Finanzen:Die Messe überweist der Stadt 277 Millionen Euro

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Das öffentliche Unternehmen zahlt seinen Gesellschaftern ihre Darlehen zurück, auch der Freistaat profitiert. Denn Kredite bei Banken kommen günstiger

Die Stadt kann sich in diesen Tagen über einen mächtigen Eingang auf ihrem Konto freuen - über mehr als 277 Millionen Euro. Die Messe München, deren Gesellschafter die Stadt und der Freistaat sind, zahlt nämlich auf einen Schlag die Darlehen zum Bau ihres neuen Geländes in Riem zurück. Auch das Finanzministerium darf sich deshalb über einen ähnlich hohe Überweisung freuen. Nach SZ-Informationen erhält auch der Freistaat seinen Teil komplett zurück. Insgesamt hatten die Gesellschafter 520 Millionen Euro bereitgestellt. Die Rückzahlung von mehr als einer halben Milliarde Euro sei kein Alarmsignal, heißt es aus dem Aufsichtsrat, sondern Zeichen vernünftiger Planung. Die Messe könne sich bei Banken das nötige Geld zu deutlich günstigeren Konditionen beschaffen. Sie löse lediglich teurere durch günstigere Darlehen ab.

Schon im Sommer hatte Messechef Klaus Dittrich angedeutet, dass er mit Stadt und Land über die Zukunft der Darlehen verhandeln wolle. Nun soll der Coup an diesem Freitag offiziell verkündet werden. Doch das Geheimnis, das die Messe bis zuletzt darum machte, sickerte durch. Stadtkämmerer Christoph Frey hatte den Eingang der Viertelmilliarde nämlich mit ein paar dürren Zeilen in den Haushaltsplan 2019 aufgenommen. "Die deutliche Steigerung resultiert aus der Rückzahlung eines Darlehens der Messe München GmbH (MMG) in Höhe von 277 Mio. €, welche im Zusammenhang mit der Neuordnung der Finanzstruktur der MMG steht", heißt es in einer Stadtratsvorlage.

Aufsichtsratschef und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sieht dadurch Vorteile auf beiden Seiten - und das dauerhaft. "Die Finanzierungsstruktur der Messe wurde 20 Jahre nach Fertigstellung des neuen Messegeländes umgestellt, um der Messe Spielräume für künftige Investitionen und den Gesellschaftern Gewinnausschüttungen zu ermöglichen", sagt er. Erst vor ein paar Wochen stellte die Messe die zwei neuen Hallen C5 und C6 fertig - die Baukosten von 105 Millionen Euro konnte sie selbst finanzieren. Für den Umzug von der Theresienhöhe auf das Areal des alten Flughafens und den ersten Bauabschnitt musste das Unternehmen 1,2 Milliarden Euro investieren - Geld, das es nicht hatte. Zu den 520 Millionen Euro, die sie von den Gesellschaftern bekam, nahm die Messe noch 680 Millionen bei einer Bank auf. Die letzten Raten dieses Kredits bezahlte sie 2018 zurück. Nun nutzt sie die Gelegenheit, um neues Geld aufzunehmen. Die wirtschaftliche Lage ist günstig und die Zinsen sind niedrig - deutlich niedriger als die etwa fünf Prozent, mit denen die Gesellschafterdarlehen verzinst wurden. Zudem konnte die Messe bisher kaum Eigenkapital aufbauen, da mit den Gesellschaftern vereinbart war, dass in jedem Jahr, in dem sie Gewinn macht, das Geld als Zinsen an die Gesellschafter gehen muss.

Die Messe wird mit ihrer neuen Finanzstruktur freier und auch unabhängiger von der öffentlichen Hand agieren können. Der Aufsichtsrat sieht das nach SZ-Informationen positiv. Man sei mit der Entwicklung insgesamt sehr zufrieden, erklären Mitglieder durchgängig. Auch 2018 hat die Messe Gewinn gemacht, das Geschäft im In- und Ausland floriert. Vor neun Jahren noch sah die Situation ganz anders aus, der Stadt hatte es damals gereicht und sie begann, auf einen Kurswechsel hinzuwirken. Damals hatte das Unternehmen viele Jahre keinen Gewinn gemacht, musste die Darlehen der Banken tilgen und die entsprechenden Zinsen bezahlen - in einem Jahr konnten das 40 Millionen Euro sein. Die Stadt und der Freistaat sprangen zur Seite und zahlten jährlich Zuschüsse in Höhe von 20 Millionen Euro. Der damalige Wirtschaftsreferent Reiter gab 2010 bekannt, dass man dazu nicht mehr bereit sei und die Summe auf insgesamt 50 Millionen Euro bis 2018 begrenze. Das waren 130 Millionen weniger als geplant. Bei der Messe startete daraufhin ein großes Spar- und Wachstumsprogramm, das sich für Stadt und Freistaat nun im wörtlichen Sinne auszahlt.

© SZ vom 11.01.2019 / heff, ratz, wiw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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