Flüchtlingsunterkunft:Warmes Geschenk

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Eine Helferin verteilt Jacken an Flüchtlinge. Die Anoraks wurden von einem Millionär aus Sydney gespendet. (Foto: Robert Haas)

Australier spendet 300 Jacken für Asylbewerber in Neuaubing

Von Marco Völklein

Ibrahimi Asif gehört zu den ersten, die sich an diesem Sonntag eine der gut 300 Jacken sichern. "Es ist kalt hier in München", sagt der junge Afghane, der seit einiger Zeit in der städtischen Gemeinschaftsunterkunft an der Mainaustraße in Neuaubing untergekommen ist. Viel mehr als ein T-Shirt, einen dünnen Pullover und einen Schal trägt er nicht an diesem kalten Sonntag. Da kommt ihm die Jacke des australischen Multimillionärs Henry Ngai gerade recht.

Der aus Hongkong stammende Unternehmer, der seine Millionen mit der Herstellung von Toilettenpapier gemacht hat, hatte im Spätsommer die Bilder vom Münchner Hauptbahnhof im Fernsehen gesehen. Schon damals war klar, dass viele der Flüchtlinge nicht ausgerüstet sind für einen durchschnittlichen mitteleuropäischen Winter. Ngai spendete daher kurzerhand 100 000 Winterjacken, ließ diese in Schiffscontainer verpacken und nach Hamburg verschiffen. Von dort werden die Jacken nun von Hilfsorganisationen auf Flüchtlingsheime in ganz Deutschland verteilt. Klar war, dass einige auch nach München kommen sollen, also an den Ort, von dem sich Ngai inspirieren ließ.

Und hier werden sie dringend gebraucht, sagt Ricarda Schmidt vom ehrenamtlichen Helferkreis, der sich um die Asylbewerber in Neuaubing kümmert. Vor einiger Zeit hatten die Helfer rumgefragt in der mit 200 Leuten belegten Unterkunft an der Mainaustraße. Was benötigen die Menschen am meisten? "Eine warme Jacke", sagt Schmidt, "das war der Wunsch, der am häufigsten geäußert wurde." Durch Zufall erfuhr sie bei einer Diskussionsrunde im Gasteig von der Jackenspende aus Australien - und nahm umgehend Kontakt mit den Verteilern in Hamburg und deren Kontaktleuten an der Isar auf. So kamen letztlich 300 Jacken nach Neuaubing, die an diesem Sonntag verteilt werden.

Alles läuft geordnet, Ricarda Schmidt und ihre Helfer führen eine Namensliste der Bewohner. Wer sich eine Jacke abholt, wird abgehakt. Weil es keine Kindergrößen gibt, hat ein anderer Helferkreis aus Schwabing Kuscheldecken gebastelt, die parallel an die Kleinen verteilt werden. "Damit jeder etwas kriegt und keiner enttäuscht ist", sagt Ricarda Schmidt. Zudem versichert sie: Auch wenn sie nun 300 Jacken bekommen haben und eigentlich nur 200 Bewohner in der Unterkunft leben - "auch die restlichen Jacken kommen dahin, wo sie gebraucht werden". Gerade waren ihre Eltern da, die sich als Helfer in Wolfratshausen engagieren. "Die haben schon einige mitgenommen und verteilen die nun dort."

© SZ vom 15.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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