Flüchtlinge:Es ginge auch ohne diesen Stress

"Dicke Luft", 13./14. Februar:

Nach mehr als vier Jahren ehrenamtlicher Tätigkeiten für Geflüchtete kann ich nur bestätigen, dass es in Sammelunterkünften oft durch Kleinigkeiten zu Konflikten kommt: In der Bayernkaserne klopfte jemand an die falsche Zimmertür; im Landkreis Traunstein rauchte einer, der ehemalige Pensionswirt, der nun Betreiber der Unterkunft ist, verweigerte daraufhin tagelang die warmen Getränke - dicke Luft angesagt, verständlicherweise. Gibt man den Familien und Männern aber ein Stück Menschenwürde und Selbstbestimmung, beispielsweise durch die Möglichkeit, selbst zu kochen, sieht's schon anders aus. Auch die Integration kann von Anfang an viel besser laufen, wenn in der Nachbarschaft nur eine überschaubare Anzahl von Asylbewerbern wohnt. Nun werden in München Leichtbauhallen ohne Fenster aufgebaut, die Geflüchteten leben bis zu einem Jahr in einem großen Zelt. Gleichzeitig bieten Bürger Wohnungen an und es dauert Monate, bis endlich eine Schutz suchende Familie einziehen kann. Ich frage mich, ob man Menschen, die vor Kriegen und lebensgefährlichen Konflikten fliehen, in Bayern immer noch durch schlechte Unterbringung und lange Wartezeiten abzuschrecken versucht. Ines Steinheimer, München

© SZ vom 23.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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