21. Kunstwochenende im Zehentstadel:Handverlesen

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Altstadtförderer präsentieren Künstler, deren Werke man nicht in allen Ausstellungen sieht

Als Kunstzentrum tritt die Stadt Moosburg das ganze Jahr über nicht sonderlich in Erscheinung. Wären da nicht die Altstadtförderer mit ihrer Vereinsvorsitzenden Daniela Eiden an der Spitze, würde sich da herzlich wenig tun. Doch Eiden hat es sich zur persönlichen Lebensaufgabe gemacht, nicht nur auf historisches Stadtbild und die Lebensqualität in der Altstadt bedacht zu sein, sondern auch die Kunst wertzuschätzen. Kunst hat bekanntermaßen etwas mit Können zu tun. Hobby-Künstlerausstellungen sind da immer wieder zu sehen, bevorzugt im Zehentstadel, dem in mittelalterlicher Form erhaltenen Zeughaus an der Thalbacher Straße. Und da gibt es noch ein jährlich stattfindendes Ereignis, das herausragt aus den Hobby-Ausstellungen: das Kunstwochenende.

Heuer findet es bereits zum 21. Mal statt. Am Freitag, 30. Juni, so hieß es während einer Pressekonferenz, ist um 19 Uhr Vernissage, und am Samstag und Sonntag stellen fünf namhafte Künstler ihre Exponate aus. Eiden hat den Ehrgeiz, den Moosburger Bürgern Künstler vorzustellen, die man nicht überall sieht. Die Auswahl hat sie meist persönlich getroffen, angeregt durch eigene Ausstellungsbesuche und persönliche Kontakte.

Da ist Johanna Schreiner, die ihr Atelier in Augsburg hat, von 1995 bis 2010 regelmäßige künstlerische Ausbildung bei Rainer Kaiser genossen und bei Markus Lüpertz studiert hat. Sie beschickt regelmäßig Ausstellungen und kommt mit Bildern und Zeichnungen nach Moosburg. Elisabeth Thallauer, eine gebürtige Bulgarin, stellt Skulpturen aus Plastik aus. Giovanna Valli ist gebürtige Italienerin, die an der Akademie für Bildende Künste in München studiert hat. Sie kommt mit Assemblagen und Hologrammen. Albin Zauner aus Dorfen stellt Holzplastiken vor, 2014 war er für den Tassilo-Preis der Süddeutschen Zeitung nominiert. Wolfgang Zeilbeck schließlich, aus Vilsbiburg, beschäftigt sich seit 1998 mit Papier. Er war mit seien Werken mehrfach auf der Internationalen Papierkunst Triennale. Zeilbeck webt mit schier endlos scheinenden Papierstreifen, faltet und falzt geometrische Körper und flicht Netze. Farbe setzt er so geschickt ein, dass er die Wahrnehmung seiner Besucher auf die Probe stellt: Leuchtet diese Arbeit von innen heraus, oder wird sie angestrahlt?

Bei der Vernissage spielt der "Jazz-Zirkus" mit Karl Muskini, Leonhard Kuhn, Yvo Fischer und Andi Gleixner. Die Ausstellung hat am Samstag und Sonntag jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Am Samstag heißt es "Jugend schreibt", denn von 15.30 Uhr an stellen Schüler des Karl-Ritter-von-Frisch-Gymnasiums und der Montessorie-Schule Freising ihre Texte vor. An allen Tagen gibt es im Stadel Kaffee und Kuchen: Die Altstadtförderer brauchen ein paar Einnahmen, denn der Eintritt ist an allen Tagen frei. Die Künstler verlangen keine Gagen, "dies wäre der Tod allen ehrenamtlichen Engagements", sagt Eiden. Denn Kunstförderung ist scheinbar bei der Stadt Moosburg ein Fremdwort. Der einzige Verein der Stadt, der Veranstaltungen nicht für sich, sondern andere macht, bekommt außer 500 Euro im Jahr keinerlei städtische Förderung. Im Gegenteil: Der Zehentstadel am Kulturwochenende kostet den Verein für zwei Tage 320 Euro. Wer darin Hochzeit feiern will, ist mit dem gleichen Betrag für die Stadtkasse dabei.

© SZ vom 10.06.2017 / JE - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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