15 Bürger kommen zu Infoabend:Erst mal abwarten

Lesezeit: 2 min

Der geplante Einzug von etwa hundert Flüchtlingen in das leer stehende Hotel Am Söldnermoos bereitet nur den direkten Anwohnern Sorge. Mitarbeiterinnen des Landratsamtes versuchen, die Ängste zu zerstreuen

Von Gerhard Wilhelm, Hallbergmoos

Die absolut große Mehrheit der Hallbergmooser hat offenbar keinerlei Bedenken, wenn bald in ein derzeit leer stehendes Hotel Am Söldnermoos bis zu 100 erwachsene Asylbewerber einziehen. Zur Informationsveranstaltung der Gemeinde am Donnerstagabend waren ganze 15 Bürger gekommen, die meisten davon unmittelbare Anlieger. Die aber drückten nach den Erfahrungen mit rund 100 unbegleiteten jungen Flüchtlingen, die bis vor kurzem in dem Hotel lebten, deutlich ihre Sorgen und Ängste aus. Es gab allerdings auch ein Angebot, den Flüchtlingen mit Deutschkursen zu helfen.

Als Bürgermeister Harald Reents den Abend eröffnete, war er selber ein wenig erstaunt. Den sieben Offiziellen aus Gemeinderat, Rathausverwaltung und Landratsamt saßen 15 Bürger im Gemeindesaal gegenüber. 200 passen rein. Reents schilderte noch einmal die Geschichte des Hotels, wie es Anfang Oktober 2014 sehr kurzfristig mit jungen Flüchtlingen belegt wurde und das Entsetzen darüber bei den unmittelbaren Anliegern groß war. So etwas sollte nicht mehr passieren, sagte Reents. Deshalb habe man diesmal "möglichst rechtzeitig und zeitnah" die Bürger informieren wollen. "Ich bin der festen Überzeugung, dass die Bürger Transparenz verdient haben." Denn so erreiche man auch "Akzeptanz und Verständnis" für die Situation.

Irmgard Eichelmann, die Koordinatorin der ehrenamtlichen Asylhelferkreise am Landratsamt Freising, gab dann einen kurzen Überblick über die Lage im Landkreis, welche rechtliche Stellung und Leistungen die Flüchtlinge haben. Und sie versuchte mit Gerüchten aufzuräumen, die über Asylbewerber im Umlauf sind - zum Beispiel, dass sie neue Handys bekommen würden. Das Hotel Am Söldnermoos sei mit seiner Ausstattung (abschließbare Zwei- bis Dreibettzimmer mit Sanitärzelle) ein sehr "großzügiges" Haus und zum Glück nicht mit Traglufthallen oder Turnhallen vergleichbar. Doch auch die rund ein Dutzend Anwohner fanden ihre Situation nicht mit anderen Orten vergleichbar: "Hier werden hundert Flüchtlinge auf ein paar Anlieger losgelassen", sagte einer von ihnen. Man sei noch genügend "geschädigt" von den jungen Flüchtlingen, habe kaum eine Nacht Ruhe gefunden wegen des Lärms - und überall habe Abfall herum gelegen. Dazu wurde mehrfach die Sorge über mögliche sexuelle Belästigungen von Mädchen und mögliche Diebstähle geäußert.

Eichelmann und Martina Wilkowski, die Sozialreferentin und Vorsitzende des Nachbarschaftshilfevereins und des Helferkreises Asyl, mussten viel Überzeugungsarbeit aufbringen, um die Ängste der Anlieger zu mindern. "Sie dürfen die erwachsenen Flüchtlinge nicht mit den Jugendlichen vergleichen", betonte Eichelmann mehrmals. Beide baten, die Ankunft der Asylbewerber erst mal abzuwarten. Bei Problemen könne man sich an die Mitarbeiter von Landratsamt und Gemeinde wenden oder direkt mit den Neuankömmlingen in Kontakt treten, indem man dem Helferkreis beitrete. Dann würde sich manches Vorurteil schnell relativieren. Eichelmann versprach zudem, dass sie dafür sorgen werde, dass das Hotel in Etappen belegt wird und nicht gleich mit 100 Flüchtlingen.

Zum Schluss kam auch ein positives Signal von den Anwesenden. Ein etwas weiter weg wohnender Anlieger bot an, den Flüchtlingen Deutschkurse zu geben.

© SZ vom 05.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: