Filmkunsttipp:Am Anfang war ein Hund

Im Spielfilm "Die Rüden" treffen jugendliche Gewaltkriminelle auf aggressive Hunde.

Von Anke Sterneborg

Tätowierte bärtige Männer kicken unter der Dusche eine Seife über den Boden. Plötzlich schlägt die Stimmung um, das Spiel wandelt sich zum aggressiven Kampfgebaren. Exerzitien toxischer Männlichkeit in einem unterirdischen Betonbunkerbau in archaischen Endzeitlandschaften. Connie Walther lässt in Die Rüden aggressive Hunde auf gewalttätige Männer im Strafvollzug treffen, moderiert von einer Hundetrainerin, die auch als Therapeutin arbeitet. Im Film heißt sie Lu, verkörpert wird sie von Nadin Matthews: Es ist ihr Konzept, das hier angewendet wird. Es geht darum, die gängigen Systeme von Gut und Böse, von Opfer und Täter auf die Probe zu stellen. Das kühle Setting erinnert an Dystopien wie Die Tribute von Panem, eine Arena aus vernarbtem Beton, ein Gittertor, wie man es von Gladiatorenkämpfen kennt, Hunde mit Maulkorb und oben in einer verglasten Kanzel die Therapeuten, deren Jute-Uniformen Mittelalter mit Science-Fiction verschmelzen. Der Film ist ein Laborversuch auf einem schmalen Grat zwischen Dokumentation und Inszenierung, die Probanden sind aus dem Strafvollzug entlassene Gewaltverbrecher, die unter fiktiven Namen und Biografien reale Reaktionen zeigen.

Die Rüden , D 2019, Regie: Connie Walther

© SZ vom 19.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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