Filmabend:Mikrokosmos der Toleranz

Das Kulturhaus Milbertshofen zeigt einen Dokumentarfilm über das Café Ta'amon in Jerusalem

Von Stefanie Schwetz

Milbertshofen - Gegründet wurde das kleine Café Ta'amon an der King-George-Street in Jerusalem in den Dreißigerjahren von deutschen Immigranten. Es entwickelte sich fortan zu einer Art Versammlungszentrum. Auf wenigen Quadratmetern bot das Etablissement genug Raum für die Visionen des Staates Israel. Golda Meir, Menachem Begin, Itzhak Rabin und Shimon Peres haben hier einst ihren Kaffee getrunken. 1960 kaufte der eher konservative Mordechai Kopp das Café, das gleichwohl zum Treffpunkt israelischer Intellektueller und linker Aktivisten wurde. Der Münchner Filmemacher Michael Teutsch hat dem Café Ta'amon rechtzeitig, bevor Mordechai Kopp es im Jahr 2013 aus Altersgründen aufgab, einen Dokumentarfilm gewidmet. Darin zeigt er historische Bildsequenzen und lässt Gäste zu Wort kommen, die den Ort über die Jahrzehnte bevölkerten. Bis zuletzt war das Café Ta'amon ein Mikrokosmos der Toleranz und des politischen Diskurses, an dem debattiert und manchmal fast bis zu Handgreiflichkeiten gestritten wurde - ein Spiegelbild der israelischen Gesellschaft. Für manchen war dieser Ort der Begegnung so etwas wie Heimat. "Ich bin hier zu Hause", sagt einer der Stammgäste in dem Film. "Hat man hier Geld, kann man hier Kaffee bekommen. Hat man kein Geld, bekommt man auch Kaffee." Am Mittwoch, 19. Dezember, wird der Film "Café Ta'amon - King-George-Street, Jerusalem" im Kulturhaus Milbertshofen, Curt-Mezger-Platz 1, gezeigt. Die Vorstellung beginnt um 19 Uhr. Karten gibt es unter ☎ 35 65 68 29 und an der Abendkasse.

© SZ vom 18.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: