Ärger in Eching:Rüffel vor Weihnachten

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Anette Martin kritisiert schlechtes Klima im Gemeinderat

Die rituellen Weihnachtsworte im Echinger Gemeinderat fielen karg aus heuer. Die seit 2014 andauernde Zerrüttung des Gemeinderatsklimas, die mit der Wahl von Bürgermeister Sebastian Thaler 2016 noch an Fahrt zugelegt hatte, ist auf der Zielgeraden. Während alle anderen Gruppierungen die permanenten Konflikte bis hin zur Selbstblockade ausblendeten und nur Weihnachtswünsche vermittelten, wollte Anette Martin für die SPD nicht das Weihnachtsmäntelchen ausbreiten, sondern zeigte sich sehr angefasst von der Entwicklung im Rat.

"Schlimm" erlebe sie die Situation im Gremium, sagte sie unverblümt, "das trifft mich ziemlich". Dass im Ort Entscheidungen und Beschlüsse im Gemeinderat kritisiert würden und man dafür angegangen werde, das sei sie gewohnt, sagte sie nach 21 Jahren im Rat. Aber seit geraumer Zeit richte sich der häufigste Ärger "draußen" nur noch darauf, dass im Gemeinderat vorwiegend Parteipolitik betrieben werde, sagte sie, mit Profilierung, Positionskämpfen und Verunglimpfungen.

"Was transportieren wir da nach draußen?", fragte Martin: "Für unsere Arbeit ist das ein Armutszeugnis." Mit einer derartigen Außenwirkung "schaden wir diesem Gremium", mahnte sie. Die SPD-Sprecherin, 2010 auch Bürgermeisterkandidatin ihrer Partei, tritt bei der Kommunalwahl nicht wieder an.

Auch Bürgermeister Sebastian Thaler (parteilos) rief in seiner Ansprache zur Weihnachtsfeier des Gemeinderats im Hotel Olymp dazu auf, "vielleicht mal bei der ein oder anderen Debatte Änderungen vorzunehmen". Ihn störe, "dass wir oft viel Zeit darauf verwenden, was vielleicht gar nicht so wichtig ist". Jeder Einzelne habe "die Verantwortung, die Dinge so zu priorisieren, dass sie den Ort weiterbringen". Als Sitzungsleiter nehme er sich da auch an der eigenen Nase, sagte er.

Für den angelaufenen Kommunalwahlkampf bis März 2020 appellierte er an einen "partnerschaftlichen und fairen Umgang". Die obligate Dankesrede der ebenfalls zum Fest geladenen Alt-Bürgermeister, Ehrenbürger und anderer Würdenträger, normalerweise auch Gedanken zum Jahreswechsel, entfiel diesmal. Einig blieb sich der Gemeinderat immerhin, das Sitzungsgeld der Weihnachtssitzung zu spenden, diesmal an die Hospizgruppe Freising.

© SZ vom 19.12.2019 / kbh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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