Abgelehnt:Ohne Hilfe auf Parkplatzsuche

Lesezeit: 2 min

Mehrheit im Moosburger Stadtrat hält elektronisches Infosystem für überflüssig und beteiligt sich nicht an Pilotprojekt

Von Alexander Kappen, Moosburg

Der Name des Pilotprojekts des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds MVV klingt hölzern: "P+R Detektion". Im Prinzip verbirgt sich dahinter nichts anderes als ein elektronisches Informationssystem, das den Nutzern öffentlichlicher Verkehrsmittel schon vor der Anreise anzeigen soll, auf welchem "Park-and-Ride-Platz" in der Nähe von Bahnhöfen und Haltestellen noch etwas frei ist. Eine praktische Sache, auch für Moosburg, dachten die zuständigen Stellen im Rathaus. Ist eher überflüssig, meinte dagegen die Mehrheit im Stadtrat. Das Gremium lehnte es mit 15:4 Stimmen ab, an dem vom Freistaat Bayern geförderten Projekt teilzunehmen.

Sie habe sich in der Verwaltung umgehört und sei dabei auf positive Resonanz gestoßen, berichtete Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU) in der Sitzung. Klimaschutzmanagerin Melanie Falkenstein finde das System "ausdrücklich gut", so Meinelt weiter. "Die positiven Effekte für Moosburg wären unter anderem eine bessere Information aller P+R-Kunden über freie oder belegte Plätze sowie die Vermeidung von Parksuchverkehr", hieß es in der Sitzungsvorlage. Es könne gezielt auf freie Kapazitäten verweisen "oder - bei Vollbelegung - theoretisch bereits im Vorfeld zu einem Bahnhof in einer anderen Gemeinde geroutet werden". Bezüglich der Finanzen wurden - so man das Angebot gewählt hätte - Investitionskosten in Höhe von 20 000 Euro zuzüglich der Ausgaben für die Informationsschilder sowie Betriebskosten von 7200 Euro für fünf Jahre genannt. Die Investitions- und Anschaffungskosten für die Info-Schilder wären laut Verwaltung zu 70 bis 75 Prozent gefördert worden, die Betriebskosten nicht.

Er werde zustimmen, sagte Finanzreferent Jörg Kästl (ÖDP), "rund 7000 Euro für die kommenden fünf Jahre machen mir keine Angst". Der Parksuchverkehr, das wisse er aus eigener Erfahrung, "zieht sich in der Früh bis in die Georg-Schweiger-Straße und Westerbergstraße - das System könnte also schon von Nutzen sein". Auch SPD-Fraktionschef Gerd Beubl sagte, er "begrüße das außerordentlich, ich unterstütze das voll und ganz". Vizebürgermeister Josef Dollinger (FW) fand es zwar "absolut positiv, wenn der MVV so etwas für seine Bahnkunden macht. Aber bitte ohne finanzielle Beteiligung der Stadt". Es reiche ja schon, "dass sich die Bahn bei den Parkplätzen aus der Verantwortung stiehlt".

Auch in den Augen von CSU-Fraktionssprecher Erwin Weber ist das "System im Prinzip nicht schlecht - aber der Nutzen für Moosburg ist uns nicht ganz klar". Man habe hier nur drei Parkplätze in unmittelbarer Bahnhofsnähe, "da sehe ich im Vorbeifahren auf den ersten Blick, ob was frei ist - und wenn nicht, dann fahre ich halt weiter bis zum SGM-Stadion". Für Dritten Bürgermeister Michael Stanglmaier (Grüne) war ebenfalls "der Nutzen für Moosburg nicht ganz nachvollziehbar". Bei den Parkplätzen "wird der Belegungsgrad eh angezeigt, zur Not fahre ich halt zum Stadion weiter, und da ist der Parkplatz in der Früh immer größtenteils leer". Seiner Meinung nach solle man das Geld lieber anders ausgeben.

Michael Hilberg (UMB) stimmte in den Chor der Kritiker ein und verwies darauf, "dass die freien Parkplätze am Handy angezeigt werden, aber das darf ich während der Autofahrt ja nicht nutzen". Es gebe "Smartphone-Halterungen, damit man das straffrei im Auto nutzen kann", entgegnete Kästl, der mit den Befürwortern des Systems dennoch klar in der Unterzahl war.

© SZ vom 28.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: