Abseits-Rettung:Die Gerüchteküche brodelt

Lesezeit: 2 min

Dornröschen könnte hier schlafen, so verwunschen sieht es mittlerweile beim "Abseits" aus. Ob dort bald wieder Leben einkehrt, ist ungewiss. (Foto: Marco Einfeldt)

Noch immer ist unklar, ob die Stadt die Kultkneipe "Abseits" kauft und an den gleichnamigen Verein verpachtet. Dessen Vorsitzender Norbert Bürger mahnt eine Entscheidung an, damit das Gebäude nicht weiter verfällt.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Es ist still geworden um das Thema Abseits-Rettung. Schon im Februar hatte der Stadtrat nach mehrstündiger Debatte in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen, das Gebäude am Herrenweg von dem Besitzer, Guy Graf von Moy, zu kaufen, und dem Verein anschließend auf Erbpachtbasis zur Verfügung zu stellen. Als Kaufpreis sind rund 1,5 Millionen Euro im Gespräch. Der Verein hatte das noch in der selben Nacht im Furtnerbräu groß gefeiert. Doch nun scheint es zu haken. Die Vertragsverhandlungen ziehen sich schon seit einigen Monaten hin.

Eine Entscheidung des Stadtrats im März ist wieder verschoben worden. Konkret zum Stand der Dinge äußern will sich niemand so recht. Auch nicht zum Inhalt des Pachtvertrags, der in einem Entwurf mittlerweile dem Verein vorliegt, aber auch der Kommunalaufsicht im Freisinger Landratsamt zur genauen Prüfung.

Hinter den Kulissen gibt es jedoch viel Gerede und Getuschel und das in verschiedenen Variationen. Kolportiert wird einerseits, dass sich der Freisinger Landrat Josef Hauner eine möglichst positive Bewertung der Kommunalaufsicht wünschen würde, um das Thema "Abseits" endlich vom Tisch zu haben. Zu hören ist aber auch das Gegenteil, dass Hauner nämlich eine möglichst strenge Beurteilung der Sachlage begrüßen würde, um seine CSU-Parteikollegen nicht zu verprellen, die sich im Freisinger Stadtrat mehrheitlich gegen eine Abseits-Rettung mit Unterstützung der Stadt ausgesprochen haben. Zu hören war auch, dass man im Abseitsverein mittlerweile ein wenig verstimmt ist, weil sich die Ausgestaltung des Pachtvertrags offenbar ziemlich kompliziert gestaltet und immer neue Forderungen aufgestellt würden.

Von den öffentlichen Stellen selbst ist nicht viel Konkretes zu erfahren. Robert Stangl, Sprecher des Freisinger Landratsamtes, konnte dazu nur so viel sagen: Der Kommunalaufsicht lägen Gutachten und Berechnungen vor, die nun geprüft und gegeneinander abgewogen werden müssten. Eine Entscheidung über die Genehmigung des Pachtvertrags zwischen Stadt Freising und Verein werde bis Mitte September fallen, bisher gebe es jedoch noch keine Tendenz.

Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher teilte kurz vor seinem Urlaub Anfang August noch mit, zum Thema Abseits gebe es bisher keinen abschließenden Stand. "Es gab viele Fragen, darauf Antworten, die wiederum geprüft werden", sagte er weiter. Wenn eine größtmögliche Entscheidungsgrundlage mit entsprechender Risikobewertung fertig sei, könne der Stadtrat entscheiden. Dissonanzen zwischen dem Verein und der Stadt wollte er nicht bestätigen. "Im Übrigen gehe ich davon aus, dass der Verein (wie ansonsten auch) sich bei Problemen direkt an mich wendet, weshalb ich eine mögliche Verstimmung nicht nachvollziehen kann", erklärte er.

Eine gewisse Ungeduld spürt man zumindest beim Abseits-Vereinsvorsitzenden Norbert Bürger. "Da muss jetzt bald mal ein Ende her, denn noch einen Winter übersteht das Gebäude wohl nicht", sagte er. Seit Ende 2015 steht das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1780 am Herrenweg leer und Moy hatte bereits vor einem Jahr vor dem Verfall des alten Gemäuers gewarnt.

Hannes Kestler, Finanzexperte im Abseits-Verein, scheint wiederum guter Dinge zu sein. Man befinde sich in der "finalen Phase", auch bei den Verhandlungen über ein Bankdarlehen, das für die Finanzierung der Sanierung benötigt wird. Kestler bestätigte auch, dass die Stadt mittlerweile einen Entwurf des Pachtvertrags ausgearbeitet und dem Verein vorgelegt habe. Zum Inhalt wollte sich Kestler indes nicht äußern, hier sei mit der Stadt Stillschweigen vereinbart worden. Der Abseits-Verein habe den Vertragsentwurf jetzt aber seinerseits einem Fachanwalt zur Prüfung vorgelegt.

© SZ vom 23.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: