Auf engen Straßen:Neue Buslinie bereitet Kopfzerbrechen

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Bürger radeln mit dem Neufahrner Verkehrsreferenten Florian Pflüger eine mögliche Route ab. Dabei tragen sie ihre Bedenken vor und regen an, das neue Baugebiet im Süden der Gemeinde besser anzubinden

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Irmgard Steinberger ist sichtlich sauer. Durch den Auweg soll die neue Buslinie 692 zwischen Neufahrn und Hallbergmoos verkehren? Viel zu eng sei es da, schimpft sie am Sonntagnachmittag während einer Fahrradtour auf der geplanten Route, und die Spitzkehre am Friedhof sei für einen Bus gar nicht zu bewältigen. Genau dort wohnt Irmgard Steinberger, aber auch andere nicken mit kritischem Blick und haben weitere Einwände. So ein Bus mache doch nach einem Stopp an der Haltestelle gerade beim Anfahren einen ziemlichen Lärm. Im Übrigen sei der Auweg eine Spielstraße, an Schrittgeschwindigkeit werde sich so ein Bus aber wohl nicht halten: "Und was ist, wenn ein Kind rausläuft?"

Kopfschütteln bei anderen Teilnehmern der Tour. Was woanders funktioniere, müsse doch auch in Neufahrn gehen. "Lieber ein Bus als 15 Autos", merkt einer an, der vom Busprojekt ganz offensichtlich begeistert ist. Und wo Müllfahrzeuge und Lastwagen durchkommen, müsse doch auch ein Bus Platz haben, meint Verkehrsreferent Florian Pflügler (ÖDP), der viel Zeit in die Ausarbeitung des Konzepts gesteckt hat. Die Radltour, die er entlang der momentan favorisierten Busroute als "Bürgerbeteiligung" organisiert hat, macht aber noch einmal deutlich, was sich in den vergangenen Wochen schon abgezeichnet hat: Die Linienführung ist umstritten. Ebenso die Frage, ob die Route tatsächlich schon beschlossene Sache ist, oder ob bisher nicht nur eine Grundsatzentscheidung für die Buslinie getroffen wurde.

Die Gemeinderäte scheinen das durchaus unterschiedlich zu interpretieren. "Die Linienführung ist grundsätzlich beschlossen", sagt dazu Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) bei der Radltour mit gut 20 Teilnehmern. Sollten sich freilich Punkte als ungeeignet erweisen, könne man dort natürlich noch nach alternativen Möglichkeiten suchen.

Nach Ansicht einiger Radltour-Teilnehmer muss das auch im Neufahrner Südwesten geschehen. Der Bus soll von der Bahnhofstraße kommend über die Echinger Straße und Am Hart, vorbei am neuen Gewerbepark "Nova Neufahrn" in die Ganghoferstaße fahren. Dort ragen aber zur Verkehrsberuhigung mehrere Pflanzeninseln in die Straße, an der sich zudem ein Kindergarten befindet. Das sei freilich an der Dietersheimer Straße auch seit vielen Jahren der Fall und offenbar kein Problem, halten andere dagegen.

Warum man nicht bei der früheren Variante durch den Lohweg geblieben sei, will einer der Radler wissen. Am Lohweg hatte es freilich auch heftige Proteste gegeben, und die weiter südlich gelegene Ganghoferstraße hält Pflügler ohnehin für die bessere Lösung: Der Süden werde damit noch besser erschlossen, erläutert er. Erklärtes Ziel ist es, dass niemand weiter als 300 Meter bis zur nächsten Haltestelle gehen muss. Womöglich sollte man aber noch weiter in den Süden gehen, schlägt Gemeinderat Markus Funke (FDP) vor - also dorthin, wo die Straße Am Hart in die Dietersheimer Straße mündet und damit auch direkt am neuen Baugebiet Neufahrn-Süd vorbei führt.

Eigentlich hätte man die Strecke mit einem Bus abfahren sollen, findet Victor Weizenegger vom SPD-Vorstand. "Das wäre eine pragmatischere Linienerkundung gewesen", bestätigt Funke. Die Experten könnten das alles auch so gut beurteilen, hält Pflügler dagegen. Er will sich diese Woche mit Fachleuten von der Polizei und MVV-Consult treffen und mit ihnen die Anregungen von der Radltour noch einmal durchsprechen. Im Dezember 2017 soll dann die neue Linie 692 starten, die über Mintraching zum Logistikpark samt Kino und weiter nach Hallbergmoos führen soll. Zunächst wird es laut Pflügler einen vierjährigen Probebetrieb geben. Einstweilen werden deshalb an den Haltestellen nur Schilder angebracht und nirgends Häuschen aufgestellt.

© SZ vom 02.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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