Am Anfang ist Nora (Lena Urzendowsky) eine unscheinbare Raupe, ein 14-jähriges Mädchen, das unsicher und ernst in die Welt schaut, auf ihre große Schwester und ihre beste Freundin, auf die Jungs und Mädchen in ihrer Klasse. Nach dem Sexualkunde-Unterricht gibt die Lehrerin den Schülern im Einzelgespräch die Gelegenheit, auch über Dinge zu reden, die ihnen vor der Klasse peinlich sind. "Ich finde andere Mädchen manchmal so schön", sagt Nora zögernd. "Ich glaube, dass ich sie irgendwie anders anschaue, mehr so wie ein Junge sie anschauen würde." Wie jeder Teenager ringt auch Nora um Orientierung, und dann lernt sie Romy kennen, die ihre Sinnlichkeit verschwenderisch teilt. Verkörpert wird sie von Jella Haase, die schon in Leonie Krippendorffs Debüt Looping Teil dieser besonderen Form von Solidarität und Nähe unter Frauen war. Zusammen mit dem Kameramann Martin Neumeyer fühlt sich die Regisseurin seismografisch ins Teenager-Lebensgefühl ein und in den Multikulti-Kiez am Kottbusser Tor in Berlin. Sie spielen mit Filmformaten, der Enge des Handybildschirms, dem etwas geräumigeren Normalformat, und wenn die Kids mehr Platz brauchen, weitet sich das Bild. Um Noras sexuelle Orientierung macht der Film nicht viel Aufhebens, viel wichtiger ist, dabei zuzuschauen wie sie sich in ihren Körper einlebt, wie sie freier und schöner wird, wie sie schwimmt und tanzt und irgendwann fast fliegt.
Kokon , Regie: Leonie Krippendorff