Ausstellung:Schöne Formen, tiefe Gräben

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Sechs junge Künstler, die alle in München studieren, zeigen im Alten Gefängnis unter dem Titel "Wandlungen" ungewöhnliche Ansichten der Natur und abstrakte, magische Bilderwelten

Von Katharina Aurich, Freising

Sechs junge Künstler, die alle an der Akademie der Bildenden Künste in München studieren und sich vorher nicht kannten, haben einige ihrer Werke unter dem Motto "Wandlungen" für eine Ausstellung im Alten Gefängnis zusammengestellt. Wandlungen oder auch Veränderungen seien nicht nur in der Kunst, sondern auch in der Natur und in unserer Gesellschaft spürbar, sagte Helma Dietz vom Freisinger Kulturverein Modern Studio, der die Ausstellung organisiert hat, zur Einführung. "Wir haben drei Diplomanden und drei Studenten eingeladen, um an ihren Werken den Puls der Zeit zu fühlen", so Dietz.

Den Künstlern wurde nicht etwa je ein Raum zugewiesen, sondern die Bilder mehrerer Aussteller in einem längeren Prozess jeweils als ein Ganzes komponiert. Die Studenten und Diplomanden verwendeten sowohl traditionelle als auch digitale Techniken und geben dem Betrachter fantasievolle Einblicke in Natur und Landschaft, regen aber auch mit abstrakten Kompositionen die Vorstellungskraft an.

Lena Keller ist Grafikerin und Mediadesignerin, ihr Thema ist die Natur, die sie auf vielfältige Weise verfremdet. Zur Bildfindung nutzt sie vor allem Karten, Fundstücke aus der Natur oder Fotografien. In ihren Bleistiftzeichnungen und Ölbildern schweben zum Beispiel sonnenbeschienene Lichtflecke über dunklem Abgrund oder ein Flusslauf windet sich, aus der Vogelperspektive gesehen, durch die Landschaft.

Anregungen für seine Bilder holt sich Josef Köstlbacher in der Welt der Computerspiele. Reproduktion: Marco Einfeldt (Foto: Marco Einfeldt)

Jie Li studierte in ihrer Geburtsstadt Hanghzou in China Malerei, bevor sie dies an der Münchner Akademie fortsetzte. Ihre meist kleinformatigen Bilder entstanden aus Mineralpigmenten und Tusche, als Hintergrund brachte sie manchmal hauchdünne Gold- und Kupferblättchen auf. Ihre Themen sind oft düster und aus ihren Bildern sprechen meist Geschichten von Katastrophen zum Betrachter. "Die Zuflucht" nannte sie ein kleines Bild, auf dem menschliche Gestalten in geduckter Haltung zu sehen sind. "Der Prozess des Malens ist für mich vergleichbar mit dem Balancieren auf einem hohen Seil: Ein falscher Schritt und man stürzt ab", sagte Jie Li.

Ganz anders drückt sich Josef Köstlbacher aus, in dessen Werken sich Reales mit Irrealem überschneidet, denn der junge Künstler holt sich seine Anregungen aus der digitalen Welt der Computerspiele. Aus Acryl, Hasenleim und Pigment auf Leinwand entstanden magisch-fantastische Traumsequenzen, wie Dietz in ihrer Einführung beschrieb. Die Flut von Bildern, die uns umspüle, sei für ihn einerseits Inspirationsquelle, andererseits kämpfe er auch dagegen an, beschreibt Student Martin Huber.

Unter der Überschrift "Wandlungen" stellen sie in Freising aus: (von links) Nataliya Borushchak, Jie Li, Josef Köstlbacher und Lena Keller. (Foto: Marco Einfeldt)

Charlotte Giacobbi hat farbige, abstrakte Bilder mitgebracht, auf denen geometrische Formen zu sehen sind. Sie überspannte Rahmen mit einem durchsichtigen, dünnen Gazestoff, den sie mit geometrischen Feldern bemalte. Dadurch verwandelt sich das zweidimensionale Bild in ein dreidimensionales. Ebenfalls mit Stoffen setzt sich Nataliya Borushchak auseinander. Mit feinen, rhythmischen Bewegungen schafft sie mit Bleistift oder schwarzen, grauen und blauen Pigmentlinern großflächige Gebilde, die sich zu bewegen scheinen. "Mich faszinieren mikroskopisch kleine Gewebemuster, die auf den ersten Blick unscheinbar wirken. Ich gebe ihnen ein neues Leben auf dem Papier", schildert die junge Frau. Martin Huber dagegen verwendet für seine Werke knallige Farben, Sprühlack, Acryl, oder Marker. Huber bewege sich wie auch Lena Keller und Josef Köstlbacher an der Schnittstelle zwischen Malerei und digitalem Raum, erklärte Dietz.

Die Ausstellung "Wandlungen" ist noch bis zum 14. April im Alten Gefängnis, Obere Domberggasse 16, in Freising zu sehen.

© SZ vom 30.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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