Abgeblitzt:Die Alte Post bleibt leer

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Lieber Leerstand als Obdachlose im Ortskern, so will es der Gemeinderat. (Foto: Marco Einfeldt)

Gleichzeitig hat Eching bald keine Obdachlosenunterkunft mehr

Mit einem unentschiedenen Beschluss hat der Gemeinderat zuletzt gleich zwei Pläne von Bürgermeister Sebastian Thaler zerschossen. Thaler wollte das Obdachlosenasyl, das umziehen muss, übergangsweise im alten Postgebäude einquartieren. Jetzt gibt es nach der Ablehnung für beide Fragen keine Lösungen: Wo werden Obdachlose künftig unterkommen? Und was geschieht mit der alten Post?

"Mir wäre auch eine andere Lösung lieber", sagte Thaler zu den Bedenken im Rat, an prominenter Stelle im Ortskern und im gleichen Gebäude mit einer Kindertagesstätte eine Obdachlosenunterkunft anzusiedeln. Für eine Übergangszeit böte es sich laut Thaler aber dennoch an: "Derweil können wir uns immer noch andere Gedanken machen", sagte er. Die bisherige Obdachlosenunterkunft in Dietersheim ist baufällig, Brandschutzvorkehrungen sind nicht mehr erfüllt, so dass die Unterbringung von wohnungslosen Menschen durch die Gemeinde dort am Rande der Legalität balanciert. Momentan wohnen dort eine Familie und eine alleinstehende Frau. Von Obdachlosigkeit bedrohten Menschen zu einem symbolischen Mietpreis übergangsweise Wohnraum anzubieten, ist eine Pflichtaufgabe der Rathäuser. Flüchtlinge in den Asylbewerberunterkünften fallen nicht unter diese Zuständigkeit, da für sie der Landkreis zuständig ist, auch, wenn ihr Asylstatus anerkannt ist und sie sich selbst eine Wohnung suchen müssten.

In die Unterkunft jetzt noch zu investieren, um die Mängel abzustellen, hält der Bürgermeister für "absolut falsch". Spätestens, wenn der Dietersheimer Anger als Wohnbaugebiet erschlossen werde, die Pläne sind schon in Arbeit, muss die baufällige Hütte ohnehin weichen. Andere verfügbare Mietobjekte hat das Rathaus aber nicht, außer der Alten Post, die in ihrem momentanen Zustand ohnehin nicht vermietet werden kann. Um sie für eine reguläre Wohnnutzung tauglich zu machen, wäre eine Investition von mindestens einer halben Million Euro nötig. "Das ist doch keinem zu vermitteln, dass bei der momentanen Wohnungssituation so ein Gebäude leer steht", klagte Thaler. Die nach dem ablehnenden Beschluss einzig denkbare Option, als Obdachlosenunterkunft Container aufzustellen, lehnt der Bürgermeister ab. "Mir ist alles lieber als irgendwo ein blauer Container", sagt er, "das hat was Ausgrenzendes". Der Vorschlag, beide Probleme zu verknüpfen, war im Gemeinderat bei einem Stimmenpatt quer durch die Fraktionen abgelehnt worden.

© SZ vom 09.06.2017 / kbh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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