Angespannte Situation am Wohnungsmarkt:Eching baut Notunterkunft aus

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Seit zwei Jahren gibt es im ersten Stock des alten Postgebäudes in Eching Notunterkünfte. Diese sollen auf die zweite Etage ausgeweitet werden. (Foto: Birgit Gleixner)

Die alte Post an der Bahnhofstraße bietet Bedürftigen künftig zwei weitere Zimmer, derzeit leben dort zwei Familien und zwei Einzelpersonen. Protest kommt von den Freien Wählern: Sie wünschen endlich ein Konzept für das Gebäude

Von Klaus Bachhuber, Eching

Die Notunterkunft für Wohnungslose in der ehemaligen Post an der Echinger Bahnhofstraße wird ausgebaut. Weil das Rathaus durch die dramatische Situation am Wohnungsmarkt steigenden Bedarf sieht, soll nun nach dem ersten Stock des Gebäudes auch die zweite Etage als Notaufnahme hergerichtet werden. Im Gemeinderat gab es einiges Murren, dass damit wieder ein Provisorium verlängert werde, ohne klare Konzepte für das Gebäude zu entwickeln. Vor zwei Jahren hatte es in der ehemaligen Obdachlosenunterkunft der Gemeinde in Dietersheim gebrannt. Damals entschied der Gemeinderat in einer mühseligen Debatte, die Dietersheimer Anlage aufzugeben und die ehemalige Post für eine Unterbringung herzurichten. Das Gebäude stand seinerzeit bis auf die Kindertagespflege im Erdgeschoss leer.

Aktuell stehen dort sechs Zimmer für Notunterkünfte zur Verfügung, die gerade mit zehn Personen belegt sind, zwei Familien und zwei Einzelpersonen. Schon jetzt komme es "immer wieder zu Engpässen bei der Unterbringung", hieß es aus der Gemeindeverwaltung. Vollkommen verändert habe sich gegenüber den vergangenen Jahren insbesondere, dass nun immer mehr Familien mit Kindern obdachlos würden. Das bedeute, dass man zum einen mehr Raum brauche und die Belegungszeiten noch länger würden.

Das "klassische" Klientel problematischer Einzelfälle, beeinträchtigt etwa durch Alkohol- oder Drogenprobleme, sei jedenfalls schon lange nicht mehr Hauptnutzer der Notunterkünfte, schilderte Bürgermeister Sebastian Thaler. Vielmehr lasse der gnadenlose Wohnungsmarkt "ganz normale" Familien plötzlich auf der Straße stehen. Teilweise könne die Gemeinde dann spontan neue Mietverhältnisse vermitteln, teilweise müsse aber die Notunterkunft herhalten.

Jetzt soll auch der zweite Stock in Teilen hergerichtet werden. Für einen Aufwand von rund 20 000 Euro soll der Gemeindebauhof dort die Minimalvoraussetzungen schaffen, um zwei weitere Zimmer auf der Hälfte der Etage beziehen zu können. Lediglich die Böden sollen erneuert und eine Brandschutztür installiert werden. Für die gesamte Notunterkunft gibt es sanitäre Anlagen auf dem Flur. Protest gegen die Lösung kam von den Freien Wählern. Bei der Zustimmung zu der Lösung in der alten Post vor exakt zwei Jahren habe man dies ausdrücklich auf zwei Jahre befristet, erinnerten Otmar Dallinger und Oliver Schlenker. Solange es keine andere Nutzung für das Postgebäude gehe, sei die Verlängerung doch optimal, betonte der Bürgermeister, eine Verlagerung der Unterkünfte etwa in Container sei wegen der Kosten "nicht sonderlich zielführend".

Eben diese Nutzung des Gebäudes werde aber seit Jahren angemahnt, sagte Christoph Gürtner (FW): "Langsam müssen wir jetzt an einen Punkt kommen, wo wir ein Konzept sehen." Das Haus immer weiter provisorisch umzubauen, sei eine "Salamitaktik". Thaler erinnerte daran, wie viele parallele Baustellen die Gemeindeverwaltung vom Rathausneubau bis zu sieben Neubaugebieten gerade bearbeite. "Ich hab niemanden im Rathaus, der sich grad über die alte Post Gedanken machen kann", sagte er. Und die künftige Nutzung des Gebäudes sei nun auch "wirklich nichts, was man im nächsten Jahr angehen muss". Irena Hirschmann (parteilos) forderte ebenso ein Konzept für eine dauerhafte Lösung für die Notunterkunft. "Es ist notwendig, in diese Richtung weiterzudenken", sagte sie. Thaler erwiderte, sein Konzept sei es, durch die Bautätigkeit wieder zu "Wohnraum zu vernünftigen Preisen" zu kommen. Eine Notunterkunft eigens bauen, "das würde ich nicht wollen". Mit 25:4 Stimmen gegen vier Stimmen aus den Reihen der FW wurde der Ausbau des zweiten Stocks genehmigt.

© SZ vom 03.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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