Flüchtlinge:Hautkrankheiten überwiegen

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Nur wenige Flüchtlinge, die in den Landkreis kommen, haben schwerwiegende medizinische Probleme. Psychische Erkrankungen aber können selbst Fachkräfte wegen der Sprachbarriere kaum erkennen

Von Eva Zimmerhof, Freising

"Haben sie vielleicht Verletzungen von ihrer Reise?", fragen sich die einen, die beim Arzt Flüchtlinge im Wartezimmer sehen. "Haben sie etwas Ansteckendes?", fragen sich andere. "Das ist nicht so, dass die Flüchtlinge alle ganz schrecklich krank sind", sagt Landratsamt-Sprecherin Eva Dörpinghaus. Wenn sie in den Landkreis kommen, hätten sie in der Regel ein medizinisches Screening hinter sich. "Grundsätzlich ist es so, dass die Flüchtlinge in den Erstaufnahmeeinrichtungen medizinisch versorgt werden. Das heißt, wenn sie zu uns kommen, springt uns nichts an."

Nur bei den Flüchtlingen in der Moosburger Turnhalle nahmen Mitarbeiter des Gesundheitsamtes noch ein weiteres Kurzscreening vor. Zusätzlich gab es eine Erstuntersuchung im Gesundheitsamt. "Doch diese Flüchtlinge kamen im Rahmen des Notfallplans hierher", sagt Dörpinghaus. "Das war ein Sonderfall."

"Einige der Erwachsenen haben schon Krankheiten wie Hepatitis, HIV und Tuberkulose, die auch für uns nicht ungefährlich sind", berichtet Albert Söhl, Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). "Zum Teil sind es Krankheiten, die bei uns eigentlich ausgerottet sind." Doch Söhl macht sich deswegen keine Sorgen um seine Gesundheit: "Um sich mit Tuberkulose anzustecken, muss man mit dem Infizierten acht Stunden lang in einem geschlossenen Raum sein, heißt es."

Lorenz Weigl leitet das Freisinger Gesundheitsamt. (Foto: Marco Einfeldt)

"Wir sind dafür da, dass wir mögliche Ansteckungskrankheiten herausfiltern, sodass die Bevölkerung mit ihnen nicht in Kontakt kommt", sagt der Leiter des Gesundheitsamtes, Lorenz Weigl. "Es gab bei den etwa 400 untersuchten Flüchtlingen im Landkreis insgesamt zwei Fälle von behandlungsbedürftiger Tuberkulose." Solche Fälle würden sofort ins Freisinger Klinikum oder nach Gauting gebracht. "Abklärung bedürfen noch elf Lungen- und 14 Leberbefunde", sagt Weigl. "Aber nur weil ein Röntgenbild etwas auffällig war, heißt das noch nicht, dass es eine ansteckende Tuberkulose sein muss." Vor allem habe es Krätzmilben-Erkrankungen gegeben.

Das BRK versorgte die Flüchtlinge in Moosburg deshalb. "Krätze, das ist so eine Hygienesache", sagt Söhl. "Die Hautkrankheit kann bei solchen langen Reisen eben auftreten. Aber Krätze kann man schnell in den Griff kriegen." Außerdem habe das Gesundheitsamt prompt reagiert und die notwendige Creme organisiert.

"In der Regel untersuchen wir auf offensichtliche körperliche Krankheiten und auf Beschwerden hin", sagt Weigl. "Psychische Erkrankungen sind wegen der Sprachbarriere nicht leicht festzustellen. Bei Auffälligkeiten bemühen wir uns aber, Dolmetscher hinzuziehen." Unter den Flüchtlingen seien auch 23 Kinder im Alter von null bis zehn Jahren gewesen. Darunter habe es Fälle von Krätze und Durchfall gegeben. Schussverletzungen oder ähnliches habe er bei den Flüchtlingskindern im Landkreis bisher nicht beobachtet, sagt auch Söhl. "Im Endeffekt haben sie die ganz normalen Kinderkrankheiten. Sie werden dann vom Gesundheitsamt sofort zum Kinderarzt geschickt."

"Es ist schon so, dass wir Flüchtlingskinder versorgen, aber noch nicht in der Zahl, dass es eine große zusätzliche Belastung für uns wäre", berichtet der Freisinger Kinderarzt Udo Rampf. Da es aber Unklarheiten bei der Versorgung gibt, hat ein Qualitätszirkel von Kinderärzten bereits im April einige Forderungen formuliert, im Sommer hat sich außerdem ein Arbeitskreis zum Thema getroffen.

Generell sei es so geregelt, dass die Bewohner der Unterkünfte, die bereits Erstuntersuchungen hinter sich haben, "ganz normal zum Arzt gehen" und ihre Kinder zum Kinderarzt bringen, sagt Dörpinghaus. Irmgard Eichelmann, die für die Betreuung der Flüchtlinge im Landkreis zuständig ist, besuche die Unterkünfte häufig, so Dörpinghaus. "Sie sagt, die Kinder müssten nicht sehr oft zum Arzt. Und wenn, dann geht es um so etwas wie Erkältungskrankheiten, Zahn- und Hautprobleme." Beim Arzt würden die Flüchtlinge, Erwachsene wie Kinder, übrigens "genauso behandelt wie andere Patienten auch", betont Dörpinghaus. "Gerüchte, wonach Flüchtlinge bevorzugt werden, sind einfach nicht wahr."

© SZ vom 25.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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