Termin ansetze, "wenn wirklich alles fertig ist".

© SZ vom 05.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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