Das Kriegerdenkmal an der Oberen Hauptstraße in Freising ist kaum zu übersehen. Nicht von ungefähr ist es daher neben dem Marienplatz einer der zentralen Veranstaltungstreffpunkte in der Innenstadt. Doch nicht allen Gedenkstätten wird solche Aufmerksamkeit zuteil. 183 Kriegerdenkmäler hat der Kreis-Krieger- und Soldatenverband Freising (KKSV) in den vergangenen drei Jahren ausfindig gemacht, Hintergründe recherchiert, teils verborgene Orte fotografiert und in einer Übersichtskarte abgebildet. Das Ergebnis ist ein 200-seitiges Buch unter dem Titel "Zum ehrenden Gedächtnis", das der KKSV-Vorsitzende Otto Radlmeier am Freitag mit Landrat Josef Hauner (CSU) vorgestellt haben.
"Die Spuren der beiden Weltkriege und sogar des Krieges 1870/71 sind ja bei uns im Landkreis noch deutlich sichtbar", sagte Hauner zu Beginn. "Die wichtige Funktion der Denkmäler ist es, diese Ereignisse in Erinnerung zu behalten." Ein mittlerweile 74 Jahre dauernder Frieden in Europa sei "nicht selbstverständlich". Das Buch nennt er ein "lebendiges Geschichtszeugnis unserer Heimat".
"Mit der Herausgabe des Buches geht eine dreijährige Arbeit zu Ende", sagte Radlmeier und freute sich über ein "sehr gutes Ergebnis". Die Initiative ging vom früheren KKSV-Vorsitzenden Kurt Dittrich aus. An ein erstes Treffen in Dittrichs Keller kann sich Kreisheimatpfleger Rudolf Goerge, Autor des Buches, erinnern. Und daran, dass er die Mitarbeit an dem Projekt zunächst bereut habe.
Denn die Kriegerdenkmäler aufzuspüren, sei eine aufwendige Arbeit gewesen. Die Chroniken mancher Mitgliedsvereine seien "unter aller Sau", sagte Goerge, die Gemeinden hätten bereits fotografierte Denkmäler im Nachgang herrichten und säubern wollen, "und dann musste man die noch mal fotografieren". Goerge sagte, er habe die Texte zu den einzelnen Gedenkstätten "so kurz wie möglich verfasst, denn es sollten ja die Bilder sprechen".
198 Bilder sind es insgesamt, zum allergrößten Teil Farbfotos, fotografiert in 98 Orten oder Ortsteilen. Und das seien ja nur die bekannten Denkmäler, erinnert Radlmeier. "Es kann durchaus sein, dass uns noch nicht alle bekannt sind." Er hoffe auf Hinweise von Lesern und auf eine zweite, erweiterte Auflage.
Viele Denkmäler sind den Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkriegs gewidmet. Um aber die viel längere Geschichte der Kriegsgedenkstätten abzubilden, habe er "bewusst auch die Schlacht bei Gammelsdorf im Jahr 1313" oder Gedenken an den Dreißigjährigen Krieg mit einbezogen.
Radlmeier weiß um die gespaltene Haltung der Bevölkerung gegenüber Kriegerdenkmälern. Er erzählte, wie ein Denkmal im Kreis Ansbach von einem öffentlichen Ort, nahe einer Schule, ins Museum verlegt werden musste. Bürger hätten sich beschwert, dass ihre Kinder zum Krieg erzogen würden. Es sei aber gerade der kritische Umgang mit Gedenkstätten, den das Buch hervorhebe, sagte Radlmeier. "Die Inschriften auf den Kriegerdenkmälern, gerade nach dem Ersten Weltkrieg, dienten oft zu Propagandazwecken." Was dazu im Buch stehe, "das wird dem ein oder anderen Krieger nicht gefallen".
Ob er sich eine Auseinandersetzung mit Kriegsdenkmälern entlang des Buches in den Schulen im Landkreis vorstellen könne? "Das wäre sehr gewünscht", sagte Otto Radlmeier. "Ich könnte mir vorstellen, dass Schüler im Rahmen eines Projekts Geschichte erlebbar machen." Dem kann Landrat Josef Hauner nur zustimmen, und bestellt gleich 15 Exemplare. 1050 weitere seien bereits vorbestellt worden, so Radlmeier. Man wolle auch an Buchhandlungen herantreten. Am 3. Oktober, zum Tag der Deutschen Einheit, soll der Band veröffentlicht werden.
"Zum ehrenden Gedächtnis", erschienen 2019verkegt vom KKSV Freising, Preis: zehn Euro, Auflage: 1500, ISBN: 978-3-00-063050-7, ist direkt beim Kreis-Krieger- und Soldatenverband Freising erhältlich, Tel. 08165/905960