A9 bei Allershausen:Stillstand auf der Standspur

Lesezeit: 2 min

Der Autobahndirektion geht das Geld aus - sehr zum Ärger von Allershausen. Der Ausbau der Standspur steht still. Lärmmindernden Belag gibt es nur in Richtung München.

Sabina Dannoura

Rupert Popp ist stinksauer. Der Bürgermeister von Allershausen wirft der Autobahndirektion Südbayern vor, ihre Zusagen nicht einzuhalten. Heuer noch sollten auf der Autobahn-Magistrale A 9 zwischen dem Kreuz Neufahrn und der Holledau die Standspuren zum Befahren freigegeben und über allen acht Fahrspuren ein lärmmindernder Belag eingebaut werden. Doch nur Richtung München können diese Arbeiten abgeschlossen werden: Der Autobahndirektion ist das Geld ausgegangen.

Stau bei Allershausen: An diesem Bild wird sich in naher Zukunft nicht viel ändern. Denn der Autobahndirektion ist das Geld ausgegangen. Der Ausbau auf der Nordseite ist auf unbekannte Zeit verschoben. (Foto: ag.dpa)

Rupert Popp ist keiner, der viel auf Gerüchte gibt. Als er jedoch von Mitarbeitern der Autobahnmeisterei hörte, dass die für heuer vorgesehene Nutzung der Seitenstreifen nicht über die Bühne gegen werde, hakte er bei der Autobahndirektion nach. Jetzt liegt die Antwort des Münchner Dienststellenleiters Johann Schmid vor. Nach fast zweiseitiger Vorrede kommt dieser im letzten Absatz seines Schreibens auf den Punkt: Der für die zweite Jahreshälfte 2010 vorgesehene Bau des Abschnitts in Fahrtrichtung Nürnberg müsse "aufgrund der aktuell angespannten Haushaltssituation verschoben werden", so Schmid. Im Klartext: Die laufenden Arbeiten auf der A 9 Richtung München werden Mitte Juli abgeschlossen, danach werden die Baumaschinen abgezogen.

Nicht bekannt ist, wann die Arbeiten auf der Nordseite fortgesetzt werden. "Eine Terminplanung gibt es nicht", sagt Nadine Lewanowski, Pressesprecherin der Autobahndirektion. Den Allershausener Bürgermeister empört diese Auskunft. Er hatte auf die Freigabe der Standstreifen große Hoffnungen gesetzt: Dass es zu weniger Stauungen auf der Autobahn und damit zu weniger Ableitungen auf die Umleitungsstraßen durch die umliegenden Orte komme; und dass ein im Planfeststellungsverfahren zugesagter "Flüsterasphalt" den Verkehrslärm erheblich einschränken werde.

Lewanowski widerspricht in einem Punkt energisch: Es sei nie eine solche extrem lärmreduzierende Asphaltschicht vorgesehen gewesen, die im Unterhalt teuer und nicht langlebig sei. Vielmehr habe man einen Splittmastik-Belag einbauen wollen. Dieser halbiere die Lärmemission um zwei Dezibel. Tatsächlich eingebaut worden sei auf der Südseite aber ein DSHV-Belag, der den Verkehrslärm um mindestens vier Dezibel reduziere. "Wir machen nicht weniger als wir zugesagt haben", so die Pressesprecherin.

Das sieht Rupert Popp anders. Er erinnert an das Angebot der Autobahndirektion an die Anrainer-Gemeinden Schweitenkirchen und Paunzhausen, im Vorgriff auf einen achtspurigen Ausbau dieses Abschnitts für Lärmschutz zu sorgen, sofern die Gemeinden den erforderlichen Grund erwerben. "Ich halte das für Augenwischerei", empört sich der Bürgermeister. Wenn nicht einmal Geld für die Freigabe der Seitenstreifen zur Verfügung stehe, woher solle dann Geld für Lärmschutz oder eine spätere Ablöse der Grundstücke kommen? Entweder sei der Bund zuständig, dann solle er den notwendigen Grund erwerben, oder es ganz lassen. Mit dem Angebot werde nur "der Schwarze Peter an die Gemeinden weitergereicht", schimpft Popp. Bürgermeister Albert Vogler aus Schweitenkirchen schließt sich dieser Kritik an.

Lewanowski relativiert indes die Aussage, die Autobahndirektion habe den Gemeinden "Versprechungen" gemacht. Die Behörde unterstütze es, im Vorgriff auf den achtstreifigen Ausbau Schallschutzmaßnahmen in Angriff zu nehmen, versichert die Sprecherin. "Die Entscheidung trifft aber der Bund."

© SZ vom 30.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: