Aufstand der Abtrünnigen:Offen für alle

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Zollingerinnen wollen aus der Katholischen Frauengemeinschaft austreten und einen eigenen Verein ins Leben rufen. Sie begründen dies mit der jüngsten Beitragserhöhung und den "autoritären Strukturen"

Von Katharina Aurich, Zolling

Die Vorstandsriege der Katholischen Frauengemeinschaft in Zolling ist verärgert und mit ihrem Diözesan- und Bundesverband seit längerem unzufrieden. Deshalb wollen die Frauen aus der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland (KFD) austreten und am 2. Februar einen eigenen Verein gründen, die "Zollinger Frauen Sankt Johannes". Der Tropfen, der das Fass wohl zum Überlaufen brachte, ist eine Beitragserhöhung von jährlich 13 auf 24 Euro, welche die Bundesdelegiertenversammlung beschlossen hat.

Es geht jedoch nicht nur ums Geld: Den katholischen Frauen aus Zolling sind die "autoritären Strukturen" in der KFD schon lange ein Dorn im Auge, wie Silvia Wöhrl schildert, die zur Gründungsversammlung einlädt. Die dreifache Mutter und Bankkauffrau kritisiert, dass der Bundesverband, zu dem auch die Zollinger KFD gehört, über Beitragshöhe und vor allem die Verteilung der Einnahmen entscheidet. Nur vier Euro des Jahresbeitrags bleiben in Zolling, acht Euro gehen nach München, zwölf an den Bundesverband. "Mir widerstrebt dieses Diktieren von oben", ärgert sich Wöhrl. Sie sehe nicht ein, dass das Geld der Zollinger Mitglieder aus der Gemeinde abfließt, außerdem gehe es "ums Prinzip". "Wir wollen hier vor Ort Gutes tun, in der Pfarrgemeinde und auch in der politischen Gemeinde", betont Wöhrl. Der regionale Bezug sei der Grund, sich zu engagieren, die Mitgliedschaft in einem bundesweiten Verband sei ihnen nicht wichtig.

Die neuen "Zollinger Frauen" sind offen für alle, die sich engagieren möchten, egal welcher Konfession sie angehören, sagt Wöhrl. Eine Konkurrenz zur Nachbarschaftshilfe des Pfarrverbands, die sich erst kürzlich als Verein formierte, sieht sie nicht. Natürlich würden auch in Zukunft katholisch geprägte Veranstaltungen organisiert, es soll aber auch einen Stammtisch oder Pilates-Kurse geben. Wöhrl selbst will sich als Beisitzerin in der Vorstandschaft des neuen Vereins einbringen. Namen für den Posten der Vorsitzenden konnte sie noch nicht nennen.

Überhaupt kein Verständnis für das Anliegen der Zollinger Frauen hat Birgit Stoppelkamp vom Diözesanverband in München und Freising. Auch 24 Euro seien keine große Summe für die Mitgliedschaft in einer bundesweiten Organisation mit 500 000 Mitgliedern, die Lobbyarbeit für Frauen sowie Bildungsangebote organisiere. Die Zollinger seien nie im Diözesanverband in Erscheinung getreten oder hätten sich bei Versammlungen eingebracht, kritisiert Stoppelkamp. Die Beitragserhöhung sei von der Bundesdelegiertenversammlung ein Jahr lang diskutiert und dann demokratisch beschlossen worden. Aus Zolling habe sich daran niemand beteiligt. Außerdem wirft Stoppelkamp dem Vorstandsteam aus Zolling vor, die Mitglieder nicht sachlich über die Gründe der Erhöhung informiert zu haben.

Einen Schritt weiter geht Regina Braun, Vorsitzende der KFD München-Freising. "Die Zolliger Frauen haben kein Verbandsbewusstsein, sie sind nicht kooperativ und schädigen die KFD." Mehrmals seien die Frauen angeschrieben und zu Treffen eingeladen worden, ohne Resonanz. Daher habe sie in Erwägung gezogen, die Zollinger Gruppe auszuschließen. Und "so einfach, wie sich das die Zollinger Damen vorstellen, ist der Austritt aus der KFD nicht", sagt Braun. Stoppelkamp betont zudem, dass die abtrünnigen Zollingerinnen weder das Wort "katholisch" noch "Frauengemeinschaft" im Namen ihres neuen Vereins führen dürften. Denen ist das egal, ihre Unabhängigkeit ist ihnen offensichtlich lieber. Silvia Wöhrl rechnet damit, dass etwa 50 Frauen dem neuen Verein beitreten werden, der Beitrag bleibt bei 13 Euro im Jahr.

© SZ vom 19.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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