Ausstellung:Einfach so reingerutscht

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Schon das Titelbild des Bilderbuchs von Antje Damm, "Der Besuch" zieht die Blicke des Betrachters an. Die Räume wurden dafür aus Kartonelementen nachgebaut, koloriert und fotografiert. (Foto: Lukas Barth)

Eigentlich ist Antje Damm Architektin. Als sie Mutter wurde, entdeckte sie jedoch ihr Talent für das Illustrieren und Schreiben von Kinderbüchern. Darin bringt sie ihren jungen Lesern nun auf altersgerechte Weise auch aktuelle Inhalte wie das Thema Asyl näher

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Antje Damm ist eigentlich Architektin und als Bilderbuchillustratorin reine Autodidaktin. Aber vom Zeichnen, Proportionen und der richtigen Raumaufteilung versteht sie so natürlich etwas. Das "Modern Studio" widmet der 53-Jährigen zurzeit im Alten Gefängnis eine Ausstellung, die am Donnerstag als Auftakt zum "36. Literarischen Herbst" in Freising eröffnet wurde.

Antje Damm, 1965 in Wiesbaden geboren, studierte in Darmstadt Architektur und arbeitete mehrere Jahre freiberuflich für diverse Architekturbüros. Seit ihre Töchter auf der Welt sind, schreibt und illustriert sie Kinderbücher. "Ich habe schon immer für meine Kinder kleine Bücher gemacht und sie dann einmal kopiert", erzählt Antje Damm. Ihr Weg zur Buchillustratorin sei eher zufällig gewesen. "Ich habe das ja nicht gelernt, ich bin da so reingerutscht." Eines Tages habe sie eine Mitarbeiterin vom Hanser-Verlag getroffen. "Die hat gesagt, das ist gut, schick das mal ein." Mittlerweile hat Antje Damm mehrere Kinderbücher veröffentlicht, die sie auch getextet hat. "Ich mache immer alles selbst", erzählt sie. Publiziert werden sie im Frankfurter Moritz-Verlag, der großen Wert auf Qualität legt. Irmgard Koch, Vorsitzende des Vereins Modern Studio, weiß, dass man dort auch den kleinen Kindern Literatur bieten will und nicht nur die dünnen Geschichten aus den Leseübungsbüchern. Dass Antje Damm Architektin ist, merkt man an dem Buch "Der Besuch". Die menschenscheue Elise trifft auf Emil, einen neugierigen, kleinen Jungen. Der klopft eines Tages an ihrer Tür. Er sucht seinen Papierflieger und aufs Klo muss er auch . . .

Für dieses Buch hat Antje Damm eine neue Technik verwendet: Sie baut Räume aus Kartonelementen nach, stellt ausgeschnittene Figuren, die sie gezeichnet hat, hinein, koloriert und beleuchtet die Szenerien unterschiedlich und fotografiert sie anschließend für das Buch. Auch ganz aktuelle Inhalte, wie das Thema Asylpolitik, vermittelt Antje Damm ihren jungen Lesern. Zum Beispiel in "Plötzlich war Lysander da". Ein Brief des Bürgermeisters verändert das beschauliche Leben einer Mäusefamilie in ihrer unterirdischen Höhle: Es soll jemand bei ihnen einziehen, der sein Zuhause verloren hat. Dann kommt Lysander. Er ist ein roter Lurch und furchtbar müde. Erst bringt er in der Mäusewelt alles durcheinander. Doch dann merken die pelzigen Tierchen, dass sie von dem Lurch, der so gerne badet, auch etwas für ihr eigenes Leben gewinnen können.

Reichhaltige Bildwelten eröffnen sich den Kindern bei den Zeichnungen von Antje Damm. Sie achtet auf jedes Detail, sogar auf die Beschriftung der Hundefutterdosen in dem Buch "Clara und Bruno". "Superfressi" steht da. Clara liebt ihren Hund Bruno, lebt ihr Leben mit ihm. Bruno stirbt irgendwann, einfach, weil er alt geworden ist. Das ist jetzt ein bisschen traurig, aber die Bilder von Antje Damm dazu sind sehr schön.

Antje Damm, Bilderbuchillustrationen, Altes Gefängnis, bis 2. Dezember, Freitag, 15 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag, elf bis 19 Uhr.

© SZ vom 10.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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