Artenschutz in der Hallertau:Schwieriges Unterfangen

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Die Gemeinde Au möchte mit Blühwiesen etwas zur Rettung der Insekten tun, muss aber feststellen, dass Nachhaltigkeit gar nicht so einfach ist. Nun ist erst einmal ein Arbeitskreis gegründet worden

Von Peter Becker, Au

Allem, was da in der Natur kreucht und fleucht, möchte der Auer Marktgemeinderat etwas Gutes tun. Nur wie, das war die Frage, mit der er sich am Dienstagabend beschäftigt hat. Die Debatte verlief trotz der fachkundigen Unterstützung von Matthias Maino vom Freisinger Landschaftsverpflegeverband ergebnislos. Nun soll ein Arbeitskreis, bestehend aus Bürgermeister Karl Ecker (FWG) sowie den Markträten Stefan Grünberger (FWG), Gerhard Stock (FWG) und Michael Hagl (GoL), ausloten, was denn die beste Möglichkeit wäre.

Geplant war, Brachflächen im Gewerbegebiet bei Halsberg in Blühwiesen zu verwandeln. Das Vorhaben erwies sich jedoch als zu wenig nachhaltig, weil diese Grundstücke möglicherweise in zwei Jahren schon bebaut sein könnten. Exemplarisch hatte Maino ein Neufahrner Projekt vorgestellt. Dort hat die Pfarrei Sankt Franziskus Kirchengrund an Landwirte verpachtet. 30 Hektar davon sind der intensiven Nutzung entzogen und als Ackerrandstreifen mit "Blühwiesen" weitgehend der Natur überlassen. Die Pfarrei erhielt dafür sogar den Naturschutzpreis des Bundespräsidenten. Mittlerweile sind die dafür angelegten Streifen prächtig gediehen und seltene Insekten wie der Perlmuttfalter siedeln sich dort an.

Das Projekt ist aber nicht so einfach in die Holledau zu übertragen. Wenn die Marktgemeinde eine Blühwiese, die für Generationen nachhaltig sei, anlegen wolle, dann müsste das Saatgut aus Pflanzen bestehen, die sich im tertiären Hügelland heimisch fühlten. Eine Samenmischung mit Sonnenblumen "geht im Garten, aber nicht in der Landschaft", sagte Maino.

Auf dem Grund, den die Marktgemeinde als Unterstützung für Flora und Fauna auserkoren hatte, funktioniert das nicht. Bürgermeister Ecker geht davon aus, dass dort in zwei Jahren Bauaktivitäten beginnen. Das Saatgut für eine Blühwiese koste zwischen 6000 und 8000 Euro, sagte Maino. Das Geld wäre dann regelrecht zum Fenster hinausgeschmissen. Im Übrigen war zu erfahren, dass sich die Hallertau kaum für das Anlegen von Blühwiesen in der Art wie es sie bei Neufahrn gibt, eignet. Denn die Landschaft ist maximal aufgeräumt. Feldraine sind eine Seltenheit und Vieh, an das Landwirte eine späte Mahd verfüttern könnten, gibt es kaum.

Maino sagte, es sei nur schwer verständlich zu machen, wenn man Blühstreifen anlege und damit Populationen anlocke, die beide in absehbarer Zeit wieder zerstört würden. Das mache keinen Sinn.

Die Marktgemeinde muss sich nun gründlich überlegen, wie sie stattdessen Insekten helfen will. Am Nachhaltigsten wäre es wohl, Ausgleichsflächen als Standorte für Blühwiesen auszuwählen, wie es Hans Sailer (FWG) vorschlug. Dann spreche aber die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt mit, welche Pflanzen dort angesiedelt würden und wie die Wiese bewirtschaftet werden solle, sagte Maino. Für Landwirt Stefan Grünberger (FWG) muss sie vor allem auch gepflegt werden, denn er fürchtet, dass sich dort Disteln ausbreiten könnten, wenn man die Blühwiese sich selbst überlasse. Und dann gebe es Ärger mit den Nachbarn. "Auch Disteln haben ihren Sinn", entgegnete wiederum Heiner Barth (FWG).

Die Tendenz geht nun dahin, doch Pflanzen auf dem Grundstück im Gewerbegebiet anzusiedeln. Für die Pflege sollten Landwirte sorgen, die sich verpflichten müssten, auf die letzte Mahd im Jahr zu verzichten, schlug Hagl vor. Dann fänden Insekten nämlich noch genügend Gelegenheiten, sich in Pflanzen zum Überwintern zu verkriechen.

© SZ vom 07.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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