Fische im Olympiasee:Das große Zappeln

"Marmorkarpfen, 35 Kilo": Der Olympiasee wird abgelassen und grundgereinigt, die Fische müssen deshalb raus aus dem Wasser.

Florian Fuchs, Fotos: Stephan Rumpf

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Der Münchner Olympiasee wird von Schlamm und Unrat befreit - auch zehn Tonnen Fisch müssen aus dem Wasser.

Ein Dutzend Männer hat Siegmund Bayerl mitgebracht, um zehn Tonnen Fisch aus dem Olympiasee zu holen. Gerade haben seine Helfer auf Höhe des Olympiaturms ein riesiges Netz einmal quer durchs Wasser gezogen - zum zweiten Mal schon an diesem Samstagvormittag. Es zappelt und blubbert im Wasser, das Netz ist jetzt so eng zusammengezogen, dass die Männer die Fische mit bloßen Händen aus dem See holen könnten. Ein besonders prächtiges Exemplar war schon dabei. "Marmorkarpfen, 35 Kilo", sagt Bayerl, "das war der größte bis jetzt."

Text: Florian Fuchs, Fotos: Stephan Rumpf

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Der Olympiasee wird abgelassen und grundgereinigt, die Fische müssen deshalb raus aus dem Wasser. Karpfen, Brachse, Zander, Barsche, auch Hechte - sie alle bekommen eine neue Heimat. Das ist gar nicht so einfach: Denn der Großteil des Fischbestands im Olympiasee besteht aus Marmor- oder Silberkarpfen. Und die stammen aus Asien, deshalb dürfen sie in Deutschland nicht in natürliche Gewässer ausgesetzt werden. "Nicht einheimisch, so sind nun einmal die Bestimmungen", erläutert Peter Wißmath, Fischereidirektor beim Bezirk Oberbayern. Das ist der Grund, weshalb Bayerl und sein Team die Fische jetzt aus dem Wasser holen: Bayerl ist Eigentümer des Teichguts Einberg, er wird die Tiere in seine Anlagen bringen und dann weiterverkaufen.

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Die Marmor- und Silberkarpfen, sagt Wißmath, sind 22 Jahre und sechs Monate alt. Er weiß das so genau, weil der Olympiasee 1986 zum letzten Mal grundgereinigt wurde und die Fische danach ausgesetzt wurden. Die Karpfen aus Asien sind quasi Nutztiere: Sie fressen Algen und halten das Wasser so länger sauber. "Aber es gibt Vogel- und Fischkot, Laub, irgendwann muss man deshalb trotzdem mal wieder reinigen", sagt Wißmath.

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In der zweiten Novemberwoche soll das Wasser - rund 125 Millionen Liter - komplett abgelassen sein, kündigt Michael Amberger an, der als Projektleiter bei den Stadtwerken für die Runderneuerung des Sees zuständig ist. Bis dahin werden die Arbeiter noch einige Souvenirs aus dem Wasser ziehen: "Eine Matratze, kaputte Schlitten, sogar alte Atomic-Ski. Wir haben bis jetzt schon unglaubliche Dinge auf dem Grund gefunden", sagt Amberger.

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Wenn der See dann gereinigt und vom Schlamm befreit, das gefährdete ökologische Gleichgewicht also wieder hergestellt ist, gibt es im Frühjahr 2010 einen neuen Fischbestand. "Nur zwei große Graskarpfen sind drinnen, die möchte ich wieder haben", sagt Amberger, "das sind einfach Publikumsmagnete hier."

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Jetzt gilt es aber erst einmal, die Fische auf den Lastwagen zu hieven. Mit Käschern und Plastikboxen schöpfen die Männer in den Gummistiefeln große, und kleine Fische aus dem Wasser und verfrachten sie in einen großen, schwarzen Behälter. Ist die schwarze Tonne voll, hebt ein kleiner Kran sie hoch und dreht sich um 180 Grad zur Uferpromenade. Jetzt kommen die Fische in weiße, rechteckige Spezialbehälter, die für den Transport auf Lastwagen mit Sauerstoff versorgt werden. Dass die Hechte in den gleichen Behältern liegen wie die anderen Fischarten, ist kein Problem. "Die sind so aufgeregt, die denken gerade überhaupt nicht ans Fressen", sagt Peter Wißmath.

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So ganz harmonisch geht es aber trotzdem nicht zu beim Transport: "Naja, es gibt natürlich Schöneres für die Tiere. Das muss man sich vorstellen wie in einem voll besetzten Waggon mit Leuten, die man nicht so mag", sagt Wißmath. Aber dafür bekämen sie eine schöne neue Heimat, bis nach Sachsen werden ein paar der Tiere gebracht; auch da hat das Teichgut Einberg einige Anlagen. Ein Marmorkarpfen und ein Hecht allerdings müssen nicht ganz so weit reisen. Gerade, als das Netz zum ersten Mal eingeholt ist, kommen zwei Mitarbeiter aus dem Sealife, suchen sich die schönsten Exemplare aus und schieben sie auf einem kleinen Rollwagen ins Aquarium hinüber.

Text: Florian Fuchs, Fotos: Stephan Rumpf

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