Auszubildende im Landkreis Freising:Robust trotz Corona

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Die Zahl der abgeschlossenen Lehrverträge im Landkreis ist heuer rückläufig, doch der Ausbildungsmarkt bleibt stabil

Von Petra Schnirch, Freising

Dieses Jahr war nicht einfach, weder für die Schulabgänger noch für die Betriebe im Landkreis. Dennoch ist Nikolaus Windisch, Leiter der Agentur für Arbeit in Freising, mit dem Start in das neue Ausbildungsjahr zufrieden. Viele Arbeitgeber stellten nach wie vor Azubis ein, fast alle Jugendlichen, die sich zur Berufsberatung angemeldet hätten, seien in eine berufliche oder schulische Ausbildung gestartet, bilanziert Windisch. "Einen 'Corona-Jahrgang' sehen wir hier glücklicherweise nicht." 14 junge Leute hatten bis Oktober nichts Passendes gefunden.

Die konkreten Zahlen: Die Betriebe im Landkreis suchten über die Agentur für Arbeit von Oktober 2019 bis September 2020 insgesamt 1121 Azubis, das waren 78 weniger als ein Jahr zuvor. Zum Ausbildungsstart im September waren 222 Stellen noch unbesetzt, 32 mehr als in der Saison davor. Im gleichen Zeitraum meldeten sich 907 junge Frauen und Männer auf Ausbildungssuche bei der Berufsberatung, 107 weniger als im Vorjahr.

Wer bisher leer ausgegangen ist, sollte sich nicht entmutigen lassen, rät Harald Brandmaier, Leiter der Berufsberatung. Auch jetzt, Wochen nach dem offiziellen Start des Ausbildungsjahres, würden immer noch Lehrstellen vermittelt. Sein Team helfe den jungen Leuten weiter, informiere über Überbrückungsmöglichkeiten und unterstütze sie auch, wenn es während einer Ausbildung Schwierigkeiten gebe. Offene Stellen gab es zuletzt beispielsweise für angehende Kaufleute im Einzelhandel, Lagerlogistikfachkräfte, Kaufleute für Speditions- und Logistikdienstleistungen, Fleischereifachverkäufer und Zahnmedizinische Fachangestellte.

Auch Kreishandwerksmeister Martin Reiter würde sich über zusätzliche Azubis für seine Innungen freuen, heißt es in der Jahresbilanz der Arbeitsagentur. Insgesamt aber sei er zufrieden. Im Handwerk wurden im Landkreis seit Jahresbeginn 277 Lehrverträge abgeschlossen, 31 oder etwa zehn Prozent weniger als im Jahr zuvor. "Bei den Berufen, die in der Kreishandwerkerschaft organisiert sind, verzeichnen wir aber in fast jeder Sparte eine Mehrung: am Bau, bei den Fahrzeuglackierern, den Bäckereifachverkäufern, den Malern, den Schreinern, den Zimmerern und den Anlagenmechanikern für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik," so Reiter. Dafür haben die Innungen einiges getan: "Unsere Obermeister sind seit Jahren sehr engagiert dabei, ihre Ausbildungsberufe den Jugendlichen vorzustellen. Sie sind auf Messen unterwegs und in den Schulen schon in den unteren Klassen aktiv. Auch wenn in diesem Jahr viele Veranstaltungen ausfallen mussten, trägt das jetzt Früchte." Stärker rückläufig ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Bereich der Industrie- und Handelskammer im Landkreis.

Zum Ausbildungsbeginn im September meldete die IHK 512 neue Auszubildende in ihren Betrieben, das sind 21,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Corona habe den Ausbildungsmarkt nicht verschont und führe im Ergebnis neben anderen Faktoren zu sinkenden Neueintragungszahlen im IHK-Bereich, bilanziert Hubert Schöffmann, Bildungspolitischer Sprecher des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags. "Festzuhalten aber ist: Der Ausbildungsmarkt zeigte sich im Herbst 2020 trotzdem als robust und aufnahmefähig. Die Unternehmen in Industrie, Handel und Dienstleistungssektor setzen zur Fachkräftesicherung weiterhin auf die betriebliche Ausbildung." Die Herausforderung, der sich auch die IHK in Zukunft verstärkt stellen müsse, liege somit auf der Stabilisierung und der Verbesserung der Nachfrage bei den Jugendlichen.

In diesem Jahr lief vieles anders, sodass es für die Arbeitgeber nicht einfach war, ihre Berufe vorzustellen. Aufgrund der Pandemie mussten Messen abgesagt werden. Bewerbungsverfahren verzögerten sich, "die Betriebe kämpften an vielen Fronten und mussten teilweise neue Wege finden, um Einstellungsgespräche zu führen, um Jugendliche für eine Ausbildung in ihrem Betrieb zu gewinnen", heißt es in einer Mitteilung der Arbeitsagentur. Auch für die Schüler änderte sich viel: Prüfungen wurden verschoben, die Berufsberater verlegten ihre Gespräche zeitweise ins Virtuelle. Wie es weitergeht? Vor dem Hintergrund steigender Corona-Infektionszahlen, darin waren sich alle Seiten einig, sei eine Prognose für die weitere Entwicklung am Ausbildungsmarkt schwierig bis unmöglich.

© SZ vom 14.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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