70 Jahre nach Kriegsende:Gegen das Vergessen

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Heimatverein Hallbergmoos will mit einem Gedenkstein an die Gefallenen und die Opfer des Zweiten Weltkriegs erinnern

Von Peter Becker, Hallbergmoos

Der Heimat- und Traditionsverein der Gemeinde Hallbergmoos hat den Antrag gestellt, eine Gedenktafel für die am 29. April 1945 in der Isarau gefallenen Soldaten aufzustellen. Ein möglicher Standort wäre die Friedhofsmauer an der Einfahrt zum Gemeindesaal. An die Todesmärsche von Häftlingen durch die Gemeinde in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs soll ein Gedenkstein erinnern. Als Standort schlägt der Verein die Grünecker Straße vor. Der Antrag wird an diesem Dienstag in der Sitzung des Hallbergmooser Gemeinderats behandelt. Diese beginnt um 19 Uhr im Rathaus.

Karl-Heinz Zenker, Vorsitzender der Hallbergmooser Heimat- und Traditionsvereins, erläutert, dass der Verein auf diese Weise der Gefallenen und der Opfer des Zweiten Weltkriegs gedenken will, der vor 70 Jahren ein Ende fand. Er will die Pflege der geplanten Orte der Erinnerung übernehmen. Die Kosten für Tafel und Stein beziffert Zenker auf etwa 5863 Euro.

Der Gedenkstein an der Grünecker Straße soll vor allem an den ehemaligen Bürgermeister der französischen Gemeinde Longwy erinnern, der auf einem der Todesmärsche durch Hallbergmoos an Entkräftung starb. Der Gefangenenzug, der aus Straubing kam, habe ursprünglich aus 3000 Personen bestanden. "400 sind schon am ersten Tag gestorben", berichtet Zenker über seine Nachforschungen. Labro sei am 13. Mai 1945 in Hallbergmoos beerdigt worden. Ein Jahr später wurden seine sterblichen Überreste exhumiert und nach Longwy überführt. Noch Ende der Sechzigerjahre seien Franzosen nach Hallbergmoos gekommen, die den Stall sehen wollten, in dem Labro starb.

Die Stadt Freising gedenkt am kommenden Samstag der Opfer des Bombenangriffs auf die Stadt Freising am 18. April 1945. Zenker hätte es sich gewünscht, dass der Landkreis Freising in einer Veranstaltung an die Häftlingszüge erinnern würde. Er wandte sich in dieser Angelegenheit an Landrat Josef Hauner. Laut Zenker musste Hauner den Wunsch des Vorsitzenden des Hallbergmooser Heimatvereins ablehnen, weil einfach die Vorbereitungszeit für solch eine Feier zu kurz gewesen sei. Möglicherweise erinnert Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher am kommenden Samstag während seiner Rede zum Gedenken an die Opfer des Bombenangriffs auf Freising an die Häftlinge. Diese marschierten auf ihrem Weg zum Dachauer Konzentrationslager auch durch Freising. Dem Vernehmen nach plant die Pfarrei Sankt Georg für den 28. April einen ökumenischen Gottesdienst in Tüntenhausen. Auf dem Friedhof des Dorfes befindet sich das letzte bekannte Grab eines Häftlings, der im Landkreis Freising von den Schergen des Nationalsozialismus ermordet worden war.

In seinem neuen Sammelblatt erinnert Zenker an einige Menschen, die in den letzten Kriegstagen bei Hallbergmoos ums Leben gekommen sind. Darunter befanden sich sechs Männer, die in den Isarauen gefallen sind. Zwei unbekannte Soldaten gehörten der Waffen-SS an.

Besonders tragisch ist der Tod von Adolf Leiderer. Der Bub kam am 9. Mai 1945 zwei Tage vor seinem elften Geburtstag beim Spielen mit einer Handgranate, die er gefunden hatte, ums Leben. Zeitzeugen berichten, dass das Kind zwischen zwei Fichten an der Ostseite der Goldacher Kirche in einem Kindergrab beerdigt worden war. Nach dem Bau des neuen Gotteshauses war diese Grabstätte nicht mehr vorhanden. Karl-Heinz Zenker stützte sich bei seinen Forschungen auf die Berichte von Zeitzeugen und zum anderen auch aus Sterbebüchern in den Hallbergmooser Pfarreien.

© SZ vom 14.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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