Ausstellung in Freising:Künstlerische Symbiose

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Die Ausstellung "Lichtskulpturen und Arbeiten auf Papier" von Christian Wichmann und Thomas Heyl füllt die Räume des Alten Gefängnis mit Licht und Schatten, ruhigen Farben und tiefgründigen Interpretationen

Von Friederike Streib, Freising

"In der Kunst entsteht auf geheimnisvolle Weise etwas, das unseren Blick auf die Welt und uns selbst verändert." Mit diesen Worten führte die Zweite Vorsitzende des Vereins Modern Studio Freising, Helma Dietz, in die neue Ausstellung im Alten Gefängnis ein. Gezeigt werden Arbeiten auf Papier von Thomas Heyl und Lichtskulpturen von Christian Wichmann. Bei der Vernissage am Donnerstag kamen rund 30 Kunstinteressierte zusammen, um die neu konzipierte Ausstellung gemeinsam mit den beiden Künstlern zu betrachten.

Einige der Werke sind Lichtskulpturen. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Gang durch die Räume des Alten Gefängnisses zeigt Werke, die sich gegenseitig ergänzen und doch gleichzeitig voneinander abgrenzen. "Was unsere Arbeiten verbindet", erklärt Thomas Heyl im Gespräch, "sind die ähnlichen Formen und Strukturen, die keine Perfektion aufweisen". Der Unterschied sei aber, dass Wichmann konkrete Wesen schaffe und diese benenne. Er selbst versuche, dies zu vermeiden, so Heyl. Seine gemalten Bilder und Scherenschnitte sind geprägt von einer Überlagerung vieler Farbschichten, die Dinge verdecken und durchschimmern lassen. Die Farbbahnen sind dabei weich und organisch gemalt. Die Malereien sind nicht aufgeregt, eher ruhig und laden ein, lange vor ihnen zu verweilen. "Wenn sich im Laufe eines Malprozesses eine allzu große Nähe zum Gegenständlichen ergibt, löscht Heyl diese Gebilde wieder, indem er sie übermalt oder gar einen Schwamm einsetzt, sodass dann eine reizvolle malerische Wirkung entsteht", erklärte Dietz die Arbeitsweise des Kunstprofessors aus Freiburg in ihrer Eröffnungsrede. So entstehe die Illusion einer abstrakten Figur, die dem Betrachter dennoch Raum für erzählerische Interpretationen lasse, so Dietz.

Arbeiten von Thomas Heyl und Christian Wichmann (links) gibt es derzeit im Alten Gefängnis zu sehen. (Foto: Marco Einfeldt)

Bei Christian Wichmanns Skulpturen stehen vor allem auch die Materialien im Vordergrund: Er arbeitet meist mit Industrie-Abfall. "Oft ist es ein Zufall, was mir in die Hände fällt. Ich überlege dann, was man aus dem, was schon da ist, noch machen kann", sagt Wichmann. Man sei dann zwar beschränkt, auf die gegebene Form der Sache, diese gebe aber auch Anregung, eine eigene Formsprache zu entwickeln. Bei seinen dreidimensionalen Objekten wolle er erreichen, dass sie zu einer Geschichte einladen, aber auch einfach als etwas Schönes betrachtet werden können. In Wichmanns Serie "Lost Creatures", die er nun erstmals zeigt, setzt er sich auch konkret mit dem Material Plastik auseinander: "Seine Geschöpfe sind gebaut aus dem menschengemachten Material, das die Tiere der Tiefsee nach und nach tötet", erläutert Dietz. Die Skulpturen des Münchner Künstlers sind ein Spiel aus Licht und Schatten, aus verschiedenen Materialien und vielfältigen Farben. Damit seien sie nicht nur ästhetisch anzusehen, sondern auch ein rührend-mahnender Appell, so Helma Dietz. Obwohl sich die Arbeiten der beiden ehemaligen Studenten der Kunstakademie München thematisch und materiell unterscheiden, entsteht in ihrer Kombination ein harmonisches Zusammenspiel, das auch Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher als "schöne Symbiose" beschreibt.

Die Ausstellung ist bis Sonntag, 29. März, im Alten Gefängnis in Freising zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Freitag 15 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 19 Uhr und nach Vereinbarung (08161/ 63619 oder 08165/8533). Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 14.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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