Flüchtlingsunterkunft in Lerchenfeld:Das Fremde verursacht Widerwillen

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Auf diesem Gelände an der Katharina-Mair-Straße in Lerchenfeld soll eine Flüchtlingsunterkunft entstehen. (Foto: Marco Einfeldt)

Viele Lerchenfelder lehnen die geplanten Wohncontainer für Asylbewerber an der Katharina-Mair-Straße ab. Sie fürchten Belästigungen von Frauen, um Sicherheit, ihre Ruhe und um den Wert ihrer Grundstücke.

Von Johann Kirchberger, Freising

Eine Unterkunft für 156 Asylbewerber will das Landratsamt in Lerchenfeld an der Katharina-Mair-Straße, schräg gegenüber der Feuerwache II bauen. Der Bauantrag ist gestellt und wenn alles glatt läuft, könnte im Frühjahr Baubeginn sein. Bezugsbereit sollen die vier Gebäude in Modulbauweise im Sommer sein. Doch nicht jedem Lerchenfelder sind die Flüchtlinge willkommen. Das wurde während einer Informationsveranstaltung deutlich.

"Die Zeit drängt", machte Irmgard Eichelmann vom Landratsamt am Dienstag im Epiphanias-Zentrum deutlich, die Zahl der Flüchtlinge, die dem Landkreis wöchentlich zugewiesen werde, erhöhe sich im Dezember von derzeit 64 auf 100, es dauere nicht mehr lange, dann betrage die Zahl der Asylbewerber im Landkreis 4000. Die meisten davon seien zwar junge Männer, untergebracht werden müssten aber auch viele schwangere und alleinerziehende Frauen. Die Zahl der Kinder im Vorschulalter betrage derzeit 285.

Sie fürchten um Ruhe und Sicherheit

Eines wurde bei der Informationsveranstaltung deutlich: Nicht bei jedem in Lerchenfeld sind die Asylbewerber willkommen. Im bis auf den letzten Platz besetzten Saal brachten die Anlieger ihre Sorgen recht emotional, teilweise sogar aggressiv zum Ausdruck. Sie fürchten vor allem um die Sicherheit, um die Ruhe, um den Wert der Immobilien. Immer wieder angesprochen wurden vermeintliche Gefahren für Frauen. Auch die Beteuerungen von Irmgard Eichelmann, sie wohne in der Wippenhauser Straße neben den Asylbewerberunterkünften und habe kein Problem damit, nachts durch die Straßen zu gehen, änderten nichts am Unmut der Zuhörer. Einige könnten sich mit der Situation abfinden, wenn Familien untergebracht würden, doch die Angst vor allein stehenden jungen Männern ist offenbar groß.

Einige andere, wie der Linken-Stadtrat Eckhardt Kaiser, waren grundsätzlich dagegen, in Lerchenfeld Unterkünfte für Flüchtlinge zu bauen. Sie forderten stattdessen die Ausweisung von Baugebieten für Menschen, die schon lange hier leben und keine Wohnungen finden. Kaiser missgönnte den Asylbewerbern sogar ihr Taschengeld von 143 Euro, weil Rentner in Altenheimen nur 107 Euro bekämen. Er wollte wohl eine Grundsatzdebatte über die staatlichen Leistungen anzetteln, ehe ihn Versammlungsleiter, Bürgermeister Hans Hölzl, stoppte. Andere hielten es mit dem Sankt-Florians-Prinzip, fragten, warum Flüchtlinge nicht in leeren Gebäuden der FMG in Schwaigermoos untergebracht würden, sahen Grundstücke hinter der geplanten Realschule im Bereich Gute Änger oder im Gewerbegebiet Clemensänger wesentlich besser geeignet als den schmalen Streifen an der Katharina-Mair-Straße. Warum die Kirche keine Grundstücke zur Verfügung stelle, wurde gefragt und ob die Asylbewerber ausreichend bewacht würden oder ob die sich nachts frei bewegen dürften. Als die Rede auf den leer stehenden Praktiker-Markt in Attaching kam, antwortete Stadtbaudirektor Gerhard Koch, dass dort eine Unterbringung von Asylbewerbern gerade geprüft werde.

"Die kennen keinen Respekt vor Frauen"

Je länger die Debatte dauerte, je hitziger geriet sie. "Die kennen keinen Respekt vor Frauen", wurde gerufen, das hier sei eine "Schönredeveranstaltung für Asylanten", und ob er jede Nacht die Polizei anrufen solle, wenn er wegen den Ruhestörern nicht schlafen könne, fragte ein Schichtarbeiter. Auf den Einwand von Eichelmann, die Flüchtlinge seien ganz normale Menschen, mit denen man reden könne, rief ein Anlieger "wie denn, auf Suaheli?"

Nicht gelten lassen wollten einige Zuhörer die Aussage von Eichelmann, wonach es laut Polizei bisher im Landkreis keinen einzigen Übergriff eines Asylbewerbers auf die einheimische Bevölkerung gegeben habe. Seine Frau sei an einer Bushaltestelle als "Nazi" beschimpft worden, konterte ein Mann. Bei der Polizei heiße es nur, da könne man nichts machen.

Was sei denn die Alternative zum Bau von solchen Unterkünften, wie sie auch noch an der Isarstraße, am P+R-Platz und an der Gartenstraße geplant seien?, lautete die rhetorische Frage von Stadtbaudirektor Koch. "Dann kommt es zu Zwangszuweisungen und alle unsere Turnhallen sind voll." Gerade das aber wolle man doch vermeiden, Turnhallen nämlich seien eine Zumutung für alle, vor allem für die Flüchtlinge.

© SZ vom 26.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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