Aus steuerlichen Gründen:Das Essen kommt nur noch vom Caterer

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200 000 Euro hat die Küche an der Grund- und Mittelschule gekostet. Gekocht wird dort aber nicht mehr. Weil für Schulverpflegung mittlerweile Umsatzsteuer bezahlt werden muss, wären die Preise dafür viel zu hoch

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Das ärgert viele Eltern: Das Mittagessen für die Grund- und Mittelschüler sowie für die Hortkinder wird im nächsten Schuljahr von einem Caterer angeliefert und nicht mehr in der Mensa-Küche am Fürholzer Weg gekocht. Dem bisherigen Anbieter wurde bereits gekündigt. Die Ausschreibung, in die auch die Mittagsbetreuung miteinbezogen ist, wurde vom Verwaltungsausschuss in nicht-öffentlicher Sitzung bereits auf den Weg gebracht.

Über die Veränderungen sind auch viele Gemeinderäte nicht glücklich. Zumal die Küche erst mit dem Schulneubau für rund 200 000 Euro eingerichtet wurde. Damals war man sich einig, dass die Mahlzeiten frisch gemacht werden sollen. Zuletzt hatte es freilich öfter Beschwerden über das Essen gegeben. Dass jetzt gar nicht mehr frisch gekocht werden soll, erklärt die Rathausverwaltung allerdings vor allem mit steuerrechtlichen Gründen.

Denn solche Schulverpflegung fällt mittlerweile unter die Umsatzsteuer, und Mensaküchen dürfen Betreibern nicht mehr kostenlos überlassen werden. Das würde in der Folge zu Essenspreisen führen, die "jenseits von Gut und Böse" wären, wie Michaela Wiencke-Bimesmeier in der Gemeinderatssitzung erklärte. Beim weiteren Vorgehen habe man ein "äußerst enges Rechtskorsett" bekräftigte Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne). Wie denn andere Schulen damit umgingen, wollte sein Stellvertreter Hans Mayer (CSU) wissen. Auf diese kämen die gleichen Probleme zu, so der Rathauschef: "Wir waren nur schneller."

Mittlerweile haben sich sechs Interessenten gemeldet. In der Ausschreibung sei vorgegeben, dass es auch künftig täglich zwei verschiedene Gerichte geben soll, und dass eines davon vegetarisch sein muss, erklärte Michaela Wiencke-Bimesmeier. Der Preis müsse "sozial verträglich" sein. Auch würden zum Beispiel genaue Vorgaben zu den "Warmhaltezeiten" gemacht. Die Qualität sei jedenfalls nicht schlechter als beim Essen aus einer Kochküche, versicherte sie. Nach Ablauf der Bewerbungsfrist am 12. Juni soll der Bürgermeister entscheiden, wer zum Zug kommt. Schließlich drängt die Zeit. Einer entsprechenden Ermächtigung hat der Gemeinderat deshalb auch mehrheitlich zugestimmt. Aus dem Plenum kam freilich auch grundsätzliche Kritik. Die Gemeinde habe sich "selbst in Zeitnot gebracht", monierte etwa Beate Frommhold-Buhl (SPD). Die neuen steuerlichen Regelungen seien schließlich seit 2016 bekannt. Den jetzigen Anbieter hätte man durchaus erst einmal noch behalten können. Zudem gehe man nun völlig ab "von dem, was wir wollten", so Frommhold-Buhl weiter: "Die Kochküche war allen wichtig." So sah das auch Burghard Rübenthal (CSU). Schulreferent Josef Eschlwech (Freie Wähler), zugleich Leiter der Grundschule am Fürholzer Weg, hätte das Essen ebenfalls lieber weiterhin in der Mensaküche kochen lassen.

Er bat nun darum, wenigstens an der Entscheidung über den Caterer beteiligt zu werden. Markus Funke (FDP) spielte mit dem Gedanken, die Bürgermeister-Ermächtigung aus grundsätzlichen Überlegungen heraus abzulehnen. Dann gäbe es im Herbst aber gar kein Catering, hieß es, und der Bürgermeister warnte: "Das wär e fatal." Eine Mutter vom Elternbeirat am Jahnweg bedauerte, dass man nicht im Vorfeld stärker einbezogen worden sei. Zwar seien die Eltern informiert worden und hätten wegen der Probleme mit der Essensqualität und auch der Abrechnung einem Wechsel durchaus zugestimmt. Aber sie seien von einer Neuausschreibung für die Kochküche ausgegangen: "Wir fühlen uns übergangen." Eine Elternbeirätin der Grundschule am Fürholzer Weg regte an, ein "Essensgremium" mit Elternvertretern ins Leben zu rufen, um bei dem Thema "dran zu bleiben".

© SZ vom 31.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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