Frau stalkt Ex-Mann:Das fürchterliche Ende einer Ehe

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Zum Geburtstag schickt sie der neuen Lebensgefährtin Pferdescheiße: Eine Frau macht ihrem Ex-Mann und seiner Freundin das Leben zur Hölle. Der Richter des Münchner Amtsgerichts spricht von Psychoterror - und verhängt eine Bewährungsstrafe.

Von Christian Rost

Das Geburtstagsgeschenk für die neue Lebensgefährtin ihres Mannes fiel ziemlich derb aus. "Sie hat mir Pferdescheiße geschickt", berichtet Cornelia S. (alle Namen geändert) am Dienstag im Zeugenstand des Münchner Amtsgerichts. Die delikate Sendung von Karin A. war aber längst nicht die einzige Überraschung für die verhasste Nebenbuhlerin. Offenbar weil sie mit Gewalt ihren Ex-Mann zurückbekommen will, stellt die 53-Jährige der neuen Lebensgefährtin seit geraumer Zeit auf eine Art und Weise nach, die Cornelia S. zur Verzweiflung bringt. Ihre jüngsten Stalking-Aktivitäten haben Karin A. nun eine Freiheitsstrafe eingebracht: zehn Monate, auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt.

Ein fürchterliches Ende einer 20-jährigen Ehe wird da im Saal 221 des Amtsgerichts verhandelt. Nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Mitte der 90er Jahre hätten die Konflikte zugenommen, erzählt Karin A.s Ex-Mann Michael A. Der Ingenieur, der für eine große Behörde in München arbeitet, berichtet erstaunlich gelassen von den Vorfällen seit 2003, als er zum ersten Mal zu Hause vorübergehend auszog und in ein Hotel flüchtete. Seine Frau sei leicht reizbar gewesen, habe Gegenstände aus dem gemeinsamen Haus hinaus auf die Straße geworfen und ihn immer wieder attackiert. Cornelia S. erinnert sich, dass der Mann, der auch ihr Arbeitskollege ist, manchmal völlig verkratzt an den Armen und im Gesicht im Büro erschienen war. Damals hatte Michael A. noch nichts gesagt über sein schwieriges Eheleben. Er habe sich bei der Gartenarbeit mit Rosenstauden so zugerichtet, log er. Mittlerweile räumt er ein, dass die Kratzer von den Übergriffen seiner Frau stammten. Er selbst habe sich immer nur gewehrt in der Ehe.

2008 zog der heute 50-Jährige endgültig aus. Cornelia S. stellte ihm ihre Münchner Wohnung zur Verfügung. Die Ingenieurin selbst hielt sich öfter in Österreich auf. Aus den beiden wurde schließlich ein Paar, das seither allerdings mehr mit der Ex-Frau beschäftigt ist als mit sich selbst. Karin A. terrorisierte die beiden mit Anrufen, schrieb E-Mails, in denen sie Cornelia S. als "Nutte" beschimpfte. Regelmäßig tauchte sie vor der Wohnung des Paars in Bogenhausen auf. Mit einem Schal vermummt harrte sie demonstrativ vor dem Haus aus. "Morgens stand sie da, mittags und auch nachts", so Cornelia S., die therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen musste, weil sie Angstattacken bekam und sich nicht mehr alleine auf die Straße traute. Selbst als sich die beiden eine neue Wohnung suchten und S. ein Kontaktverbot gegen Karin A. erwirkte, ließ die Frau nicht locker. Auch ein Detektiv, den Cornelia S. beauftragt hatte, um Beweise gegen die Stalkerin zu sammeln, schreckte die Ex-Frau nicht ab.

Am 8. April 2011 stand sie wieder vor der Wohnung des Paares. Michael A. und Cornelia S. waren mit dem Auto auf dem Rückweg aus der Stadt nach Bogenhausen. "Ich hatte da so eine Ahnung", erinnert sich der Mann, deshalb hätten sie sich dem Haus von hinten genähert. "Und dort haben wir sie überrascht." Karin A. wollte sich zunächst verstecken, ging dann aber in die Offensive. Angesichts der wild schimpfenden Frau ("Du Arschloch, wie kannst du mit so einer zusammen sein") verriegelte Michael A. sofort die Türen und rief die Polizei. Als sich die Streife näherte, flüchtete die Ex-Frau. Michael A. setzte ihr nach, konnte sie aber nicht festhalten. "Sie hat mir den kleinen Finger verdreht."

Die Angeklagte muss den Vorfall und auch die Beleidigungen einräumen, lässt über ihre Verteidigerin aber erklären, dass sie sich nur mit ihrem Ex-Mann habe aussprechen und mit Cornelia S. gar nicht in Kontakt treten wollen. Michael A. meint dazu, es habe bereits unzählige Aussprachen bei Familientherapeuten, Mediatoren und auch bei der Kinderpsychologin gegeben, die die gemeinsame Tochter behandeln muss. Die Gespräche seien erfolglos gewesen, so der Mann resigniert. Seine Tochter darf er nicht mehr sehen.

Der Nebenklageanwalt von Cornelia S. forderte eine Haftstrafe von 18 Monaten für Karin A. Deren Verteidigerin hielt eine Geldstrafe für ausreichend. Richter Lorenz Leitmeier verhängte dann die von der Staatsanwaltschaft beantragte Bewährungsstrafe. "Das war Psychoterror", hält er der Angeklagten vor, die widerspricht: "Das ist alles Hetze gegen mich!" Sie hat die Trennung noch immer nicht verkraftet: "Ich kann es nicht fassen, nach 20 Jahren Ehe", sagt Karin A.

© SZ vom 20.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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