"Agrar - 4.0" in Weihenstephan:Digitale Landwirtschaft

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Die Agrarwissenschaften werden gestärkt, darin sind sich Wissenschaftsministerin Marion Kiechle und TUM-Präsident Wolfgang Herrmann einig. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Technische Universität München stärkt die Agrarwissenschaften am Standort Freising. Es gibt eine neue Professur und aus dem Hans-Eisenmann-Zentrum soll eine Denkfabrik für interdisziplinäre Forschung werden.

Von Petra Schnirch, Freising

Die TU München (TUM) stärkt die Agrarwissenschaften in Weihenstephan und setzt neue Akzente. In den Fokus rücken die Themen Digitalisierung und Internationalisierung. Die neue Professur "Digital Agriculture" soll möglichst mit einem international anerkannten Wissenschaftler besetzt werden. Geplant sind auch eine Umstrukturierung des Hans-Eisenmann-Zentrums in eine Denkfabrik und zwei größere Neubauten. Die Inhalte der Zielvereinbarung "Agrar - 4.0" für die kommenden sechs Jahre stellten Wissenschaftsministerin Marion Kiechle und TUM-Präsident Wolfgang Herrmann am Mittwoch in Freising vor.

Eine moderne Ausrichtung der Agrarwissenschaften sei ein wichtiger Schlüssel, um Strategien für den Erhalt der Biodiversität, bei Landnutzungskonflikten und für Anpassungen an den Klimawandel zu entwickeln, sagte Kiechle. Die Staatsregierung stehe "hinter starken Agrarwissenschaften". Im umbenannten "Hans-Eisenmann-Forum" sollen Forschungsfragen der Zukunft angegangen werden, gleichzeitig soll die Einrichtung Plattform für den Dialog mit Politik, Landwirten und Gesellschaft bleiben. Kiechle stellte für die Laufzeit der Zielvereinbarung zusätzliche 1,5 Millionen Euro pro Jahr für Ausstattung und weiteres Personal in Aussicht.

Die Modernisierung der Tierhaltung in Thalhausen mit einem Neubau wird laut Herrmann mindestens 50 Millionen Euro kosten. Die gleiche Summe fällt für ein Forschungsgebäude für immunologische Fragen an, das hinter dem Hans-Eisenmann-Forum an der Liesel-Beckmann-Straße entstehen soll. Informatik, Tier- und Humanwissenschaften sollen dort verknüpft werden. Herrmann rechnet damit, dass die Planungen in drei bis vier Jahren auf den Weg gebracht werden können.

Der Ausbau der Agrarwissenschaften hat für Herrmann auch starke Symbolkraft. Zu Beginn der Umstrukturierungen in Weihenstephan hätten viele nicht verstanden, dass dies notwendig sei, um die Agrar-Forschung "nach oben" zu bringen. Gemeinsame Visionen hätten oftmals gefehlt. Defizite gebe es da noch immer. Die Zusammenarbeit zwischen Fachgebieten und Fakultäten, aber auch mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) und der Landesanstalt müsse ausgebaut werden. Im Hans-Eisenmann-Forum hätten nur interdisziplinäre Forschungsprojekte eine Chance auf Förderung. Neben der Grundlagenforschung sei auch die Umsetzung der Erkenntnisse in die Praxis von Bedeutung. "Es ist nicht so, dass hier für den Elfenbeinturm geforscht wird", betonte Herrmann.

In den Agrar- und Forstwissenschaften tut sich derzeit viel. Elf Berufungsverfahren sind am Laufen. Dass die Zahl der Studierenden in den Agrarwissenschaften zuletzt zurückgegangen ist, beunruhige ihn nicht, sagte der TUM-Präsident. Wichtig sei, dass die jungen Leute "top" ausgebildet würden. Dennoch lobte er eine Art Kopfgeld von jährlich 200 bis 3000 Euro für die Fakultät aus, wenn die Zahl der Studenten, Doktoranden und Post-Doc-Stipendiaten steige.

"Wir haben in Weihenstephan einen Schatz, den es zu heben gilt", sagte Walter Heidl, Präsident des Bayerischen Bauernverbands. Er wünscht sich einen schnelleren Weg der Ergebnisse in die Praxis. Erhebliche Defizite sieht er bei der Kooperation mit der HSWT. Josef Bosch, Vorsitzender der Max-Schönleutner-Gesellschaft, verwies darauf, dass die Landwirte angesichts der rasanten technischen Entwicklung zum Beispiel bei der Düngung dringend auf wissenschaftliche Erkenntnisse warteten, um nicht von Lobbyisten abhängig zu sein.

© SZ vom 02.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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