Bar Vito in Freising:Feiern bis um fünf Uhr früh

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Der Wirt der Bar "Vito" am Wörth beantragt eine Sperrzeitverkürzung - doch die Stadt befürchtet erneut Anwohnerproteste.

Sabina Dannoura

Der Platz auf dem Glasschild neben der Eingangstür zur Café-Bar "Vito", auf dem die Öffnungszeiten notiert sein sollten, ist leer. Ein Symbol dafür, dass Pächter Victor Györög absolut unzufrieden ist mit den Sperrzeiten, die ihm von der Stadt Freising für das Lokal am Wörth bislang eingeräumt werden: täglich bis 24 Uhr, freitags und samstags bis 2 Uhr.

Auch in der Bar "Vito" am Wörth in der Freisinger Innenstadt wollen die Gäste nicht schon um zwei Uhr nachts nach Hause gehen. Der Wirt wünscht sich darum eine Sperrzeitverkürzung. (Foto: Katharina Jaksch)

Um 17 Uhr öffnet das Vito. "Ein Drittel meines täglichen Umsatzes mache ich zwischen 23 und 24 Uhr", schildert Györög. Junge Leute stürzen sich bekanntlich erst spät ins Nachtleben. Über seinen Hausbesitzer, Klaus Rübelmann, hat der Wirt deshalb beantragt, die Bar täglich bis 5 Uhr öffnen zu dürfen. Die Stadträte sind jedoch gebrannte Kinder: Die Proteste der Nachbarn des "Ivy" am anderen Ende der Altstadt schlagen seit Wochen Wellen, obwohl das Lokal nur bis 3 Uhr geöffnet hat. Auch von Anwohnern des Vito liegen Beschwerden vor. Im Bauausschuss ist die Sperrzeit-Verkürzung am Mittwoch abgelehnt worden.

Am Platz des Roider-Jackl-Denkmals befindet sich die Gaststätte. Seit zwei Jahren ist Victor Györög Pächter. Er erzählt von einem guten Kontakt zu den Anwohnern. Direkte Beschwerden seien an ihn nicht herangetragen worden, zumindest nicht im vergangenen Jahr, sagt er. Nur einmal, räumt er nach kurzem Überlegen ein, vor etwa drei bis vier Wochen habe es Probleme gegeben "und das Ordnungsamt war da".

Der Vito-Inhaber beteuert jedoch, dass er sich an die Auflagen der Stadt halte. Er stehe außerdem oft vor dem Lokal und mahne die Gäste zur Ruhe. "Schräg gegenüber ist allerdings eine Spielhölle", verweist er auf "Ceasars Palace" und behauptet, das Publikum dieser Bar sei vielfach alkoholisiert . "Einmal habe ich schon die Polizei geholt, als welche randaliert haben."

"Mini-Disco" angetroffen

Das Bild des korrekten, um ein gutes Miteinander mit den Nachbarn bemühten Gastronomen passt allerdings nicht zu der Darstellung, die am Mittwoch im Bauausschuss abgegeben wurde. Da berichtete Johann Bergermeier vom Bauamt, bei Kontrollen seien die Fenster geöffnet gewesen und man habe eine "Mini-Disco" angetroffen. Die Stadt hat dem Pächter jedoch zur Auflage gemacht, die Fenster geschlossen zu halten und nur Hintergrundmusik zu spielen.

Unter diesen Voraussetzungen, so hat die Immissionschutzbehörde im Landratsamt Freising festgestellt, würde "in der lautesten Nachtstunde" die maximal erlaubte Lärmgrenze von 43 Dezibel eingehalten - auch wenn die Café-Bar bis 5 Uhr morgens in Betrieb sein sollte.

Trotzdem sprach sich die Bauverwaltung gegen eine kürzere Sperrzeit aus: Sie hält das Gebot der Rücksichtnahme für ausschlaggebend: Laut Paragraf 15 der Baunutzungsverordnung müssen die Interessen des Pächters und der Anwohner gegeneinander abgewogen werden. Und da meint die Stadt, gute Argumente in der Hand zu haben.

Bereits vom September 2009 liege eine Unterschriftenliste mit Lärmbeschwerden der Anlieger vor. Diese seien schon heute in ihrer Nachtruhe "erheblich beeinträchtigt", befand Bergermeier. Die jetzigen Öffnungszeiten tolerierten die Anwohner noch, wollten aber eine Ausweitung nicht hinnehmen. Die Verwaltung empfahl deshalb, einen Betrieb bis morgens um 5 abzulehnen.

"Wo, wenn nicht in der Innenstadt, hätte so ein Lokal eine Berechtigung?", widersprach Reinhard Fiedler (CSU). Er wohne ebenfalls im Zentrum und wisse einen ruhigen Schlaf zu schätzen. Wenn jedoch die Lärmschutzrichtlinien eingehalten würden, solle dem Vito eine Öffnung bis 4 Uhr zugestanden werden - auf Probe, schlug Fiedler vor.

Dass Freising eine Studentenstadt sei, rief FDP-Stadträtin Anna-Maria Sahlmüller in Erinnerung. Schade sei es, dass die Stadt nach 2 Uhr nachts "fast nichts zu bieten hat". Verständnis für die Nachtschwärmer bekundete auch Jürgen Maguhn (Grüne). Die beantragte Öffnungszeit bis 5 Uhr lehnten die Stadträte allerdings einstimmig ab, für einen Barbetrieb bis 4 Uhr sprachen sich nur Fiedler, Sahlmüller und Maguhn aus.

Pächter fühlt sich ungerecht behandelt

"Ich fühle mich ungerecht behandelt", quittiert Victor Györög den Beschluss. Sein Eindruck: Von Anfang an habe das Ordnungsamt ihm Steine in den Weg gelegt. So dürfe er trotz bayerischer Biergartenverordnung nicht bis 23 Uhr, sondern nur bis 22 Uhr die Plätze im Freien bewirten; während der WM habe er "wohl als einziger Gastronom in Freising" nur die Deutschland-Spiele draußen zeigen dürfe.

Die Öffnungszeit bis 5 Uhr brauche er, "um über den Sommer zu kommen". Mehr Probleme mit den Anwohnern wegen des Rauchverbots, wie von der Stadtverwaltung befürchtet, sieht er auch nicht: "Das Vito ist schon immer ein Nichtraucher-Lokal."

Anton Frankl (CSU) meint: Wenn Györög dafür sorgt, dass sich seine Gäste ordentlich aufführen, dann könne er seinen Antrag in einem Jahr wieder stellen. Der überlegt indes, rechtlich gegen den Beschluss des Bauausschusses vorzugehen.

© SZ vom 03.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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