Antrag an den Stadtrat:Grün statt grau

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Ein besserer Schutz der Bäume ist Stadträtin Julia Neumayr (Fresh) ein großes Anliegen. (Foto: Marco Einfeldt)

Julia Neumayr und Johannes Becher stellen in Moosburg ihren Entwurf zum Schutz von Bäumen und gegen Schottergärten vor

Von Alexander Kappen, Moosburg

Als im Jahr 2019 die Dr.-Schels-Straße in Moosburg saniert und als Kollateralschaden die dort stehenden alten Birken gefällt werden sollten, begann quasi die politische Laufbahn von Julia Neumayr. Damals habe sie erstmals erfahren, dass es in der Stadt keine Baumschutzverordnung gebe und das sei auch ihre Hauptmotivation gewesen, in der neuen Gruppierung Fresh für den Stadtrat zu kandidieren, erzählt sie rückblickend. Der Plan ging bekanntlich auf, Neumayr wurde im Frühjahr 2020 in das Gremium gewählt und Fresh stellte auch prompt den Antrag, wieder eine Baumschutzverordnung zu erlassen. Zwar musste Neumayr erkennen, dass das rechtlich alles nicht so einfach ist, aber über Umwege kommt sie nun möglicherweise doch zum Ziel.

Vergangenen Montag schickte sie zusammen mit Grünen-Stadtrat Johannes Becher den von ihnen gemeinsam erarbeiteten Entwurf einer Stadtgrünordnung ins Rathaus, die nun sogar noch ein bisschen weiter greift als eine reine Baumschutzverordnung und über die möglichst noch vor der Sommerpause entschieden werden soll, wie die beiden in einem Pressegespräch sagten.

Nachdem sie sich mit der Verwaltung abgesprochen hatte und klar war, dass rechtlich noch einige Dinge zu klären sind, holte Neumayr den erfahrenen Stadtratskollegen Becher ins Boot. In vielen Gesprächen mit Experten und Vertretern anderer Fraktionen entwickelten sie nun eine Grünordnung, "in der es nicht nur um Bäume geht, sondern die eine echte Bereicherung für Moosburg sein soll, indem sie zum Beispiel Schottergärten verhindert", so Neumayr. Es gehe darum, so steht es in der Erläuterung des Antrags, die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts zu erhalten, mit Blick auf den Klimawandel einen Teil dazu beizutragen, einer drohenden Überhitzung der Stadt entgegenzuwirken und das Kleinklima zu verbessern. Eine entscheidende Rolle bei dem Ganzen soll der Stadtgärtnerei zukommen, die nach Einschätzung der Antragsteller "hoch qualifiziert" ist.

Mit der vorgelegten Satzung wolle man vier Probleme angehen, erläuterte Becher. Das eine sei die Nachverdichtung, unter der die Natur zunehmend leide. Es gebe kaum Ersatzpflanzungen, Bäume würden zu schnell gefällt. Zweitens gehe es ums Baurecht. "Es wird da oft erst gerodet und dann nachgedacht, ob ich einen Baum wirklich fällen muss oder nicht", so Becher. Drittens werde zu viel versiegelt. Er nannte die "Gärten des Grauens", also Schottergärten, in denen nichts mehr wachse. Solche sollen künftig auf bisher unbebauten Flächen untersagt werden. Bestandsflächen sollen ausgenommen werden. Schließlich führte Becher als vierten Punkt ein mangelndes Problembewusstsein in der Gesellschaft auf, das geschärft werden müsse. Große Bäume seien über Jahrzehnte gewachsen. "Was ein solcher Sauerstoff produziert, für den Wasserhaushalt tut, Schatten spendet und Lebensraum für die Artenvielfalt bietet, muss man sich mal vorstellen." In einem Baum "leben bis zu 300 Insektenarten", assistierte Neumayr.

Geschützt werden sollen im bebauten Stadtgebiet, nicht in den Außenbereichen, Bäume mit einem Stammumfang von mindestens 80 Zentimetern, gemessen in einem Meter Höhe. Ausnahmen sollen möglich sein und mit der Stadtgärtnerei, die viel Ermessensspielraum bekommen soll, in Beratungsgesprächen abgeklärt werden. Dadurch sollen die Schwächen der 2007 in Moosburg abgeschafften alten Baumschutzverordnung beseitigt werden "und das nicht mehr zum Dauer-Politikum im Bauausschuss werden", so Becher. In Freising, das sich die beiden Antragsteller zum Vorbild genommen haben, "werden die meisten Fälle im Vorfeld eines Antrags schon einvernehmlich geregelt". Generell solle gelten: Baurecht vor Baumschutz, so dass kein Bauvorhaben dadurch verhindert werde. Bei Fällungen soll es Ersatzpflanzungen oder Ausgleichszahlungen geben, ähnlich wie das Ablösen von Parkplätzen. Für den Erhalt besonders pflegeaufwendiger großer Bäume sollen Sanierungszuschüsse gezahlt werden.

Der Entwurf, den man in einem "freizeitfüllenden Dreivierteljahr Arbeit", so Neumayr, erstellt habe, ist laut Becher "ausgewogen, auf Interessensausgleich ausgelegt und praktikabel". Jeder Eigentümer, der ein vernünftiges Verhältnis zur Natur habe, könne sicher gut damit leben. Die beiden Antragsteller hoffen, dass das auch viele Stadträte können, "vielen Fraktionen liegt die Natur offenbar am Herzen". Bedauerlich fand Becher jedoch, dass Bürgermeister Josef Dollinger (FW) "die Grünordnung schon pauschal abgelehnt hat, bevor sie ihm in fertiger Form vorgelegen hat - das müssen wohl ideologische Gründe sein".

© SZ vom 17.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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