Abstimmung fällt deutlich aus:Spritzen weiter erlaubt

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Heinz Kotzlowski ist einer der Initiatoren des Bürgerantrags. (Foto: N/A)

Hallbergmooser Gemeinderat lehnt Bürgerantrag ab, der Pestizide auf Flächen der Kommune verbieten sollte

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

So schnell wird Hallbergmoos nicht zu den pestizidfreien Gemeinden Deutschlands gehören, da steht jetzt fest. Eine große Mehrheit hat sich im Gemeinderat gegen entsprechende Vorgaben für Landwirte, die gemeindliche Flächen gepachtet haben, ausgesprochen. Der Bauhof selbst setzt bei seiner Grünpflege im Ort ohnehin schon seit Längerem kein Gift mehr ein. Damit ist der Bürgerantrag einer Reihe besorgter Hallbergmooser erledigt.

Der Sitzungssaal war voll mit Zuhörern, als der Bürgerantrag nach fünf Monaten endlich behandelt wurde. Im vergangenen April hatte eine Gruppe von Hallbergmooser Bürgern gut 350 Unterschriften gesammelt, um ihren Appell zu untermauern, wonach im Ort möglichst keine Pestizide mehr eingesetzt werden sollen, um dem Insektensterben entgegenzuwirken. Die Initiative kam von Heinz Kotzlowski, Annya Suffa-Hänsel und Dietmar Knoch, wobei Ersterer als Hobby-Insektenkundler schon seit Jahren einen dramatischen Rückgang an Insekten beobachtet.

Daraufhin erhob sich bei den noch zahlreich in Hallbergmoos bestehenden Landwirten allerdings großer Unmut. So war es keine Überraschung, dass sich im Gemeinderat keine Mehrheit für den Bürgerantrag fand, auch auf verpachteten kommunalen Feldern die Giftspritze einzupacken. Vielmehr warnte Frank Zimmermann, Leiter der Hallbergmooser Bauabteilung, vor brachliegenden Feldern, die kein Bauer, nicht einmal Biobauern, mehr bewirtschaften könnten und wollten, wenn alle Spritzmittel verboten würden. Zur Untermauern hatte er den Sitzungsunterlagen lange Listen von Spritzmitteln beigelegt, die allesamt vom Gesetzgeber zugelassen, auf Hallbergmooser Feldern dann aber verboten wären. Lägen Felder aber brach, würden sie nach fünf Jahren rechtlich Dauergrünland, was größere Probleme verursache, wolle man sie dereinst wieder einer anderen Verwendung zuführen. So stimmte letztlich nur Grünen-Gemeinderat Robert Wäger für einen Verzicht auf Pestizide auf verpachteten Flächen, der Rest des Gemeinderats war dagegen. Wäger fand auch keine Mehrheit für seinen Kompromissvorschlag, wonach in drei Jahren neue Pachtverträge mit einem Spritzverbot verbunden wären oder die Bauern einen Pachtnachlass in höhe von zehn Prozent erhielten, wenn sie freiwillig kein Gift mehr spritzen.

Immerhin fanden sich fünf Gemeinderäte, welche die Hallbergmooser Gemeinde-Pachtbauern dazu auffordern wollten, auf chemischen Pflanzenschutz zu verzichten. "Ich sehe es einfach als vertane Arbeit an", betonte Bürgermeister Harald Reents (CSU), "es bleibt die Frage, was nutzt eine Aufforderung, wenn es keine Möglichkeiten zur Ahndung gibt".

Auch der Vorstoß von Konrad Friedrich (SPD), statt des Ausdrucks "Aufforderung" doch "Bitte" zu verwenden, fand im Gremium keine Mehrheit. In einem Punkt folgte der Gemeinderat dann aber dem Vorschlag von Christian Krätschmer (CSU). Er schlug vor, den Pachtbauern einen Verzicht auf das besonders umstrittene Totalherbizid Glyphosat vorzuschreiben. Dem Ansinnen konnten 15 Gemeinderäte folgen.

© SZ vom 29.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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