Ausstellung:Mystische Linien

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Schön ist es und beruhigend soll das Erdzeichen-Kunstwerk wirken, das Wilhelm Holderied geschaffen hat, hier bei der Vernissage der Werkschau. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Freisinger Kulturverein Modern Studio eröffnet das Herbstprogramm mit einer Werkschau zu dem Erdzeichen-Kunstwerk von Wilhelm Holderied im Alten Gefängnis. Dazu gibt es eine Vortragsreihe

Von Katharina Aurich

Die Geister aus dem Erdinger Moos inspirierten den Künstler Wilhelm Holderied zu seinem Erdzeichen-Kunstwerk "Eine Insel für die Zeit", das er 1986 auf einem Flug nach Mexiko entworfen hat. Nur wenige Minuten lang ist die Skulptur aus parallelen, geschwungenen Linien, die in die Erde gefurcht wurden, beim An- oder Abflug aus dem Flugzeug heraus zu sehen. Mit großformatigen Fotos dieses Erdzeichens, mit Materialbildern, Aquarellen und Objekten Holderieds hat der Freisinger Kulturverein "Modern Studio" jetzt sein Herbstprogramm eröffnet. Es vermittelt in diesem Jahr nicht nur Kunstgenuss, sondern möchte auch anregen, über unseren Umgang mit der Natur, unserer Zeit und der Digitalisierung zu reflektieren.

"Das Erdzeichen will uns sagen, dass wir uns in einem fragilen Raum bewegen", sagte die Vorsitzende des Vereins, Helma Dietz in ihrer Einführung. Das Erdzeichen liegt einem drei mal vier Meter langen Feld und wurde aus dem Kies, der dort vorhanden war, geformt. "Es wurde nichts weggenommen oder hinzugefügt", schilderte Dietz. Das Kunstwerk verändere sich und sei inzwischen nach Jahrzehnten zu einem Biotop geworden. Es habe eine magische Ausdruckskraft, "das magnetische Spiel der hinterlegten Stimmen" nannte es Holderied. Gemeint sind damit die Kräfte und Schwingungen und eben auch Stimmen, die uns überall umgeben, so wie beispielsweise die Aura der Moosgeister.

Großformatige Fotos zeigen im Alten Gefängnis die Schönheit dieser einfachen Form und die beruhigende Wirkung der geschwungenen, parallelen Linien des Erdzeichens. Außerdem sind Werksbilder mit Linien aus feinem und grobem Sand ausgestellt, mythische Zeichen, und immer wieder ist ein Kreuz zu sehen, "als Zeichen der Verbindung von Himmel und Erde, von Mann und Frau",wie Dietz beschrieb. Zu den großformatigen Fotos und Materialbildern gesellen sich luftige Aquarelle mit ebenfalls mystischen, abstrakten Zeichen. Holderieds Kunst fordere uns auf, unsere Lebensentwürfe zu hinterfragen, formulierte Dietz ihre Empfindungen. Denn sie vermitteln eine tiefe Verbundenheit mit den Kräften der Elemente und sie mahnen uns, mit der Natur in unserer hoch technisierten Zeit respektvoll umzugehen. Die Ausstellung wird von einer Vortragsreihe im Roten Saal des Kardinal-Döpfner-Hauses begleitet.

Am Sonntag, 23. September, spricht um 11 Uhr Hubert Weiger, Vorsitzender des Naturverbands BUND, zu "Paradigmenwechsel: Raum-Leben-Planung". Eine Begehung des Erdzeichens "Eine Insel für die Zeit" steht ebenfalls 23. September, um 14 Uhr mit Karl-Heinz Häberle (TU-München) und Wilhelm Holderied auf dem Programm. Christian Grimm, Emeritus der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, spricht am 3. Oktober um 11 Uhr über "Nachhaltigkeit und Bewusstsein". Die Trägerin des diesjährigen Theodor-Heuss-Preises, die Juristin, IT-Unternehmerin und Digitalisierungskritikerin Yvonne Hofstetter, erläutert am Freitag, 5. Oktober um 19 Uhr "Mensch, Maschine!" die Digitalisierung und ihre Folgen für die Gesellschaft. Zum Abschluss gibt es am Samstag, 6. Oktober, im Alten Gefängnis eine Lyriklesung mit Wolfgang Berends "Schall, im Raum gefangen".

© SZ vom 22.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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