Aus dem Freisinger Stadtarchiv:Menüs aus vergangenen Zeiten

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Das Stadtarchiv präsentiert ein Kochbuch als Archivstück des Monats Januar. Es gibt Hinweise auf die regionale Esskultur

Von Florian Notter, Freising

Im Sommer 2001 hat der Münchner Architekt Georg Pezold dem Stadtarchiv Freising verschiedene historische Dokumente überlassen, die auf seine Vorfahren mütterlicherseits zurückgehen. Pezolds Mutter, Magdalena Pezold, geborene Sporrer, entstammte einer bedeutenden Freisinger Brauer- und Wirtsfamilie. Ihrem Vater Eduard Sporrer hatte eines der größten Anwesen der Stadt gehört: der Heigl- oder Sporrerbräu an der Unteren Hauptstraße, der nachmalige "Bayerische Hof".

Die enormen Dimensionen des bis heute erhaltenen Hauses, das sich über drei historische Parzellen erstreckt, gehen auf die Zukäufe und Erweiterungen zurück, die Eduards Vater, beziehungsweise Magdalenas Großvater Franz Seraph Sporrer, in den 1830er und 1840er Jahren getätigt hatten. An die Familie erinnern in Freising heute noch die "Sporrergasse", die westlich an das Anwesen grenzt, sowie die historischen "Sporrerkeller" unter dem Lindenkeller.

Archivstück des Monats: ein Kochbuch aus dem Jahr 1867. (Foto: Stadtarchiv)

Zu den Dokumenten, die der Sporrer-Nachfahre Georg Pezold ans Stadtarchiv schickte, gehören unter anderem Menüzettel und Rechnungen des Sporrerbräus aus den 1850er und 1860er Jahren, die während verschiedener Aufenthalte von Mitgliedern der bayerischen Königsfamilie gefertigt wurden. Um besonders bedeutende Dokumente handelt es sich bei zwei handschriftlich verfassten Kochbüchern. Sie liefern konkrete Hinweise auf die regionale Esskultur in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Das umfangreichere der beiden Kochbücher (), welches das Freisinger Stadtarchiv zum Archivstück Monats Januar erkoren hat, dürfte aus der zweiten Hälfte der 1860er Jahre stammen. Es findet sich zwar kein Entstehungsdatum, jedoch datieren einige Beispiele umgesetzter Menüfolgen, die sich am Ende des Kochbuchs befinden, vom Jahr 1867.

Keine Kenntnis hat man im Stadtarchiv von der Autorin beziehungsweise von dem Autor der Rezepte. Da es sich augenscheinlich aber immer um dieselbe Handschrift handelt, dürfte hier nur eine Person infrage kommen. Das Kochbuch setzt sich aus 133 dicht beschriebenen Seiten zusammen. Insgesamt enthält es 288 Rezepte, die sich oftmals nicht auf ein ganzes Gericht, sondern auf einzelne Bestandteile beziehen.

Quellen: Stadtarchiv Freising, NLSp Georg Pezold (inkl. der Überlassungsunterlagen). Weiterführende Literatur: Bienen, Hermann: Freisinger Brauereien im Überblick. Eine Datensammlung zur Familien-, Besitz- und Baugeschichte, in: Notter, Florian (Hg.): Freising als "Stadt des Bieres". Kulturgeschichtliche Aspekte (Schriften des Stadtarchivs Freising 1), 2016, hier S. 194-202.

© SZ vom 28.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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