Bauen in der Zukunft:Hoch hinaus

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Geschosswohnungsbau ist nach Ansicht der Moosburger SPD eine Möglichkeit, günstigen Wohnraum zu schaffen

Von Alexander Kappen, Moosburg

Der Wohnungsmarkt in der Region um München ist überhitzt. Für Normal- und Geringverdiener wird es immer schwieriger, eine bezahlbare Unterkunft zu finden. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Aber die SPD wird nicht müde, darauf hinzuweisen und auf eine Lösung des Problems zu drängen. Das war die Botschaft des Diskussionsabends, zu dem der Ortsverein Moosburg den Wohnungsexperten und SPD-Landtagsabgeordneten Andreas Lotte geladen hatte.

Es gelte nun, da waren sich die Diskussionsteilnehmer einig, die Versäumnisse der vergangenen Jahrzehnte möglichst schnell zu beheben. Ein wichtiger Baustein dabei sei - auch in kleineren Städten wie Moosburg - der Geschosswohnungsbau. Bund und Länder seien verstärkt gefordert, weil die Kommunen allein es nicht stemmen könnten.

In Moosburg werde man "immer wieder mit Fällen konfrontiert, in denen gerade Familien ihre Wohnungen nicht mehr oder nur noch sehr schwer finanzieren können", bedauerte SPD-Ortsvorsitzender Martin Pschorr: "Alleinerziehende und Rentner können sich das Mietniveau oft nicht mehr leisten." Freising, das mit Quadratmeterpreisen von bis zu knapp 14 Euro bei Neuvermietungen zu den teuersten Pflastern Deutschlands zähle, stehe für einen Trend, "der sich auch in Moosburg deutlich feststellen lässt", so Pschorr: "Auch hier habe ich bei Neuvermietungen schon Quadratmeterpreise von fast zehn Euro gesehen."

Ziemlich duster sieht es in Moosburg mittlerweile auch bei den Sozialwohnungen aus. "Die letzten neuen Sozialwohnungen haben wir 1996 eingeweiht", bemerkte der frühere Bürgermeister und amtierende SPD-Kreisrat Anton Neumaier. Und in den letzten Jahren seien viele Wohnungen aus der Sozialbindung herausgefallen, sagte Pschorr. Auch auf Betreiben der SPD gehe in Sachen Sozialwohnungsbau nun zumindest wieder ein bisschen was voran. In der Sudetenlandstraße will die Stadt in Eigenregie Sozialwohnungen bauen - "für den kurzfristigen, drängendsten Bedarf", sagte Pschorr. Im Neubaugebiet Amperauen sind ebenso Flächen für Sozialwohnungen vorgesehen, "Aber das kann die Stadt allein nicht mehr leisten, hier muss man andere Organisationsformen finden."

Im Kreistag versuche die SPD-Fraktion schon seit 20 Jahren, den Sozialen Wohnungsbau zu forcieren", aber gerade kleinere Gemeinden hätten kein Interesse daran, bedauerte Neumaier. Dass die Kreise sich nicht stärker engagierten, liege auch "an einem zentralen Webfehler des Drei-Säulen-Förderprogramms des Freistaats Bayern, erklärte Lotte. So sei die zweite Säule mit einer Förderung von bis zu 90 Prozent die attraktivste - antragsberechtigt seien jedoch nur die Gemeinden und nicht die Landkreise. Diese könnten nur Mittel aus der weniger attraktiven dritten Säule beantragen, durch die zu zwei Drittel Eigentumswohnungen und zu einem Drittel der Mietwohnungsbau gefördert wird.

Abgesehen davon investiert der Freistaat in den Augen von Lotte zu wenig in den Wohnungsbau, wenn man bedenke, dass es in Bayern Mitte der 1990er Jahre 250 000 Sozialwohnungen gab - und jetzt nur noch 100 000. Jedes Jahren fallen etliche aus der Sozialbindung raus, die jeweils 25 Jahre gilt. Allerdings werden nicht genügend neue Wohnungen gebaut, um das zu kompensieren. "Wir müssen Jahrzehnte aufholen und dafür mit Siebenmeilenstiefeln vorangehen", so Lotte.

Bund, Land und Kommunen müssten ihrer Verantwortung für das Gemeinwohl gerecht werden und beim Verkauf öffentlicher Flächen nicht dem Meistbietenden den Zuschlag geben, sondern dem Bieter mit dem für sie besten Konzept. Bei diesem so genannten konzeptionellen Wohnungsbau, der in München mit Erfolg praktiziert werde, könne man dem Käufer vorschreiben, dass er dauerhaft nicht umwandelbare Mietwohnungen mit bezahlbaren Preisen errichten müsse.

Die Antwort auf fehlenden, bezahlbaren Wohnraum sei der Geschosswohnungsbau, so Lotte. Das gelte auch für Moosburg, "da muss man halt auch mal höher bauen", sagte Neumaier. Zudem müssten große Arbeitgeber wie Flughafen und Lufthansa endlich in Werkswohnungen investieren.

Als interessantes Modell für Wohneigentum nannte Lotte den Genossenschaftswohnungsbau. Dabei zahlt man beim Bau einer Wohnhauses eine Einlage, ist dann "Mieter im eigenen Haus" und hat quasi lebenslanges Wohnrecht. Neben der Schaffung von neuem Wohnraum ist in Lottes Augen auch dringend ein Wohnraum-Aufsichtsgesetz notwendig, das es in Bayern im Gegensatz zu anderen Bundesländern nicht gibt. Es garantiert Mindeststandards und schützt außerdem vor skrupellosen Vermietern.

© SZ vom 15.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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