Ampertal:Wespenspinnen und Flockenblumen

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An einem Hang unweit der ehemaligen Kiesgrube bei Siechendorf haben seltene Tiere und Pflanzenarten eine Heimat gefunden

Von Katharina Aurich, Zolling

Jörg Steiner, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde des Freisinger Landratsamts. (Foto: Marco Einfeldt)

Von Weitem sieht man der kleinen Hangfläche neben der Kreisstraße zwischen Zolling und Palzing unweit der Abzweigung nach Siechendorf nicht an, welche besonderen Pflanzen und Tiere hier auf diesem Fleckchen Magerrasen leben. Aber wer sich die Mühe macht, den Ackerstreifen neben der Straße zu überqueren und den leichten Hang hinauf zur ehemaligen kleinen Kiesgrube zu steigen, findet ungefähr 90 verschiedene Pflanzenarten auf der rund einen halben Hektar großen Fläche, die hier gedeihen und jetzt im Spätsommer aussamen. Der Landkreis Freising, dem ein Teil des Grundstücks gehört und der den anderen Teil der Wiese von einem Landwirt pflegen lässt, hat das Kleinod der Artenvielfalt als Naturdenkmal ausgewiesen.

Seit ungefähr zehn Jahren werde der Hang nur einmal im Spätherbst mit dem Balkenmäher gemäht, damit die Pflanzen und auch die Tiere wie die Wespenspinne oder die Schmetterlingsarten Widderchen und Feuerfalter nicht gestört würden, schildert Jörg Steiner, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt in Freising. Während der Naturschutzlaie in dem Gebiet immerhin den Duft des wilden Oreganos wahrnimmt, findet Jörg Steiner bemerkenswerte und seltene Pflanzen: Karthäusernelken oder den inzwischen aus dem Ampertal fast verschwundenen Kreuzenzian, der im Frühjahr wunderschön hellblau blühe. Oder den lila blühenden Acker-Wachtelweizen, den es höchstens noch an zehn Stellen im Landkreis gebe, wie Steiner sagt. Wolfsmilchgewächse, Flockenblumen, der gelbe Klappertopf, der Odermennig, Johanniskraut oder wilder Pastinak und viele mehr fühlen sich auf diesem mageren, warmen Standort auf Sand und Kies wohl.

Bei jedem Schritt springen kleine Heuschrecken in die Höhe, hier sei eben immer etwas los, stellt Jörg Steiner erfreut fest. Leider seien diese für den Naturschutz so wertvollen Flächen nur isoliert an den Ampertalhängen vorhanden und die Tiere- und Pflanzen könnten sich nicht mit anderen Populationen austauschen, sagt der Leiter der Unteren Naturschutzbehörde. Aber der Landkreis versuche immer wieder, derartige Flächen zu erwerben und sie von Landwirten pflegen zu lassen, so dass eines Tages ein Band aus Naturschutzgebieten an den Hängen des Ampertals entstehen könne.

Dass die Pflanzen und Tierarten in dem Gebiet so selten geworden seien, liege an der intensiven Landnutzung, sagt Steiner. Denn unten im Ampertal, wo gedüngt und gepflügt werde, kämen nur noch rund zehn wilde Pflanzenarten vor, schätzt er. Noch vor einem halben Jahrhundert seien auch die Hänge des Ampertals genutzt, die Büsche abgeholzt und die Wiesen von Hand gemäht worden, denn Futter und Einstreu für das Vieh waren kostbar. Als jedoch die Traktoren und Maschinen auf den Höfen Einzug hielten und damit auch immer weniger Arbeiten von Hand erledigt werden mussten, wurden schließlich die Hanglagen uninteressant. Sie seien verbuscht, und dann seinen die Bäume gewachsen, schildert Steiner die Entwicklung der Natur.

Wenn man das Ampertal sich selbst überlassen würde, wäre es von Buchenwäldern bewachsen und unten im Flusstal befänden sich durch die regelmäßigen Überschwemmungen Sümpfe oder Moore. Auch die artenreichen Magerrasenflächen, so schildert der Naturschutzfachmann Steiner, seien nichts Ursprüngliches, sondern durch menschliche Nutzung in den vergangenen Jahrhunderten entstanden. Sie gelte es jetzt jedoch, als Lebensraum vieler Pflanzen und Tiere auch für die nächsten Generationen zu erhalten. Und nicht nur das. Nach Möglichkeit sollen sie auch noch ausgedehnt werden.

© SZ vom 22.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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