Abwasserkanäle:Nicht ganz dicht

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Hausbesitzer wird grundlos zur Kanalsanierung aufgefordert

Von Klaus Bachhuber, Eching

Die Verpflichtung von Hauseigentümern, ihre Abwasserkanäle auf Dichtigkeit untersuchen zu lassen, hat in Eching zuletzt eine politische Diskussion zur Folge. Jetzt hat ein Hausbesitzer Ärger mit den daraus resultierenden Konsequenzen. Für 1500 Euro sollte er Schäden beheben lassen - die bei einer gutachterlichen Überprüfung gar nicht als relevant eingestuft wurden. "Abzocke", schimpft Günter Plattig.

Die Eigentümer der sechs Anwesen an der Goethestraße, die an einen gemeinsamen Stichkanal angeschlossen sind, haben im laufenden Kontrollzyklus korrekt ihre Hausanschlüsse untersuchen lassen. "Position -0,01 m, LV-O, vertikaler Versatz 0,5 cm": Derartige Ergebnisse der Kamerabefahrung erschließen sich dem Laien möglicherweise nicht sofort, die Konsequenz aber schien klar: Mit dem Untersuchungsergebnis hatte die beauftragte Echinger Firma bereits das Angebot zur Schadensbehebung mitgeschickt. "Die Revisionsschächte müssen saniert und neu beschichtet werden", hieß es bei einer folgenden Nachfrage, nachdem sich Plattigs Auftragserteilung verzögert hatte. Der aber holte eine zweite Fachmeinung ein. Und eine "zertifizierte Kanalsanierungsberaterin" aus Unterschleißheim attestierte Plattig schließlich, dass die ermittelten Befunde "keinen Handlungsbedarf" hervorrufen würden. Es handle sich eindeutig um "kleinere Schäden", die nach den DIN-Normen für Kanaldichtigkeit "weit unterhalb der Schadensklasse C einzustufen sind". Die Klasse "C" wäre der leichteste Fall der bis "A" reichenden Skala. Die Eigentümer hätten demnach eine freie Entscheidung, ob sie auch die Bagatelle korrigieren lassen wollen oder nach den Normwerten völlig ungefährdet alles auf sich beruhen lassen.

"Wieso wird man darauf nicht hingewiesen?", moniert Plattig. In dem Sanierungsangebot, das dem Untersuchungsbericht beigelegen hatte, war der Handlungsbedarf als gegeben vorausgesetzt gewesen. Die Nachbarn Plattigs, denen ähnliche Befunde attestiert worden waren, haben auf seine Informationen hin die bereits erteilten Sanierungsaufträge wieder zurückgezogen. Sie seien "unter falschen Voraussetzungen" erteilt worden. Beim Abwasserzweckverband von Eching, Neufahrn und Unterschleißheim ruft der Vorgang ein Schulterzucken hervor. Die Untersuchung wie auch eventuelle Konsequenzen der Hausanschlüsse seien Privatsache, betont der scheidende Geschäftsführer Adalbert Mader. Der Verband weise die Hausbesitzer stets ausdrücklich darauf hin. Der Aufforderung zur Untersuchung im festgelegten Turnus legt die kommunale Einrichtung als Service dann stets noch eine Liste mit Fachfirmen bei, die derartige Untersuchungen anbieten. Die von Plattig beauftragte Echinger Firma stand ebenfalls auf dieser Liste.

Günter Plattig hat statt der 1500 Euro für die Kanalsanierung eine E-Mail an den Abwasserverband geschickt, in der er mitteilt, dass er "vorerst für dieses Anwesen keine weiteren Maßnahmen treffen" werde.

© SZ vom 23.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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