Flughafen München:Radarausfall legt Airport lahm

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100 Flüge fallen aus und Tausende Reisende bleiben am Boden: Ausgerechnet zur Hauptverkehrszeit muss der Luftraum über München gesperrt werden. Eine Panne im Radarsystem legt den Flugverkehr komplett lahm.

Nina Bovensiepen, Christian Krügel und Matthias Vogel

Eine Panne im Radarsystem hat am Freitagmittag den Flugverkehr am Münchner Airport komplett lahm gelegt. Von 12.45 Uhr an konnten keine Maschinen mehr starten, Tausende Reisende, darunter viele, die zum Wochenende nach Hause fliegen wollten, mussten stundenlang auf ihre Flüge warten. Die Störung war zwar nach zwei Stunden behoben, dennoch stauten sich die Flugzeuge noch am Boden. 100 Flüge fielen aus.

Verkehrschaos am Münchner Flughafen: 100 Flüge fallen aus und Tausende Reisende bleiben am Boden. (Foto: Renate Schmidt)

Lange Schlangen vor den Büros der Autovermieter, Trauben von Menschen an den Infoschaltern und überall die gleiche Frage: "Was machen wir jetzt?" Die Großstörung traf den Münchner Flughafen und seine Fluggäste zum schlechtest möglichen Zeitpunkt: Freitag ist Hauptverkehrstag im Erdinger Moos, 1200 Starts und Landungen gibt es dann bei normalem Betrieb. Doch an den war ab Freitagmittag nicht mehr zu denken.

Im Kontrollzentrum der Deutschen Flugsicherung (DFS) war das Radarsystem ausgefallen. Ursache sei "ein Hardware-Fehler im Münchner Netzwerk" gewesen, sagte DFS-Sprecher Axel Raab der SZ. Mit einem Ersatzsystem konnten die Flüge, die sich schon im Luftraum befanden, von den Fluglotsen zwar koordiniert werden.

Für weitere Flüge wurde der Luftraum aber gesperrt. Die Störung hatte gravierende Auswirkungen für den Rest der Republik. So seien auch der Luftraum in Bayern, Sachsen-Anhalt und Sachsen betroffen gewesen. Erst um 14.55 Uhr sei das Radarsystem wieder stabil gelaufen, sodass der Flugbetrieb wieder aufgenommen werden konnte. Die Sicherheit sei zu keiner Zeit gefährdet gewesen, teilte die DFS mit.

Nach zwei Stunden Stillstand kann ein Flughafen aber nicht einfach zum Normalbetrieb übergehen. "Wir können die Maschinen nur sukzessive rauslassen, weil es sonst Chaos in der Luft gibt", sagte DFS-Sprecher Raab. Eine Stunde nach Ende der Störung sei der Airport erst bei "50 Prozent seiner Kapazität" gewesen, sagte ein Flughafen-Sprecher. Verspätungen sollte es noch bis in die Nacht zum Samstag geben, dann solle alles wieder normal laufen.

Viele Reisende versuchten auf Bahn und Auto umzusteigen, einige übernachteten an den Hotels am Airport, weil ihr Flug auf Samstag verschoben wurde. Und manche fanden Lösungen im Kollektiv: Etwa einige Fluggäste, die aus einer abflugbereiten Maschine nach Düsseldorf wieder aussteigen mussten. Sie taten sich spontan zusammen und mieteten einen Leihwagen für die Fahrt an den Rhein. Reisende Nadine Müller sagte: "Solche Pannen schweißen Menschen auch zusammen."

© SZ vom 07.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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