Internationales Restaurant Gärtnerplatzviertel "Frank's Amici":Würzige Dröhnung

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Ein schlichtes Interieur, laute Musik und ein Koch, der sich mutig an die Kräutertöpfe traut: Neben Zucchiniblüten und Entenconfit werden im Frank's Amici aber auch kulinarische No-goes aufgetischt.

Paula Morandell

Dieser Teil der Klenzestraße war bis vor ein paar Jahren allenfalls für eine Abkürzung gut. Viel zu sehen gab es jedenfalls nicht auf dem kurzen Stück zwischen Gärtnerplatz und dem U-Bahnhof an der Fraunhoferstraße. Man lief vorbei am - damals an warmen Abenden noch nicht überbevölkerten - Treppen-Aufgang zum Gärtnerplatz-Theater. Direkt gegenüber lockte ein Discounter-Markt die Sandler mit billigem Alkohol.

Schlichtes Interieur, deftige Landküche: Franks Amici in der Klenzestraße gehört zu den Neuzugängen im Gärtnerplatzviertel. (Foto: Catherina Hess)

Danach folgten noch das Schaufenster eines Schlagzeugladens und ein kleines, meist überfülltes Thai-Lokal, das auch das Morizz mit seiner privaten Lounge-Atmosphäre schräg gegenüber mit Speisen versorgte. Wem das allerdings nicht zusagte für die Einkehr, musste schon weiterziehen ins Glockenbachviertel - oder ein paar Jahre später wiederkommen: Heute steht auch der westliche Abschnitt der Klenzestraße beispielhaft für den rasanten Wandel im Dreieck zwischen Viktualienmarkt, Sendlinger Tor und Isar.

Es ist viel geschrieben und noch mehr gejammert worden über die Altbausanierer-Mafia und Gastro-Clique, die sich das Viertel unter den Nagel gerissen haben. Aus der egoistischen Sicht des hungrigen Stadtspaziergängers aber brachte die Metamorphose vom beschaulichen Sträßchen zur Ausgehmeile einige Adresse hervor, die es sich zumindest anzusehen lohnt.

Noch immer ein Neuzugang ist das vom Ruhrpott-Raubein Frank Bergmeyer im Oktober 2010 eingerichtete Lokal Frank's Amici. Angeblich um zu verhindern, dass in direkter Nachbarschaft zu seiner kultigen Currywurstkneipe Bergwolf im Treppenabgang zum U-Bahnhof Konkurrenz einzieht, griff er selbst zu und erweiterte sein gastronomisches Portfolio: Neben dem Bergwolf, dem Netzer&Overath und dem Live-Musik-Club 59:1 gehört ihm nun also auch ein Speiselokal.

Man wünscht Frank Bergmeyer, dass er mehr Freunde hat, als sich bei unseren Besuchen abends in seinem Amici einfanden. Ob's an der dunklen Klinkerfassade des Hauses lag, dass sich nicht mehr Gäste hierher verliefen? Oder an der nüchtern-minimalistischen Einrichtung des Lokals mit den blanken Holztischen? Man könnte sich nämlich durchaus wohlfühlen in dem L-förmigen Raum, dem indirekte Lichtquellen eine behagliche Note geben. Wenn nur die Musik nicht wäre, die zunächst noch soulig aus den Lautsprechern kam, im Verlauf des Abends aber deutlich in Richtung Grunge variierte, der schließlich in Club-Lautstärke über die Tische dröhnte. Und ein Club ist diese Lokalität schon mangels geeigneter Bar nicht. Ob das Konzept des Betreibers trotzdem aufgeht, wird sich zeigen. Die Küche immerhin ist auf einem guten Weg.

Eine Schiefertafel listet das Tagesangebot auf: drei Vorspeisen, zwei Pasta-Gerichte, zwei bis drei Hauptgänge, ein Dessert und Käse. Zusammenfassen lässt sich das als überwiegend deftiger Ausflug in die europäische Landküche. Geflügel, Fleisch und Fisch dominieren die Karte. Das verraten schon die an den Wänden großformatig skizzierten Schaubilder von halb filetierten Fischen, geputzten Meerestieren und tranchierten Fleischstücken.

Mit diesen Komponenten wussten die Verantwortlichen am Herd umzugehen. Geradezu lustvoll waren die mit feiner Fischfarce gefüllten Zucchiniblüten zubereitet worden. Die Vorspeise (9,40 Euro) war fest, saftig, mild im Geschmack. Gutes Brot und Olivenöl gab es obendrein. Eine Enttäuschung war der belanglose Salat mit fahrlässig schwach angebratener Entenleber (8,60). Die Spaghetti mit Löwenzahn und Parmesan (9,60) lagen schwer auf dem Teller, weil reichlich Speck beigemischt war, fanden aber dennoch Anklang.

Mutig griff der Koch bei den Hauptgerichten in die Kräutertöpfe. Kräftig-würzig bereitete er das Entenconfit (16,80) zu, und auch das Kartoffelgratin dazu hätte Lob bekommen, wäre es nicht kalt an den Tisch gekommen. Das mit Chorizo gefüllte Perlhuhn (15,80) konnte zwar als durchaus mächtig bezeichnet werden, erhielt aber dennoch die Note gut, nicht zuletzt wegen des schmackhaften Mangolds als Beilage. Hochstimmung herrschte, als der Teller mit Entenbrust, Selleriepüree und Ingwerjus (16,90) am Tisch die Runde machte.

Beim Dessert bekam der Koch zwei Chancen: Die Mousse au Chocolat mit Mangosorbet (5,20) war sicher hausgemacht, beim ersten Versuch aber deutlich zu hell und eher cremig als locker. Deutlich luftiger fiel die Mousse an einem anderen Abend aus. Beim nächsten Mal ist sie vielleicht schon einem Umweg beim Spaziergang durchs Gärtnerplatzviertel wert.

© SZ vom 07.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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