150 Jahre "Huber Weisses":Trinkfester Konvent

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Das Cambridge der Getränkeproduktion: Im Weißbräu Huber prosten sich seit dem 19. Jahrhundert die Studenten zu - in diesem Jahr auch mit dem Jubiläumsbier "Spezial 150".

Hubert Grundner

München mag durch Masse glänzen und mit seinem jährlichen Bierausstoß locker halb Deutschland fluten. Doch Liebhaber des Gerstensaftes wissen, als Hauptstadt des bayerischen Bieres hat Freising zu gelten: Die Hochschule Weihenstephan und die angeschlossene Brauereiakademie darf man mit Fug und Recht als eine Art Cambridge der Getränkeproduktion betrachten, deren Absolventen den guten Ruf der Universität in die weite Welt hinaustragen.

Freising ist ein Ort für Liebhaber des Gerstensaftes - damals wie heute. (Foto: Marco Einfeldt)

Doch so weit müssen die Freisinger gar nicht erst laufen, um gutes Bier zu trinken - aus der Domstadt stammt eine Marke, die den Kenner mit der Zunge schnalzen lässt: Huber Weisses heißt sie, und bei manchem Zecher soll bereits der Anblick des Eisbären auf dem Flaschenetikett heftige Schluckreflexe auslösen. Heuer feiert die Marke ihr 150-jähriges Bestehen, Anlass wiederum für Braumeister Arno Jacobi das "Spezial 150" zu kreieren.

Befragt nach dem Geheimnis des ebenso lange anhaltenden Erfolgs, erfährt man von Jacobi alles mögliche, nur nicht das Geheimnis. Wenigstens hat er einen praktischen Ratschlag parat: Sechs bis acht Grad sei die ideale Trinktemperatur. Wer sich mit so spärlichen Auskünften den heutigen Kultstatus des Huberschen Weißbiers nicht erklären kann, dem sei Quellenforschung empfohlen. Und die führt in Freisings Altstadt, zur Hausnummer 5 der General-von-Nagel-Straße. Hier steht das Stammhaus der Marke, der Huber Weißbräu, Inhaber ist Reinhard Wagner.

Nach kurzem Nachdenken erzählt der Wirt dann doch so einiges, das dem Zuhörer klarmacht, dass es mit diesem Bier etwas Besonderes auf sich haben muss. Wie viele Geschichten hat auch diese ihren Ausgangspunkt in einem historisch verbürgten Datum: Es habe alles 1862 mit der Gründung der Bavaren, einer Studentenverbindung, begonnen, sagt Reinhard. Und aus deren Kreis kamen dann die Leute, die 1892 im Huber Weißbräu ihren Stammtisch einrichteten.

Seit jenem Jahr - mit Ausnahme des Zweiten Weltkriegs - treffen sich dessen Mitglieder jeden Freitag der Woche bis heute, weshalb der trinkfeste Konvent in seiner Wirtschaft auch als ältester Studentenstammtisch der Welt gelte, sagt Reinhard erkennbar stolz.

Und wer hier einmal Platz genommen hat, kann das offenbar nicht so leicht vergessen. Immer wieder, so Reinhard, bekomme er von Freising-Touristen oder ehemaligen Studenten Anrufe, wo sie denn in Asien, Australien oder Südafrika eine Huber Weisse beziehen könnten. Oder aber sie machen es wie jene Kanadier, die auf Deutschlandtour waren: Um in seiner Gaststätte einen Teller Tafelspitz und dazu ein Huber Weisses zu genießen, flogen sie mal eben für einige Stunden von Berlin nach München. Das muss Kult sein.

© SZ vom 23.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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