Allershausen denkt nach:Gemeindeeigenes Stromnetz

Lesezeit: 2 min

Die Gemeinde Allershausen überlegt, das Stromnetz zurückzukaufen. Davon ist im Gemeinderat aber nicht jeder begeistert.

Von Petra Schnirch, Allershausen

Der Konzessionsvertrag mit dem Bayernwerk läuft 2023 aus, dann könnte die Gemeinde ihr Stromnetz zurück kaufen. (Foto: Marco Einfeldt)

Nach Eching, Neufahrn und Hallbergmoos überlegt auch die Gemeinde Allershausen, das Stromnetz zurückzukaufen und zu einem Teil selbst zu übernehmen. Der Konzessionsvertrag mit dem Bayernwerk läuft 2023 aus. Mehrere Gemeinderäte stehen diesem Vorschlag allerdings skeptisch gegenüber. Ein Arbeitskreis soll sich nun in das Thema einarbeiten und Vorarbeit leisten. Ihm gehören Max Raith (PFW) und Josef Lerchl (SPD) an, die den Anstoß dazu gegeben hatten, sowie Manuel Mück (CSU). Er mache seine Teilnahme aber davon abhängig, sagte er, dass er überzeugt werde, dass der Arbeitskreis sinnvoll sei.

Bereits am 23. Juli hatte Stefan Kronner (SPD), Gemeinderat in Hallbergmoos, das Verfahren zur Übernahme in seiner Gemeinde dem Allershausener Gremium in nicht öffentlicher Sondersitzung vorgestellt. Raith drängte nun darauf, das weitere Vorgehen im Gemeinderat festzulegen, denn die Zeit sei knapp. Hallbergmoos hatte sich etwa fünf Jahre lang mit dem Thema auseinandergesetzt, Anfang dieses Jahres schloss die Gemeinde den Vertrag zur Gründung der Stromnetz GmbH & Co KG. Eching und Neufahrn wagten diesen Schritt ein Jahr zuvor.

Eine EU-weite Ausschreibung ist nötig

Wie Kronner im Juli in Allershausen ausführte, ist eine EU-weite Ausschreibung zwei Jahre vor Ablauf der bestehenden Konzession nötig. Die Firma, die dann den Zuschlag erhielte, müsste den gemeinsamen Betrieb mit der Gemeinde regeln. Oft übernehmen die Kommunen das Netz nicht ganz, sondern nur zu 51 Prozent, wie auch im Fall der drei Süd-Gemeinden im Landkreis. In Freising dagegen ist das Stromnetz seit 1959 ganz in kommunaler Hand, dafür wurden die Stadtwerke gegründet. Beraten ließen sich die Hallbergmooser vom Kommunalen Prüfungsverband.

Einer der Auslöser für die aktuelle Diskussion in Allershausen war das Scheitern des innovativen Nahwärme-Projekts zur Energieversorgung des Neubaugebiets Eggenberger Feld-Süd. Dort sollte ein autarkes Netz mit eigener Stromerzeugung installiert werden, doch das Bayernwerk verweigerte die Zustimmung. Dadurch wurde das Vorhaben unrentabel. Raith erhofft sich von einer Netz-Übernahme, die Energiewende vorantreiben und ein dezentrales Energienetz aufbauen zu können. Die großen Energieversorger verhinderten neue Ansätze oftmals. Der Arbeitskreis soll "Schritt für Schritt" die Rahmenbedingungen, zum Beispiel die rechtlichen Fragen oder den Kaufpreis, klären.

Hallbergmoos könnte die "Blaupause" sein

Helmut Zwingler (CSU) schlug vor, angesichts der Tragweite der Entscheidung dies dem nächsten Gemeinderat zu überlassen, der im Mai 2020 zusammentreten wird. "Dann läuft uns die Zeit davon", warnte Lerchl, weil man fast ein Jahr verliere. "Das Fenster ist dann zu." Mit Hallbergmoos gebe es eine "Blaupause", an der sich der Arbeitskreis orientieren könne.

Gegenwind kam von Leonhard Held (CSU). Auf so einen "Koloss" sollte der Gemeinderat verzichten, riet er. Damit wäre das Gremium überfordert - es habe auch so schon genug Arbeit. Mit dem "Leuchtturmprojekt", der sogenannten kalten Nahwärme, sei die Gemeinde erst vor ein paar Wochen "auf die Schnauze gefallen", monierte Held, man habe nichts daraus gelernt. Im kommenden Jahr soll eine Entscheidung fallen.

© SZ vom 14.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: