Ärger für die Gemeinde Neufahrn:Mutter kritisiert fehlende Kita-Plätze

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Nach Abschaffung der Geschwisterregelung bekommt die Familie in Massenhausen keinen zweiten Platz

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Die Frau ist hörbar sauer: Drei Kinder hat sie, eines besucht die Kita in ihrem Heimatdorf Massenhausen. Das zweite wird dort wohl keinen Platz bekommen, weil früher geborene Kinder Vorrang haben und die Geschwisterregelung abgeschafft wurde. Dann bliebe allenfalls ein Platz in Neufahrn. Und das dritte Kind kommt bald in eine Krippe. "Das heißt, ich muss drei Stellen anfahren, bevor ich in die Arbeit fahren kann", resümiert die Mutter, die dazu auch keine echte Alternative sieht: Schließlich müsse sie sich auch eine Rente erarbeiten, betonte sie in der Bürgerversammlung in Massenhausen. "Da wird noch viel Ärger auf die Gemeinde zukommen wegen der Geschwisterregelung", glaubt auch ein Vater, der sich ebenfalls zu Wort meldete.

Im Rathaus fühlt man sich freilich machtlos: Die Geschwisterregelung war nicht zu halten, wie Michaela Wiencke-Bimesmeier erklärte. Weil Kita-Plätze knapp seien, müsse man sie nach dem Alter der Kinder vergeben. Andernfalls könnten abgewiesene Eltern klagen. Den Vorwurf der Mutter, dass die Gemeinde wohl schlecht geplant habe und es einfach zu wenig Plätze gebe, wies sie zurück: Aktuell könnten fast 80 Kita-Plätze nur deshalb nicht vergeben werden, weil das Personal dafür fehle. Wenn Stellen ausgeschrieben würden, "kommen nicht mal mehr Bewerbungen". Mit Personalwohnungen und Arbeitsmarktzulagen versuche man Mitarbeiter zu gewonnen, betonte Neufahrns Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne), "aber wir können uns die Erzieherinnen nicht schnitzen". Hätte man genug Personal, so Wiencke-Bimesmeier, "wäre die Warteliste leer".

Hilfe von der Gemeinde wünscht sich auch ein Massenhausener, dessen Nachbar seine Bäume an der Straße nicht schneidet. Die Müllabfuhr habe inzwischen gedroht, die Tonnen nicht mehr zu leeren, weil bei der Anfahrt wegen der vorstehenden Äste der Rückspiegel beschädigt wurde, berichtete der Mann in der Bürgerversammlung. Aber auch sonst hadert er mit den hohen Bäumen in seiner Umgebung: Er habe "von September bis Mai immer nur Schatten" und überlege mittlerweile schon, sein Haus zu verkaufen: "Ich halte das nicht mehr aus", sagte er. Bürgermeister Heilmeier sagte zu diesem Thema, dass die Angelegenheit überprüft werde. Die Gemeinde Neufahrn habe durchaus Instrumente, um in solchen Fällen vorzugehen, versicherte er.

Eine Lösung zeichnet sich mittlerweile in Sachen Breitbandausbau ab: Zunächst war dabei eine Siedlung schlichtweg vergessen worden, wie Ortssprecher Otto Radlmeier berichtete. 90 Haushalte mit 136 Anschlüssen seien davon betroffen: "Wir hätten eine virtuelle Grenze im Ort." Er habe daraufhin die Gemeinde eingeschaltet und diese hat sich laut Heilmeier "wirklich reingehängt" und ist der Telekom "auf die Füße gestiegen". Nun soll noch in diesem Jahr nachgebessert werden. Läuft alles nach Plan, wären von der 51. Kalenderwoche an auch in der letzten Siedlung 100 Megabit pro Sekunde buchbar. Für viele sei das auch beruflich wichtig, betonte Radlmeier.

Ein "großes Standortmanko" ist nach Ansicht einer Massenhausener Bürgerin auch die fehlende Busanbindung des Ortsteiles: Nicht nur in ihrem Betrieb seien deshalb keine Mitarbeiter mehr zu bekommen, "ich kann sie ja nicht täglich von der S-Bahn abholen", schildert sie die Situation. Die Pläne für eine Ortsbuslinie von 2022 an, die Bürgermeister Heilmeier zuvor vorgestellt hatte, helfen da ihrer Meinung nach nicht weiter: "Wir brauchen jetzt was."

Ein echtes Langzeitprojekt ist das geplante Pfarrheim für den gesamten Pfarrverband Massenhausen. Es wurde inzwischen zwar grundsätzlich in das Bauprogramm der Erzdiözese München und Freising aufgenommen. Allerdings gibt es nach wie vor keine Billigung durch den "Strategischen Vergabeausschuss", was wiederum Voraussetzung ist, um das Vorhaben weiter vorantreiben zu können. Pfarrverband und Gemeinde hätten ihre "Hausaufgaben erledigt", resümierte Radlmeier, nun könne man noch nur auf die endgültige Entscheidung der Diözese warten.

© SZ vom 12.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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