Konzert in der Olympiahalle:Mit Florence den Moment genießen

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Florence Welch beim "Florence and the Machine"-Konzert in der Olympiahalle. (Foto: imago stock&people/imago/Plusphoto)

Die Sängerin von "Florence and the Machine" ist in der Olympiahalle Balletttänzerin, Opernsängerin und wildes Tier. Da muss sie nicht noch ständig erzählen, dass sie die ganze Welt liebt.

Konzertkritik von Theresa Hein

Alles an dieser Frau weht. Florence Welch huscht barfuß über die Bühne der Olympiahalle, dreht sich mit Flamencohänden im Kreis, wirft den Kopf mit der Kupfermähne zurück wie ein wildes Tier, das man einfangen will. Und dabei weht ihr seidiges Gewand, sie fasst sich verträumt ins Gesicht, stellt sich auf die Zehenspitzen, dreht sich wieder im Kreis wie eine zu groß geratene Balletttänzerin.

Nebenbei singt sie ganz fantastisch. Florence Welchs Stimme, die mit dem Cover des 80er Jahre-Songs "You got the love" 2009 um die Welt ging, hat so gar nichts von sinnlicher Entrücktheit, sondern ist irdisch und technisch, hier und jetzt. Welch weiß ihre Stimme als Instrument zu nutzen, wie eine Opernsängerin. Die Stimme als innere Maschine, der sie alles abverlangt.

Vom Handy verabschieden - das gelingt nicht jedem

Die Songs des 2015 erschienenen Albums "How big, how blue, how beautiful" unterscheiden sich nicht großartig von denen der vergangenen Jahre. In der Single "What kind of man" sind die Gitarren vielleicht ein bisschen dreckiger, und das Publikum in der Olympiahalle tanzt wild, wie zum Dank für die Band. Die ist so untypisch für die heutige Poplandschaft wie ihre Frontsängerin.

Isabella Summers, Songwriting-Genie und die zweite Maschinenhälfte von Florence and the Machine, variiert mit ihren Keyboardsounds die Studioversionen, ein Backgroundchor aus fünf Sängerinnen wird zum Bläserinnen-Ensemble, wummernde Bass-Drums wechseln sich ab mit Harfenklängen, und das Publikum macht bei allem freudig mit.

Bei dem Song "Third Eye" bittet die Sängerin ihre Zuhörer, die Smartphones wegzustecken und den Moment einfach mal zu genießen. Die Idee ist gut, und das Münchner Publikum ist auch fast dazu bereit. Aber so wenig, wie sich Florence Welch von ihrer Ich-liebe-die-ganze-Welt-Rhetorik trennen kann, können sich einige Hörer offenbar von ihrem Handy verabschieden. "I'm the same, I'm the same, I'm trying to change", wie die Sängerin singt, wir sind die gleichen wie immer, aber wir versuchen, uns zu bessern. Nur, wie es in der neuen Single "Delilah" heißt, vielleicht noch nicht heute Abend.

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