Wie arbeitet wohl ein Mensch mit übernatürlichen Kräften? Setzt er sich einfach hin, schließt die Augen, streckt die Arme in die Luft und sendet kosmische Strahlen in die Welt, um wohltuende, regenerative Energie zu verbreiten? Die Staatsanwaltschaft München I glaubt, dass Alberto M. zuallererst seinen Kontostand im Sinn hatte, als er sich als Fernheiler betätigte. Und deshalb hat sie Anklage gegen den 51-jährigen Schweizer erhoben. Von diesem Freitag an steht er in München wegen Betrugs in zwölf Fällen vor dem Landgericht.
Für rational veranlagte Menschen liest sich die Anklage wie eine frei erfundene, lustige Geschichte. Da behauptet ein Mann auf seiner Internetseite, dass er allein durch seine mentale Kraft Gutes bewirken kann. Und weil gerade Menschen, die von ihren Partnern sitzen gelassen wurden, oft in ein tiefes emotionales Loch fallen und alles dafür geben würden, wenn nur der oder die Liebste zurückkommt, hat sich Alberto M. auf diese Zielgruppe spezialisiert. Er soll seinen Kunden vorgegaukelt haben, positiven Einfluss auf ihr Beziehungsleben nehmen zu können. Insbesondere habe er sich für die Zurückführung ehemaliger Partner angeboten.
In "90 Prozent aller Fälle positive Ergebnisse"
Laut Staatsanwaltschaft war das für M. ein nicht allzu anstrengendes und sehr einträgliches Geschäft. Weder mit seinen Kunden noch mit den jeweiligen Ex-Partnern, die es emotional umzupolen galt, hatte er offenbar je näher Kontakt. Mit den Kunden telefonierte er oder schrieb ihnen. Bei den Ex-Partnern setzte er seine angebliche kosmische Energie aus der Ferne als Beziehungskitt ein.
Ein Foto vom Verflossenen reichte M. schon als Vorlage, damit die von ihm ausgesendeten Strahlen auch den Richtigen trafen. In "90 Prozent aller Fälle positive Ergebnisse", versprach der Fernheiler in einem Beitrag im Apotheken Anzeiger. Doch trotz seiner angeblich übernatürlichen Kräfte: Funktioniert hat das Brimborium nie. Jedenfalls in den zwölf Fällen, die ihn nun vor Gericht bringen.
Zwischen 10 000 und 83 000 Euro für "mentale Kräfte"
Es sind Frauen und Männer, die sich seit 2009 bei dem laut Eigenwerbung "erfahrenen Parapsychologen" gemeldet haben. Zwischen 10 000 und 83 000 Euro sollen ihm die teils recht vermögenden Geschädigten für den Einsatz seiner "mentalen Kraft" gezahlt haben. 392 000 Euro kamen so angeblich auf M.s Konto zusammen. In der Schweiz wird der Mann, der eine Zeit lang auch in Grünwald wohnte, schon länger kritisch beäugt.
Die schweizerische Konsumentenzeitschrift Beobachter meldete 2013, dass der "wortgewandte Heiler aus Zürich" schon "Millionen" verdient habe. Und sich nun nicht mehr um verflossene Partner kümmert, sondern als "Geldberater" versucht. Zunächst muss er sich allerdings in München aus dem Prozess herausbeamen, für den vier Verhandlungstage angesetzt sind.