Feuer in Flüchtlingsunterkunft:Die Flucht nach der Flucht

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Im Freimanner Ankunftszentrum für Asylbewerber kommt es wegen des Brandes zu dramatischen Szenen. Am Ende sind alle in Sicherheit

Von Inga Rahmsdorf und Susi Wimmer

Noch weiß die Polizei nicht genau, was den Brand am Mittwochnachmittag im Ankunftszentrum für Flüchtlinge in Freimann ausgelöst hat: Lag es an einem technischen Problem bei der Heizung oder war es eine unachtsam weggeworfene Zigarettenkippe? Jedenfalls brannte zunächst eine Matratze in einem mit drei Flüchtlingen belegten Zimmer, am Ende standen 32 Wohn- und Bürocontainer lichterloh in Flammen. Der Brand hatte sich in Windeseile durch das Inventar und die dünnen schmelzenden Containerwände gefressen.

Einem 44 Jahre alten Mitarbeiter der Sicherheitsfirma war aufgefallen, dass aus einer Raumheizung Funken sprühten. Er war es auch, der die brennende Matratze entdeckte und die Feuerwehr alarmierte. Gleichzeitig versuchte er noch, die Flammen zu löschen, und zog sich selbst eine leichte Rauchgasvergiftung zu. Schließlich gab er seine vergeblichen Löschversuche auf und half, die Bewohner zu informieren und aus den Containern zu geleiten. Von den 61 Menschen, die dort leben, wurde niemand verletzt. Für einen Schreck sorgte kurze Zeit die Tatsache, dass sieben der Bewohner nicht aufzufinden waren. Da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass sie sich noch in den Containern befanden, suchte die Feuerwehr mit Atemschutz alle Wohneinheiten ab. Doch die Flüchtlinge hatte sich rechtzeitig alle in Sicherheit gebracht.

Die Container, die auf dem Grundstück neben dem Ankunftszentrum stehen, bieten insgesamt Schlafplätze für 300 Personen. Zuständig für das Ankunftszentrum ist die Regierung von Oberbayern. Die Einrichtung im Euro-Industriepark ist in der Regel die erste Durchlaufstation für Flüchtlinge, die in München ankommen. Sie dient nicht als längerfristige Unterkunft. Derzeit kommen dort zwischen 100 und 300 Flüchtlinge innerhalb von 24 Stunden an und bleiben im Durchschnitt acht bis 16 Stunden, bis sie an die für sie zuständige Kommune in Deutschland oder eine Unterkunft in München weitergeschickt werden.

Das Zentrum ist erst im Sommer 2015 eröffnet worden. Es sollte das heruntergekommene und immer wieder in der Kritik stehende Gebäude in der Baierbrunner Straße ersetzen. Neben einer zentralen Containeranlage, in der die Asylbewerber registriert, medizinisch untersucht und mit Essen und Trinken versorgt werden, gibt es ein Bettenhaus mit 600 Plätzen, in dem die Flüchtlinge übernachten können, wenn sie am gleichen Tag nicht mehr weiter geleitet werden können. Doch das Zentrum, das auf 350 Personen am Tag ausgelegt ist, war schon kurz nach seiner Eröffnung so überfüllt, dass Ende Juli auf einem angrenzenden und brachliegende Gelände Zelte errichtet werden mussten. Da die Zahl der Flüchtlinge aber nicht sank, sondern stieg, wurden die Zelte im Herbst gegen die Container mit den etwa 300 Schlafplätzen ausgetauscht.

© SZ vom 29.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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